Jakob Nacken stürzt sich mit Lust in die Niederungen des Alltags / Billige Lacher sind nicht sein Metier
Von Annette Selter-Gehring
Calw-Stammheim. Bei Jakob Nacken gehen Musik und Sprache eine humorvoll-geistreiche Verbindung ein. Slam-Poet, Improvisations-Schauspieler, bekennender Walddorfschüler mit rheinischen Wurzeln, Sozialpädagoge, Gesangsakrobat, Pianist und Entertainer sind nur einige der Facetten des "Universaldilettanten", wie sich Nacken selbst bezeichnet. Im Kulturcafé im Foyer des Maria von Linden-Gymnasiums in Stammheim gewann er mit seinem Soloprogramm "lernfähig" virtuos die Sympathien der rund 80 Zuschauer.
Für Nacken war der Abend keine One-Man-Show, sondern eher eine gemütliche Plauderei mit den Besuchern des Kulturcafés, die sich nach anfänglicher Zurückhaltung gerne auf dieses Spiel einließen und dabei das Improvisationstalent des Darstellers auf die Probe stellten. Mit Charme und geradezu nostalgisch anmutender, lässiger Weltgewandtheit, nahm er die Zuhörer mit auf eine Reise mal treffender, mal schräger Reime, akrobatischer Gedankensprünge und des feinen Spotts, bei dem immer auch ein Hauch Melancholie in der Luft lag.
Auch wenn mancher Reim banal erscheint, sind billige Lacher nicht sein Metier. Jakob Nacken gewann die Sympathien der Zuhörer im Kulturcafé mit hintersinnigen, überraschenden Er- und Bekenntnissen und verriet manches aus seinem Seelenleben als verliebter Siebenjähriger.
Selbst wenn der Text mal verloren ging, brachte das das Improvisationstalent nicht aus der Ruhe: "Das ist jetzt der Zeitpunkt für euch, ein bisschen zu plaudern", forderte er das Publikum auf und nahm sich die Zeit, den Text der dritten Strophe eines Liedes in seinem Gedächtnis zu suchen.
Weder musikalisch noch sprachlich legte sich das Multitalent fest, doch statt eines beliebigen Durcheinanders fügten sich klassische Melodien, Rap, Jazz und Schlager mit lyrischer Dichtkunst und Slapstick in ein stimmiges Gesamtbild. Er umschiffte Abgründe gekonnt, balancierte geschickt auf schmalem Grat und stürzte sich mit Lust in die Niederungen des Alltags. Den Zuhörern bescherte er einen originellen, wohltuend unaufgeregten, erfrischenden Abend.