Kreishandwerksmeisterin Roswitha Keppler (rechts), zugleich auch Obermeisterin der Friseur- und Kosmetik-Innung Calw, mit ihrer ganz persönlichen "Corona-Heldin", Silvia Görnitz aus Kentheim. Foto: privat Foto: Schwarzwälder Bote

Pandemie: Friseure bedanken sich bei Corona-Helden / Masken-Verweigerer in Salons am Ende immer doch einsichtig

Es sind harte Zeiten. Auch für Friseure. Deren Kundinnen und Kunden. Und die bekannten "Corona-Helden" – in der Pflege, den Krankenhäusern, dem Einzelhandel. An so vielen Orten. "Da gilt es auch mal Solidarität zu zeigen." Sagt Roswitha Keppler, Kreishandwerksmeisterin.

Kreis Calw. Und spricht in diesem Moment als Obermeisterin der Friseur- und Kosmetik-Innung Calw. Und natürlich als Friseurmeisterin selbst. "Was die leisten, darf nicht selbstverständlich sein." Die Corona-Helden. Keppler selbst wurde das bewusst, als – noch vor dem Shut- und Lockdown im vergangenem März – eine ihrer eigenen Kundinnen insgesamt drei mal "sehr, sehr kurzfristig" einen Termin zum Haareschneiden bei ihr in ihrem eigenen Salon in Oberreichenbach absagen musste.

Diese Kundin, Silvia Görnitz aus Kentheim, arbeitet als Krankenschwester auf der Intensivstation. Was sie damals immer wieder vom Besuch bei Roswitha Keppler abhielt: Es war einfach viel zu viel zu tun auf der Arbeit. Sonderschichten – weil die ersten Corona-Patienten den Krankenhausbetrieb eben mal komplett auf den Kopf stellten. "Sie mochte die Kollegen nicht hängen lassen", erzählt Friseurmeisterin Keppler.

Und sie habe, als die Kundin ihre Termine absagen musste, diese sogar vor Anspannung und Druck "richtig heulen" gehört. Das habe sie sehr beeindruckt. Und nachdenklich gemacht. "Wir machen uns nicht klar, was diese Helden wirklich geleistet haben." Als die Pandemie-Welle gerade über sie mit den Kranken, dem Leiden, den vielen Unbekannten und Unsicherheiten hereinbrach.

Als Kundin Görnitz – nach Ende des Lockdowns, der Wiedereröffnung auch der Friseur-Betriebe in der Region und dem Abebben der ersten Welle – dann endlich wieder Zeit fand, den bereits so oft verschobenen Besuch bei Roswitha Keppler nachzuholen, war es eigentlich eine spontane Idee der Obermeisterin, der engagierten Krankenschwester die neue Frisur mit allem Drum und Dran zu schenken. Als kleine Anerkennung. Als Dankeschön einer Bürgerin an die Corona-Heldin, diese unglaubliche Arbeit "an vorderster Front" für ihre Mitmenschen geleistet zu haben. "Das meine ich aus tiefsten Herzen", unterstreicht Keppler jetzt im Pressegespräch über die Aktion.

Denn anschließend hat Keppler – als Chefin der Friseur- und Kosmetik-Innung im Kreis Calw – auf der Hauptversammlung der Innung auch bei ihren Kolleginnen und Kollegen darum geworben, es ihr doch gleich zu tun. Und ebenfalls jeweils einem Corona-Helden oder -Heldin einen Friseur-Besuch zu schenken. Ein Aufruf, dem inzwischen insgesamt "30 von circa 70 in der Innung organisierten Fachbetrieben" folgten. Wobei es keine wirklichen Regeln gab, wem diese Würdigung zuteil wurde. "Das haben die jeweiligen Meister für ihren Betrieb jeweils selbst entschieden." Aber – so die Rückmeldungen, die bei Roswitha Keppler inzwischen ankamen – "Tränen gab es dabei jedes Mal."

Was irgendwie eines zeige: Dass echter Dank bei diesen Corona-Helden und -Heldinnen wirklich ankam, ist offensichtlich keine Selbstverständlichkeit.

Genau deshalb macht Kreishandwerkermeisterin Roswitha Keppler diese Aktion jetzt erst im Nachhinein publik. "Damit es spontan bleiben konnte", es eine echte Überraschung für die betroffenen Kunden und Kundinnen war. Aber auch, damit diese Aktion eventuell – auch in anderen Branchen – noch Nachahmer finden kann. Solche Solidarität, so Keppler, sei doch der soziale Kitt der Gesellschaft. Verbunden sei das für sie aber auch mit einem Dank an "wirklich alle unsere Kunden und Kundinnen", die auch in den aktuellen Corona-Zeiten die Treue zu ihren (Friseur-)Betrieben hielten. "Und zu 99 Prozent die zum Teil gerade bei uns Friseuren wegen der Hygiene-Auflagen sehr strengen Regeln mittragen." Keine Zeitschriften im Salon, dazu den Mund-Nasen-Schutz tragen: "Ich habe letzten Samstag ’eine Braut machen’ dürfen", erzählt Keppler – Festtags-Frisur, Make-up – das volle Programm. "Drei Stunden nonstop unter der Maske" – das sei der ultimative Ausnahmezustand für das Gesicht. Wobei das wirklich größte Problem im täglichen Corona-Betrieb die rigorosen Abstandsregeln seien – weil das Umsatz koste, wenn nicht "alle Stühle besetzt" sein dürften. Und weil nicht nur dadurch "das Persönliche beim Umgang mit den Kunden" verloren gehe.

Womit Roswitha Keppler auf das ein Prozent jener Kunden zu sprechen kommt, die immer noch so seine Probleme mit den Corona-Regeln hätten. Denn auch an die appelliert die Kreishandwerkermeisterin, sich doch (nicht nur beim Besuch beim Friseur) bitte von sich aus die vorgeschriebene Maske aufzusetzen. Ja, es gebe die Verweigerer, so Keppler. Aber die würden in der Regel spätestens dann immer zumindest bei ihr einsichtig, wenn sie mit ihnen "einen Deal" abschließe: Man dürfe ohne Maske bleiben, "wenn er oder sie bei ’ner Kontrolle die ziemlich empfindliche Strafe übernimmt", die sie als Friseurin zahlen müsse für jeden Kunden ohne Maske. "Spätestens da", so Keppler, setzten alle ohne Ausnahme die Maske dann doch auf. Was gut sei, weil: "So ’ne Maske aufzusetzen ist doch das Mindeste, was wir für das Wohl der Gemeinschaft tun können."