Der Mediziner und Historiker Stefan Wintermantel hat umfangreiche Forschungen zur Klosterkirche St. Aurelius und den Ruinen des Klosters St. Peter und Paul angestellt. Foto: Mende Foto: Schwarzwälder Bote

Literatur: Neues Buch zur Baugeschichte der Klosteranlagen

Calw-Hirsau. Zu den geschichtsträchtigsten Orten im Nordschwarzwald zählen zweifellos die Klosterkirche St. Aurelius und die Ruinen des Klosters St. Peter und Paul in Hirsau.

Bislang verneint

Der Mediziner und Historiker Stefan Wintermantel hat jetzt zu deren Baugeschichte das Ergebnis langjähriger, intensiver Forschungen vorgelegt. Wintermantel, der vor kurzem ähnliche baugeschichtliche Untersuchungen unter anderem zur Aachener Marienkapelle Karls des Großen publiziert hat, hat sich auf die Suche nach dem der Klosterkirche St. Peter und Paul zugrunde liegenden Planungskonzept gemacht. Bislang hat die Forschung ein solches, durchdachtes Baukonzept der Klosteranlage St. Peter und Paul verneint. Wintermantel hingegen geht davon aus, dass ein so zielstrebiger, frommer, wissenschaftlich denkender Bauherr wie der Hirsauer Abt Wilhelm nicht konzeptionslos gebaut haben kann.

Aufgrund ausführlicher Auswertung von Grabungsergebnissen, schriftlichen und bildlichen Quellen sowie Vermessungen weist Wintermantel nach, dass dem Bau des Peter und Paul-Klosters planerisch ein Quadratraster zugrunde lag. Die Quadrate hatten dabei eine Seitenlänge von 6,123 Meter, aus denen der Autor ein Rastermaß von 18,5 Fuß, der Fuß zu 33,10 Zentimeter für die hochmittelalterlichen Hirsauer Bauhandwerker ermittelt. Das Langhaus der Basilika St. Peter und Paul bis zum Presbyterium etwa hat eine Länge von 36,75 Meter, mithin 111 Fuß, wobei diese Zahl symbolisch für die Heilige Dreifaltigkeit steht.

Das ist kein Zufall, denn Wintermantel weist mithilfe dieses Werkmaßes an allen noch nachvollziehbaren Bauten der Kloster-Ruine nach, dass dem Bau eine wohl von Abt Wilhelm selbst vorgegebene, umfassende christliche Zahlensymbolik zugrunde liegt, die in dem jetzt erschienenen Band ausführlich erläutert wird.

Für die ältere Aureliuskirche hat Wintermantel ein etwas kleineres, ebenfalls quadratisches Grundraster ermittelt. Eine ähnliche christliche Zahlensymbolik der Streckenlängen sieht der Autor als wahrscheinlich an, sie lässt sich allerdings nicht eindeutig belegen.

In einem dritten Teil widmet sich der Verfasser den Westtürmen der Peter-und-Paul-Basilika. Er lässt zunächst die zahlreichen Erklärungen des Figurenfrieses am Nord-West-Turm (Eulenturm) Revue passieren und stellt dann vor allem den Lebensbogen der Hirsauer Bärtlinge – "fratres barbati" – in den Mittelpunkt seiner interpretatorischen Betrachtungen.

Insgesamt präsentiert der Autor neue, genauestens belegte Erkenntnisse zur Baugeschichte der Hirsauer Klosterkirchen. Er lässt die von Abt Wilhelm detailliert entwickelte Grundkonzeption des Kloster St. Peter und Paul deutlich hervortreten.

Das bebilderte Buch ist mit Unterstützung des "Vereins Freunde Kloster Hirsau" als Band 36 der Kleinen Reihe des Stadtarchivs Calw erschienen. Es ist beim Stadtarchiv Calw und über alle Buchhandlungen zu beziehen.

das buch: "St. Aurelius und St. Peter und Paul. Geometrie und Symbolik der beiden romanischen Klosterkirchen in Hirsau" (ISBN 978-3-939148-42-5), 16,80 Euro, erhältlich auch über Stadtarchiv: Telefon 07051/16 72 60.