An ihrem Schreibtisch im Calwer Landratsamt wird Claudia Stöckle nicht mehr sehr häufig sitzen. Sie wird Hochschulrektorin in Ludwigsburg. Foto: Fritsch

Zur Rektorin der Hochschule für Verwaltung und Finanzen in Ludwigsburg gewählt.

Kreis Calw - Claudia Stöckle verlässt das Landratsamt Calw. Die Erste Landesbeamtin wird, nachdem gestern der Senat mehrheitlich zustimmte, Rektorin der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen (HVF) in Ludwigsburg.

Vor dem Hintergrund, dass es im Vorfeld der Wahl zu Querelen an der Hochschule gekommen war, ist das Abstimmungsergebnis im Senat mit 12:6 Stimmen für Stöckle ein klares Votum, wie sie gestern gegenüber unserer Zeitung sagte. Auseinandersetzungen hatte es weniger wegen ihrer Person sondern wegen des Auswahlverfahrens gegeben.

Denn die Findungskommission hatte dem Hochschulrat nur Stöckle als Kandidatin präsentiert. Daran hatten sich nach einem Bericht der "Stuttgarter Zeitung" Dieter Kies und weitere Professoren der HVF gestoßen. Diese Kritik wiederum soll Jochen Kübler, Vorsitzender des Hochschulrates, als "Dummgeschwätz und hirnrissig" bezeichnet haben.

Unter den drei Bewerbern, die von der Findungskommission eingeladen wurden, hatte sich auch Helmut Hopp befunden, Prorektor und seit der Pensionierung von Rektor Walter Maier zum 30. November kommissarischer Leiter der HVF. Stöckle hatte vom Hochschulrat mit 6:1 Stimmen jedenfalls ein noch klareres Votum erhalten als gestern vom Senat.

"Ich gehe mit mehr als einem weinenden Auge"

Die scheidende stellvertretende Calwer Landrätin freut sich jedenfalls auf ihre neue Aufgabe. Das Wissenschaftsministerium wünsche, dass sie "baldmöglichst" ihren Dienst antritt. Stöckle war gut drei Jahre am Landratsamt in Calw. "Ich gehe mit mehr als einem weinenden Auge", sagt sie mit Blick auf die Mitarbeiter und die Menschen im Landkreis.

Die neue Stelle an der Hochschule entspreche ihrem Kompetenzprofil. Sie habe, sagt Stöckle selbstbewusst, schon immer von der zweiten auf die erste Stelle aufsteigen wollen. Neben der Position, die sie nun bald antreten wird, hätte sie sich auch vorstellen können, Oberbürgermeisterin oder Landrätin zu werden.

Die Ausbildung junger Menschen habe ihr schon immer am Herzen gelegen. Die wissenschaftliche Arbeit und die Lehre habe sie während ihrer beruflichen Laufbahn nie aus den Augen verloren. So war sie als Abgeordnete Professorin zwei Jahre lang an der HVF in Kehl als Dozentin tätig und habe regelmäßig Bachelor-Arbeiten korrigiert. Für Stöckle also kein fremdes Terrain. Angesichts der demografischen Entwicklung sei es wichtig, so viel und so gut wie möglich auszubilden.

An den HVF in Ludwigsburg und Kehl werden Beamte für den gehobenen Dienst in der öffentlichen Verwaltung ausgebildet. Angeboten werden die Studiengänge Innenverwaltung/Public Management, Rentenversicherung, allgemeine Finanzverwaltung und Steuerverwaltung. Außerdem gibt es einen Masterstudiengang Europäisches Verwaltungsmanagement und einen berufsbegleitenden Masterstudiengang Public Management für Führungskräfte.

Kommentar

Der Landkreis Calw steht unmittelbar vor einem entscheidenden Jahr mit vielen wegweisenden Entscheidungen. Dass der Kreis gerade zu diesem Zeitpunkt mit Claudia Stöckle seine Erste Landesbeamtin an die Verwaltungshochschule Ludwigsburg verliert, ist nicht nur bedauerlich, sondern zweifelsohne ein heftiger Schlag ins Kontor. Als ob man im Calwer Landratsamt nicht schon genug Baustellen hat, muss man sich nun auch noch mit diesem Wechsel an einer ganz entscheidenden Stelle der Verwaltung beschäftigen.

Eine Aufgabe, die Kräfte bindet, die man – gerade jetzt – an anderer Stelle gut gebrauchen könnte. Ob die Gründe, die die engagierte Claudia Stöckle zu diesem Schritt bewogen haben, allein karrieretechnischer Natur sind oder nicht doch auch im Landratsamt selbst zu suchen sind, darüber darf erst einmal trefflich spekuliert werden.