Jürgen Ott gönnt sich nun einen Urlaub, um sich zu erholen. Foto: Privat

"Wahnsinns-Dusel mit dem Wetter". Positive Bilanz. Besucherzahlen bleiben konstant.

Calw-Hirsau - Der letzte Ton ist längst verklungen, die Bühne abgebaut, der Veranstalter Jürgen Ott kommt so langsam wieder zum Durchatmen. "Bombig zufrieden" ist er mit dem Verlauf des Klostersommers 2019. Auch wenn er anfangs ganz schön Nervenflattern hatte.

Mehrere Wochen "Ausnahmezustand" liegen hinter Jürgen Ott. Vor, während und kurz nach dem Klostersommer, dessen Veranstalter er ist, gibt es keinen freien Tag und schon gar keinen pünktlichen Feierabend. Stattdessen Spannung pur. Die ganze Familie ist im Einsatz, das Büro zieht von der Nonnengasse in einen Container vor Ort. Klappt mit den Künstlern alles? Geht es den Besuchern gut? Hält das Wetter? Rückblickend kann Ott alle drei Fragen mit einem lauten "Ja" beantworten.

Feuerwerk beibehalten

"Es ist nichts passiert - weder den Technikern, noch den Besuchern oder den Künstlern, das ist das Wichtigste", betont er. "Und wir hatten wieder ein Wahnsinns-Dusel mit dem Wetter". Nur an einem Abend hat es regelrecht geschüttet - beim Auftritt von Udo Lindenberg. Selbiger musste deshalb sogar noch eine Weile hinter der Bühne warten, bis das Schlimmste vorüber war. Ott nimmt das gelassen. "Ich hatte zuvor gesagt: ›Wenn es an einem Abend regnet, dann bitte bei Lindenberg‹", erinnert er sich. Die Zuschauer seien "alte Rocker", die gehen nicht wegen des Regens nach Hause, so seine These - die sich im Laufe des Abends bestätigte. Und als Lindenberg schließlich auf die Bühne trat, hörte der Regen sogar auf. "Das ist halt ein Profi", lacht Ott. Neben dieser Veranstaltung, die nach nur vier Stunden ausverkauft war, waren noch fünf weitere voll besetzt. Bei den meisten anderen Shows gab es nur vereinzelte Restplätze. Lediglich die "Sweet Soul Music Revue" am vorletzten Abend des Klostersommers war das diesjährige Sorgenkind. "Das hätte mehr verdient gehabt", bedauert der Veranstalter. Als Gründe für das verhältnismäßig geringe Besucheraufkommen sieht Ott den späten Start in den Vorverkauf. "Und wir haben vielleicht nicht genug rübergebracht, wie toll das Ganze ist." Diejenigen, die dort waren, seien nämlich vollkommen begeistert gewesen.

Insgesamt besuchten rund 15 600 Zuschauer den Klostersommer 2019 - im Vergleich zum Vorjahr nahezu identisch und noch dazu nah dran am Rekordjahr 2014 mit 16 000 Besuchern. Seit 2008, als der Klostersommer das erste Mal stattfand, kamen etwa 168 000 Zuschauer zu den Veranstaltungen im Kreuzgang. "Wahnsinn, oder?", freut sich Ott.

Er habe überdies viel Lob bekommen für die Programmstruktur. Es sei etwas für Ältere dabei und ebenso für Jüngere. Gänsehautmomente bei Gregor Meyle, Lacher beim schwäbischen Comedy-Gipfel, Mitsingen bei Wolfgang Ambros. Ebenso begeistert wie die Besucher seien oftmals die Künstler selbst, die sich "backstage" in der Grundschule aufhalten, verrät Ott. Die kleinen Stühle in der Schule, die heimelige Atmosphäre, die Kulisse und die Nähe seien etwas besonderes. Lindenberg habe beispielsweise gemeint, wenn er in großen Hallen spiele, sitze der zu ihm nächste Zuschauer so weit weg, wie in Hirsau derjenige in der letzten Reihe.

Kaum ist der letzte Ton des Klostersommers verklungen, beginnen auch schon die Planungen für das nächste Jahr. "Ich bin bestrebt, das Programm zu verjüngen", meint Ott. Mit einigen Künstlern sei er auch schon im Gespräch. Der Vorverkauf für "Kloster in Flammen" am 9. August 2020 hat unterdessen schon begonnen. Das Feuerwerk soll beibehalten werden, auch wenn vielerorts Kritik am hohen Feinstaubausstoß laut wird. Umweltfreundlich sei der Klostersommer dennoch, meint Ott. Die Firma Lunor, einer der Hauptsponsoren, habe Hochrechnungen angestellt, wie viel CO2 während der Veranstaltungsreihe ausgestoßen wird - inklusive Anfahrten der Besucher - und Zertifikate erworben, mit denen ein Baumprojekt in Uruguay unterstützt wird. Der Klostersommer ist damit quasi klimaneutral. Überdies möchte Ott 2020 komplett auf Wegwerf-Geschirr verzichten.

Momentan sind er und sein Team mit den letzten Aufräumarbeiten beschäftigt. In den kommenden Tagen wird Ott noch die Dankesbriefe an die Anwohner verteilen, dann geht es erst einmal in den Urlaub, wo er sich von der Anspannung erholen möchte. "Ich bin am Anfang des Klostersommers immer extrem nervös", gibt Ott zu. Vor allem wenn schlechtes Wetter droht. Mit jedem Tag der vorbeigeht, werde es aber entspannter. Und Sonntagnachts, wenn wieder ein erfolgreicher Klostersommer zu Ende ist, "da gibt es das leckerste Glas Sekt überhaupt."