Zunächst gut im Rhythmus auf dem Rennrad, dann aber doch leicht frustriert nach Defekten, erreichte Sigrid Mutscheller beim Ironman-Triathlon noch bei Tageslicht das Ziel. Foto: Marchesani Foto: Schwarzwälder-Bote

TriathlonCalwer Lehrerin Sigrid Mutscheller finisht beim Ironman Triathlon auf Hawaii trotz zweier Defekte und einer Zeitstrafe

Von Tony Marchesani

Sigrid Mutscheller hat den 39. Ironman-Triathlon auf Hawaii erfolgreich ins Ziel gebracht. Die 39-Jährige benötigte 11:05:50 Stunden für 3,8 Kilometer Ozean Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen. Damit belegte sie Platz 22 in ihrer Altersklasse. zwei technische Defekte auf dem Rad verhinderten eine noch bessere Platzierung.

Sigrid Mutscheller sieht nicht so aus, als hätte sie gerade einen 11-Stunden-Wettkampf bei tropischen Bedingungen hinter sich gebracht. Mit Finisher-Handtuch, Medaille und dem Lei um den Hals, den jeder Teilnehmer im Ziel umgehängt bekommt, sitzt sie am Pier von Kailua Kona und erzählt, wie der längste Sporttag in ihrem Leben abgelaufen ist.

"Mir geht’s eigentlich ganz gut. Klar, die Beine tun weh aber die Pommes hier im Ziel sind herrlich. Das hätte echt ein cooles Ding werden können, aber ich hatte direkt nach dem Wendepunkt einen Reifendefekt, den ich nicht selbst reparieren konnte", so die Lehrerin am Calwer Gymnasium. Der neutrale Rennservice war nicht gleich da und so habe sie gestoppte 15 Minuten verloren, erklärt sie weiter. "Echt schade, denn auf dem Rad ging’s bis dahin richtig nach vorne. Dass ich beim Schwimmen mit Rückstand auf die Radstrecke gehe, war mir klar. Aber auch aus dem Wasser war ich im Zeitplan, zumal die Schwimmzeiten dieses Jahr nicht so schnell waren."

Es sei dann sehr bitter gewesen, die hart erkämpften Plätze ohne eigenes Verschulden wieder zu verlieren, "zumal ich mich fantastisch gefühlt hatte, mit richtig Druck auf dem Pedal." Die Uhr habe ihr zwischendurch einen 36er- Schnitt nach dem langen Berg in Hawi angezeigt. "Da habe ich schon angefangen hochzurechnen und mit einer Endzeit von 10:15 Stunden geliebäugelt, was ja auch in die Nähe des Altersklassen-Podium geführt hätte", erzählt Sigrid Mutscheller.

Aber alles sollte anders kommen: Am Ende der Radstrecke gab es noch eine Zeitstrafe wegen unerlaubten Windschattenfahrens. "Da habe ich die Welt nicht mehr verstanden", so Mutscheller. "Es sind so viele Leute auf der Strecke, da kannst Du nie zu 100 Prozent sauber fahren. Aber ich kam von hinten und musste drei Athleten vor mir überholen. Da war ich dem Schiedsrichter wohl zu lange in der Drafting Zone."

Und als wenn das nicht schon genug an psychischem Stress gewesen wäre, knallte es am Vorderrad 10 Kilometer vor der zweiten Wechselzone nochmals und die Luft war raus - im wahrsten Sinne des Wortes. "Ich musste 10 Kilometer mit plattem Vorderreifen ins Radziel rollen - da hätte mein kleiner Sohn auch mitfahren können - so lahm war ich", kommentierte Mutscheller das erneute Missgeschick.

Trotzdem begann die Lehrerin aus Aidlingen den abschließenden Marathonlauf recht couragiert. "Ich hatte ja nichts mehr zu verlieren und habe mich ständig selbst zu motivieren versucht: auf keinen Fall gehen, Sigi - immer laufen - sonst dauert es ewig". Den ersten Teil der Laufstrecke, der in der Stadt und an der Küste entlang verläuft, habe sie sogar richtig genießen können. Nach der steilen Palani Road, die ein Großteil der Age-Grouper im Walking-Schritt bewältigten, sei es dann aber doch hart geworden. "Ich habe mich optimal verpflegen können und auch am Wendepunkt am Energy Lab noch eigene Verpflegung deponiert. Das hat mir sehr geholfen und die kleine Krise bei Kilometer 25 ging dann schnell wieder vorbei."

Mit der untergehenden Sonne erreichte Mutscheller dann wieder die Stadt und lief mit einem sehr guten 3:34 Stunden-Marathon gerade noch als "Daylight-Finisher" über die magische Ziellinie - etwas über elf Stunden, nachdem sie an gleicher Stelle gestartet war.

"Ich bin froh, dass es mir körperlich gut geht - man sieht ja viele Sportler richtig leiden. Das Radfahren ist abgehakt - so ist der Sport und Nachkarten bringt nichts. Ich hatte schon viel Glück in meinem Sportlerleben, da gibt’s dann halt auch Tage, an denen nicht alles rundläuft", lautete das Resümee der Aidlingerin. "Jetzt freue ich mich auf ein kühles Bierchen und aufs Beine hochlegen."