Ralf Eggert (von links), Michael Helbig mit seiner Tochter, Anita Jäger-Kmet, Christine Oertl und Tilla Steinbach bei der Siegerehrung des Fotowettbewerbs. Foto: Rousek Foto: Schwarzwälder Bote

Kunst: Michael Helbig aus Wildberg gewinnt ersten Preis beim fünften Calwer Fotowettbewerb / Schwere Entscheidung

"Ich sehe was, was du nicht siehst – mein ungewöhnlicher Blickwinkel in Calw". So lautete das Motto des fünften Calwer Fotowettbewerbs. Am besten getroffen hat das aber kein Calwer, sondern Michael Helbig aus Wildberg.

Calw. Leicht sei die Entscheidung der Jury nicht gefallen, betont Oberbürgermeister Ralf Eggert. Immerhin hatten er, seine persönliche Referentin Tilla Steinbach und Christine Oertl von der Abteilung Kultur mehr als 200 eingereichte Bilder von 75 Fotografen zur Auswahl. Nur 22 davon stammen übrigens aus Calw. "Die Hauptschwierigkeit bestand darin, die Fotos immer unter dem Motto zu betrachten", sagt Eggert. Manche seien unglaublich schön, aber dann müsse man sich fragen: Ist auch das Motto erfüllt?

Wichtig war der dreiköpfigen Jury nicht nur, dass die Bilder aus einem ungewöhnlichen Blickwinkel geschossen wurden, sondern auch, dass man Calw erkennt und einen Bezug herstellen kann. "Ein Bild auf dem man nur Wald sieht beispielsweise ist zwar schön, könnte aber überall gemacht worden sein", meint Oertl. Prägnanz laute daher das Stichwort. Und das erfüllen die Bilder, die auf den ersten drei Plätzen gelandet sind, definitiv.

Das Sieger-Bild zeigt im Vordergrund das Stadtmodell auf dem Marktplatz, im Hintergrund die "echte" Stadt und den blauen Himmel. Besonderer Clou: Da wo im Modell die Nagold fließt, spiegelt sich die Umgebung wirklich im Wasser. "Das haben wir extra reingekippt", gibt Helbig zu. Ursprünglich hatte er etwas ganz anderes geplant, wollte ein Bild mit der Hesse-Statue machen. "Aber das ist nichts geworden." Damit, dass sein Bild als strahlender Sieger hervorgehen wird, habe der Hobby-Fotograf nicht gerechnet. Allein schon, weil "man, wenn man nicht aus Calw kommt, nicht so viele Ideen hat", meint er. Auch wenn gerade das ein netter Nebeneffekt des Fotowettbewerbs sei: Dass man mit offenen Augen durch die Stadt gehe, erklärt Steinbach.

"Bei diesem Bild waren wir uns alle drei einig, dass das der erste Platz ist", sagt Oertl. Der Kontrast zwischen Fachwerkhäusern und Bronzemodell sowie die Tatsache, dass man viele Sehenswürdigkeiten auf einem Foto sehe, sei ausschlaggebend gewesen. "Das ist ein ganz typischer Standort aber trotzdem ein ungewöhnlicher Blickwinkel", findet Steinbach.

Auch der Zweitplatzierte kommt nicht aus der Hesse-Stadt, sondern aus Stuttgart. Gergely Németi, der bei der Siegerehrung nicht dabei ist, hat ein außergewöhnliches Bild des Jagdschlosses in Hirsau geschossen. Und zwar vom Boden aus in den Himmel, sodass die Wände des Schlosses eine Art Rahmen bilden. "Wir bekommen so viele Bilder von diesem Motiv, aber die Perspektive hatten wir noch nie", staunt Oertl. Zudem sei das Spiel mit Licht und Schatten sehr gut geglückt.

Ein Calwer hat es aber unter die ersten Drei geschafft: Matthias Jäger aus Stammheim, der bei der Siegerehrung durch seine Ehefrau vertreten wird. Er hat die Aussicht vom Galgenberg aus auf Calw festgehalten. Nebelschwaden hängen über der Stadt, am Himmel brauen sich Wolken zusammen und im Hintergrund geht die Sonne unter. "Trotz des Nebels erkennt man, dass es Calw ist", findet Eggert. Wenn man auch erst einmal genau hinsehen müsse. Gerade weil das Wetter oft schwierig festzuhalten sei, habe das Foto den dritten Platz verdient.

Die Sieger bekommen Einkaufsgutscheine für die Calwer Innenstadt und ihre Bilder als Postkarten. "Leider ist der Druck aber nicht rechtzeitig fertig geworden", bedauert Steinbach. Kaum hat sie jedoch ihren Satz beendet, hetzt eine Dame herein mit einem Karton in der Hand. "Hier sind die Karten, druckfrisch", verkündet sie. So können alle Preisträger nun doch noch einen kleinen Stapel mit nach Hause nehmen. Und, so Steinbach, "die Motive in die Welt heraustragen".

Weitere Informationen: Die Bilder sind im Internet unter www.calw.de/Foto wettbewerb oder im Foyer der Volkshochschule während der Öffnungszeiten zu sehen.