Um die Taube entbrennt in vielen Städten ein erbitterter Konflikt. (Symbolbild) Foto: drakuliren – stock.adobe.com

Vögel werden nur punktuell als störend empfunden. Keine großen Konflikte.

Calw - Tauben sorgen vor allem in größeren Städten immer wieder für Konflikte zwischen genervten Passanten, Tierschützern und der Verwaltung. Aber auch kleinere Kommunen, wie jüngst zum Beispiel Neuenbürg, müssen sich mit dem Thema auseinandersetzen. Wie sieht es diesbezüglich in Calw aus? Wir haben nachgefragt.

Läuft man regelmäßig die Ledertstraße entlang, gibt es kaum einen Tag, an dem man nicht beinahe über die grauen Vögel stolpert, die so gar keine Scheu mehr vor Menschen zu haben scheinen. Tauben gehören inzwischen wohl in den meisten Städten, kleinere wie größere, zum Stadtbild. Doch vielerorts werden sie auch zum Problem. So zum Beispiel jüngst in Neuenbürg (Enzkreis), wo sich Tierschützer darüber echauffierten, dass eine "erhebliche Anzahl an Tauben" durch Baumaßnahmen in der Marktstraße ihren Sitz- und Brutplatz verloren haben. Sie forderten eine entsprechende Lösung vonseiten der Stadt. Diese wiederum war sich keiner Schuld bewusst.

Verbreitung

Gibt es ähnliche Probleme auch in Calw? Das ist durchaus der Fall, bestätigt Markus Mosdzien, Umweltbeauftragter der Stadt. Regelmäßig gebe es Beschwerden wegen der Tiere. "Allerdings ist die Problematik sicher nicht so groß wie in anderen Städten", wiegelt er ab. Vor allem weil Tauben gerade in der nahrungsarmen Zeit genügend Nahrung in den Städten finden, "gehören sie mittlerweile zum Erscheinungsbild jeder Stadt dazu", argumentiert Mosdzien. Als Beispiel nennt er eine Gruppe von rund 200 Tieren, die im vorvergangenen Winter häufig auf dem Dach der Badstraßenschule beobachtet wurde. "Diese gruppierten sich auf dem Dachfirst und warteten auf die private Fütterung einer Anwohnerin und auf die große Pause der Schule." Dort gab es Nahrung satt. "Zum anderen waren die Temperaturen in der Nähe des Schornsteines auf der Schule wohl angenehm", vermutet der Umweltbeauftragte. Ein weiterer "Tauben-Hotspot" ist das Untere Ledereck. Die Vögel, die auch hier auf Nahrung warten, sorgen hin und wieder für Unmut.

Belästigung

Insgesamt spricht Mosdzien nicht von einem gesamtstädtischen Problem. Vielmehr verteile sich die Population punktuell und wirke nur dort belästigend. " Sollte man sich aber gestört fühlen, muss jeder Privatbesitzer selbst dafür sorgen, die Tauben auf zulässige Weise zu vergrämen", meint er. Möglich sei dies beispielsweise durch Drähte, Netze oder sogenannte Taubenspikes. Allerdings weiß Mosdzien auch: "In einer Stadt wie Calw wird es aber immer wieder viele Möglichleiten geben, dass Tauben eine Nische, einen Vorsprung oder einen Dachstuhl finden, um im Frühjahr zu nisten. Das ist schwierig zu beheben."

Am eigenen Leib erfahren hat das die Stadtverwaltung bei der Wiedereröffnung des Rathauses: Damals sind die Tauben durch die offene Tür "ins Bürgerbüro marschiert und haben sich dort niedergelassen", erinnert sich der Umweltbeauftragte. Während der Baustellenzeit hatten sich die Tiere offenbar daran gewöhnt, dort Schutz zu suchen und im besten Fall Vesperreste der Bauarbeiter abzustauben. Das habe sich aber mittlerweile erledgt, freut sich Mosdzien.

Im Frühjahr und im Herbst ist das Problem der Belästigung durch Tauben laut Mosdzien deutlich kleiner. Dann könne man nämlich beobachten, dass größere Gruppen an Tauben abseits der Stadt auf Äckern und Wiesen nach Futter zu suchen. Wird es kälter, kommen sie eher in die Stadt zurück.

Population

Genaue Zahlen, wie viele Tauben in Calw leben, kann der Umweltbeauftragte der Stadt nicht vorweisen. Eine Überwachung des Bestands gebe es nicht. Vor Jahren sei einmal ein Taubenhaus oder ein Taubenschlag am Brühlspielplatz im Gespräch gewesen, sagt Mosdzien. Dieses Vorhaben sei aber im Gemeinderat gescheitert. Der Vorteil eines solchen zentralen Aufenthaltsortes wäre gewesen, dass man sozusagen eine "Geburtenkontrolle" hätte vornehmen können. Nun aber halten sich die Tiere an ganz verschiedenen Orten auf. In Nischen an Fachwerkhäusern, unter Brücken oder in Parkhäusern. Eine Kontrolle ist da da kaum möglich.

Eine grobe Einschätzung gibt der Mitarbeiter der Verwaltung trotzdem ab: Im Winter und bis ins jetzige Frühjahr hinein sei ein deutlicher Rückgang der Population zu verzeichnen. "Woran das liegen könnte, ist nicht eindeutig – aber vielleicht bleibt die von der Felsentaube abstammende Stadttaube bei milderer Winterung eigentlich lieber im Freiland", äußert Mosdzien eine Vermutung. "Das Frühjahr wird zeigen, wie viele Tauben zum Brüten in die Stadt kommen werden." Hierbei müssten sie gegenüber der Konkurrenz, beziehungsweise Fressfeinden, oftmals Federn lassen: So haben dieses Jahr Dohlen den Turm der Stadtkirche zum Brüten belegt und Wanderfalken oder Habichte schnappen sich hier und da eine Taube aus der Luft. Wenn auch eher abseits der Stadt. Hinzu kommt, dass sanierte Fachwerkhäuser weniger Nistplätze bieten. "Aktuell sind wenig Tauben zu sehen", resümiert Mosdzien. Nur vereinzelt nistende. "Es bleibt abzuwarten, wie sich das dieses Jahr und nächstes Frühjahr entwickelt."