Calw ist der drittsicherste Landkreis im Land. Foto: Bits and Splits/Fotolia.com

Calw ist der drittsicherste Landkreis im Land. Kriminalitätsrate steigt gegen den Trend um 1,9 Prozent.

Karlsruhe/Kreis Calw - Zuerst die gute Nachricht: Der Landkreis Calw war im vergangenem Jahr der drittsicherste Landkreis in ganz Baden-Württemberg. Aber – die schlechte Nachricht: die Kriminalität stieg gegen den Landestrend um 1,9 Prozent (auf 5023 Fälle). Und im Jahr zuvor war Calw noch der zweitsicherste Kreis.

Womit, so das Resümee von Günther Freisleben, Polizeipräsident des für Calw zuständigen Präsidiums Karlsruhe, während der Vorstellung der Kriminalstatistik 2016, sich auch für den Nordschwarzwald eine allgemeine Entwicklung beobachten lässt: Während die Städte wie Karlsruhe (minus 4,5 Prozent) und Pforzheim (minus 4,8 Prozent) immer sicherer werden (wenn auch bei weiter hohem Kriminalitätsniveau), verlagern sich immer mehr Straftaten offensichtlich auf ländliche Regionen. Das gelte zum Beispiel auch für den Enzkreis (ebenfalls plus 1,9 Prozent) und den Landkreis Karlsruhe (plus 6,9 Prozent).

Allerdings stecken weitere "gute Nachrichten" für den Kreis Calw im Detail. So ging 2016 die Zahl der Wohnungseinbrüche um bemerkenswerte 41,6 Prozent zurück – macht noch 104 gemeldete Fälle nach 178 im Jahr 2015. Auch die Zahl der Einbrüche in Gewerberäume sank um dasselbe Niveau, von 185 Fällen auf 108. Und dass der Kreis Calw für Diebe und Räuber offenbar immer weniger interessant ist, belegen auch die zurückgehenden Zahlen der Kfz-Aufbrüche (minus 24,1 Prozent auf 88 Fälle; 2015: 116) und der Rückgang sonstiger Raubüberfälle auf offener Straße, wo nur noch fünf Fälle aktenkundig wurden, nach 15 noch 2015. Allerdings: Die Ladendiebstähle nahmen im Kreis im abgelaufen Jahr im Verhältnis kräftig zu, allerdings bei insgesamt eher "niedrigen" Fallzahlen: nach sieben Fällen im Vorjahr wurden 2016 hier 21 Fälle registriert – eine Verdreifachung.

Extremer Anstieg bei der Drogenkriminalität

Doch der wesentliche Anstieg bei den Straftaten im Kreis Calw kommt aus den noch übrigen Kriminalitätsfeldern: Betrug, Gewalt und Drogen. Wobei der Polizeipräsident vor allem in den allgemein wachsenden Zahlen der Gewaltkriminalität ein zunehmendes Problem für die deutsche Gesellschaft sieht. Insgesamt stiegen hier die Zahlen im Präsidiumsbezirk innerhalb Jahresfrist von 5866 Fällen auf 6216 Fälle an. Im Kreis Calw fiel dabei besonders der Anstieg von sogenannten "Rohheitsdelikten" (Körperverletzung) auf: plus 85 Fälle auf 806 Fälle absolut, das entspricht einem Anstieg von 11,8 Prozent. Besonders tragisch: der Anstieg bei den Straftaten "gegen das Leben", also Tötungsdelikte oder versuchte Tötungen: Nach nur zwei Fällen im Jahr 2015 sprang hier die Zahl auf acht Fälle hoch; rein rechnerisch ein Plus von 300 Prozent.

Polizeipräsident Freisleben wies allerdings darauf hin, dass ein großer Teil des Anstiegs bei der Gewaltkriminalität nach den Erfahrungen der Polizei aus "interethnischen Auseinandersetzungen zwischen Asylbewerbern und Flüchtlingen" resultiere. "Hier werden ganz offensichtlich Konflikte aus den Heimatländern der Asylbewerber zu uns getragen", vermutet Freisleben. Dafür spreche auch, das präsidiumsweit 50 Prozent mehr Tatverdächtige aus den Reihen der Asylbewerber ermittelt werden konnten.

Geradezu "extrem" auch der Anstieg der Drogendelikte im Präsidiumsbezirk: Von 3464 stieg hier die Fallzahl auf ein Zehnjahreshoch von 4155 Fällen. Allerdings seien diese Fälle naturgemäß "hausgemacht", so Freisleben, da ein "hoher Fahndungsdruck" mit vielen Kontrollen und Razzien wie im vergangenem Jahr natürlich auch eine erhöhte Anzahl an Anzeigen mit sich bringe. Im Kreis Calw stieg die Zahl der Drogendelikte von 352 Fällen (2015) auf 425 Fälle, was einem Zuwachs von 20,7 Prozent entspricht. Auffällig auch hier nach den Erfahrungen der Polizei der im Verhältnis "hohe Anteil von Ausländern unter den Tatverdächtigen", der bei rund einem Drittel präsidiumsweit liege. Allerdings seien dies in diesen Fällen vor allem türkischstämmige Täter, gefolgt von Franzosen und Italienern. Einzige Ausnahme: Unter den Asylbewerbern fielen in der hiesigen Region immer wieder Personen aus Gambia im Bezug auf Drogendelikte auf; die teilten sich daher, so Polizeipräsident Freisleben, mit den Franzosen den zweiten Platz unter den häufigsten ausländischen Tatverdächtigen.

Polizei steigert Aufklärungsquote

Ein insgesamt positiver Aspekt, auch für den Kreis Calw: Die Aufklärungsquote konnte hier im abgelaufenen Jahr leicht von 63,3 Prozent auf 63,6 Prozent gesteigert werden. Womit sich der Kreis bei im Durchschnitt 3233 Straftaten pro 100 000 Einwohner als eben der drittsicherste Landkreis im Landesvergleich einsortiert. Die sichersten Orte dabei im Kreis Calw: Oberreichenbach (1088 pro 100 000) gefolgt von Egenhausen (1152) und Neuweiler (1416). Und das "unsicherste Pflaster" im Kreis: die Stadt Calw (5587), gefolgt von Bad Wildbad (4860) und Nagold (4473).