Die Zahl der Verkehrsunfälle, auch jene mit Personenschaden, ist im ersten Halbjahr 2019 im Vergleich zum ersten Halbjahr 2018 leicht gestiegen. (Symbolfoto) Foto: dpa

Mehr Verletzte im ersten Halbjahr 2019 als noch 2018. Vertreter des Polizeipräsidiums beruhigt.

Calw - Beinahe täglich, so scheint es, liest oder hört man von schweren Verkehrsunfällen. Zuweilen mit tödlichem Ausgang. Besonders während der Sommermonate – der Hochsaison für Motorradfahrer – häufen sich die schlechten Nachrichten. Auch in Calw? Wir haben beim Polizeipräsidium Karlsruhe nachgefragt.

Die schlechte Nachricht vorab: Die Zahl der Verkehrsunfälle, auch jene mit Personenschaden, ist im ersten Halbjahr 2019 im Vergleich zum ersten Halbjahr 2018 leicht gestiegen. Insgesamt hat es laut Joachim Zwirner vom Polizeipräsidium Karlsruhe 316 Mal gekracht. 2018 waren es noch 296 Unfälle gewesen – jene mit reinem Blechschaden mit eingerechnet. Die Zahl der Unfälle mit Personenschaden ist von 27 auf 28 gestiegen, neun Menschen (2018: sieben) verletzten sich schwer. Drei Fahrradfahrer waren im laufenden Jahr bereits an Unfällen beteiligt, eine Steigerung von 300 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Nicht besorgniserregend

Nun zu den guten Nachrichten: Im Calwer Stadtgebiet hat es in den ersten sechs Monaten dieses Jahres noch keinen tödlichen Verkehrsunfall gegeben. Und auch die Zahl der Fußgänger, die an einem Unfall beteiligt waren, ist gesunken. Von fünf Unfällen 2018 ging die Zahl auf vier zurück. "Das geht in die richtige Richtung", findet Zwirner.

Allgemein schätzt er die Zunahme der Unfälle nicht als dramatisch ein. Blickt man noch mal ein Jahr zurück, also auf die erste Hälfte von 2017, ergibt sich nämlich plötzlich ein ganz anderes Bild: Damals lag die Zahl der bei Verkehrsunfällen Verletzten noch bei 42. Schwer verletzten sich damals 14 Personen, also doppelt so viele wie 2018. Bei den Radfahrern waren es vier an Unfällen Beteiligte – was die aktuellen Zahlen relativiert. "Im Vergleich zum Vorjahr gibt es eine leichte Steigerung, aber langfristig ist das nicht besorgniserregend", fasst Zwirner zusammen.

Was dem Vertreter des Polizeipräsidiums jedoch Sorgen macht, sind die Entwicklungen bei den Motorradfahrern. Dort gibt es einen Anstieg von fünf (2017), auf sechs (2018) und in diesem Jahr sogar auf acht Verunglückte zu verzeichnen. Trotz aller Konzepte und Aufklärungskampagnen, die die Rettungskräfte ins Leben gerufen haben.

"Die Physik straft Motorradfahrer von vorne rein", meint Zwirner. "Oft entscheidet die Straßenraumgestaltung über Leben und Tod." Was er damit meint: Rutscht ein Motorradfahrer aus und er fällt auf ein Wiesenstück – Glück gehabt. Ist jedoch eine Leitplanke oder ein Baum im Weg, sieht es düster aus. In vielen Fällen seien aber auch andere Verkehrsteilnehmer Schuld, weil Biker aufgrund ihrer schmalen Silhouette übersehen werden. Häufen würden sich die Unfälle vor allen Dingen wenn es sommerlich warm, trocken, aber nicht zu heiß ist, weiß Zwirner. Dann sind zuhauf Motorradfahrer unterwegs – entsprechend höher auch die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls.

Individuelles Fehlverhalten

Im Vergleich zu anderen Kommunen in der Region steht Calw noch verhältnismäßig gut da, was die Unfälle anbelangt. So ist beispielsweise in Nagold die Zahl der Verletzten von 31 (erstes Halbjahr 2018) auf 43 (erstes Halbjahr 2019) gestiegen. "Das ist eine schlechte Entwicklung", meint Zwirner.

Im Landkreis insgesamt haben sich die Verkehrsunfälle mit Personenschaden im Vergleich zum vergangenen Jahr gar mehr als verdoppelt, heißt es in einer Pressemitteilung. Neun Menschen starben. Der Bereich mit dem größten Risiko seien hiernach Bundesstraßen außerorts. "Wenn man hier mit überhöhter Geschwindigkeit fährt und dabei die Physik außer Acht lässt", konkretisiert Zwirner. Beispielsweise bei nasser oder glatter Straße. Auch Ablenkung am Steuer, etwa durch Smartphones, sei immer wieder ein Thema, steht in der Pressemitteilung. Kurz: individuelles Fehlverhalten. Seit Jahren rückläufig sind hierbei die Unfälle, die auf Alkoholkonsum zurückzuführen sind.

Eher von struktureller Natur sind Unfälle, die durch Defizite an Straßen oder Kreuzungen geschehen. "Es ist kein Zufall mehr, wenn immer wieder etwas an derselben Stelle passiert", erklärt der Vertreter des Präsidiums. Dort könne man aber entsprechend reagieren, "das ist meist erfolgsversprechend".