Von wegen "In Calw ist nichts los": Sogar ein Dönerspieß dreht sich im Takt. Björn Schwenk gewinnt Wahl.
Calw - "Calw ist tot". "In Calw ist nichts los." Manche Leute scheinen das Verlautbaren solcher und ähnlicher Sätze in den Rang eines Wettkampfsports erhoben zu haben. Wer am beständigsten motzt, gewinnt?
Derlei Kritiker sind vielfach generell Meister in der Disziplin des "Scherens über einen Kamm". Für "Sehwillige" ergibt sich bei genauerem Hinsehen ein anderes Bild. Erst am 29. März ging die Kneippennacht über die Bühne. Zwei Monate später ist "Partytime" angesagt. Dass es sich in Calw– ein klein wenig guten Willens vorausgesetzt – super feiern lässt, konnte feststellen, wer am Mittwochabend den Schritt vor die Tür wagte.
Oldies satt gab’s im Café Wendland nach Mitternacht. Davor war, wenn man von einer solchen Ende Mai sprechen kann, "Après-Ski-Stimmung". Ob das "Fliegerlied", das "Bett im Kornfeld" oder "Cowboy & Indianer" – die Music Brothers packten sie alle aus. Eine Gruppe jugendlicher Gäste wollte mit dem Hüpfen gar nicht mehr aufhören. Eine Polonaise bahnte sich zu den Takten von "YMCA" einen Weg durch das Lokal und ein Pärchen zelebrierte zu DJ Ötzis "Stern" stilecht einen Discofox.
Im "Hesse" rockten JustBrill. Einfach brillant, die Deutungsmöglichkeit des Bandnamens. Zudem hört die Frontfrau der "Band ohne Band" auf just diesen Nachnamen. Steffi Brill zeigte bei ihrem Auftritt keinerlei Berührungsängste. Immer wieder begab sich die Profi-Sängerin mitten unters Publikum. Sichtlich wohl in der unterhalterischen Obhut des Weimarer Duos fühlten sich unter anderem die Gäste einer Geburtstagsfeier.
Für Wohlgefühle anderer Art sorgten zeitweise zwei spärlich bekleidete Damen, die mit geschmeidigen Bewegungen Kontakt zu Mobiliar und Gästen aufnahmen. Von Ina und Chantal gab’s dann auch den Joster-Shot direkt aus dem Fläschchen. Solange sie tanzten, tanzte im "Bonnie’s Clyde" niemand anderer.
Keine 200 Meter nagoldabwärts toste linkerhand Rock und groovten rechterhand Latin-Rhythmen. Im Centro Italiano legte DJ Romantico auf. Unter Glas lachten "Arancini". Im "Fifteen" rockten die Legends of Rock nicht um den heißen Brei herum. Im "Art Kebap" drehte sich sogar der Dönerspieß im Takt der Partynacht. Brechend voll war es zwischenzeitlich bei DJ Dan Baker im "Al Capone". Vor allem junge Gäste tummelten sich dort. In anderen Lokalen war ein einträchtiges Nebeneinander jugendlicher und erfahrener Partyhasen zu beobachten.
Zum "Gesicht der Partynacht" brachte es übrigens Björn Schwenk aus Gechingen. Ganz deutlich zeigte sich – ewige Beanstander, aufgepasst – eines: Es tut sich was in Calw.
