Frank Hailer misst jeden Morgen den gefallenen Niederschlag. Foto: Rousek Foto: Schwarzwälder Bote

Natur: Frank Hailer misst die Niederschlagsmengen in Calw und gibt Daten an Wetterdienst weiter

Seit rund eineinhalb Jahren ist Frank Hailer Wetterbeobachter für den Deutschen Wetterdienst (DWD) in Calw. Jeden Morgen misst er den Niederschlag und gibt das Ergebnis per App an die Behörde weiter. Sein Resümee des Sommers? "Viel zu trocken."

Calw. Frank Hailer läuft seinen Garten in Hanglage in der Nähe des Landratsamts hinauf, vorbei an einem Teich, mehreren Beeten, bis er an einer Metallvorrichtung angelangt ist. Auf den ersten Blick sieht diese aus wie ein großer Aschenbecher. In Wirklichkeit aber ist es ein Gerät, mit dessen Hilfe er die Menge an Niederschlag bestimmen kann, die in den vergangenen 24 Stunden gefallen ist.

Auf Ausschreibung reagiert

Jeden Morgen um kurz vor 7 Uhr geht Hailer diesen Weg, im Winter sogar mit einer Stirnlampe. "Ich bin Frühaufsteher. Um 6 Uhr wache ich sowieso auf", meint er achselzuckend. Wie andere Leute es als ihre Morgenroutine ansehen, sich eine Tasse Kaffee zu gönnen, besteht das Ritual des 77-Jährigen seit rund eineinhalb Jahren darin, die Niederschlagsmenge zu messen. Dazu gekommen war es, weil der DWD Anfang vergangenen Jahres eine Ausschreibung veröffentlichte, mit der Wetterbeobachter in Calw gesucht wurden. "Mich hat Meteorologie schon immer interessiert", meint Hailer. Und im Garten sei er ohnehin oft. Also meldete er sich beim DWD. "Zwei Leute waren dann auch hier und haben sich alles angeschaut", erinnert er sich. Nicht alle Gärten seien dafür geeignet, Messgeräte wie das, das nun in Hailers Garten steht, anzubringen. Zum Beispiel dürfen keine hohen Bäume oder Hecken in unmittelbarer Nähe stehen, weil die das Ergebnis verfälschen könnten. Zudem müsse es gewährleistet sein, dass der Beobachter jeden Tag plus/minus zur selben Uhrzeit den Niederschlag misst. Nur so sind die Daten zuverlässig.

Ist Hailer im Urlaub müssten sein Sohn oder die Nachbarn übernehmen. "Nun bin ich also ›nebenrentnerisch‹ beim DWD angestellt", schmunzelt er.

Der einzige Wetterbeobachter in Calw schraubt den oberen Teil des Metallbehälters ab und deutet auf eine Art Kunststoffkanister, der sich im Inneren befindet. Dort fließt der Niederschlag hinein. Neben dem Behältnis steht ein speziell normierter Messbecher bereit. Dort kippt Hailer den aufgefangenen Niederschlag hinein und liest das Ergebnis, Liter pro Quadratmeter, ab. Das trägt er dann per App in eine Tabelle ein und schickt es mit Uhrzeit und Art des Niederschlags (Schnee, Tau oder Regen) an den DWD. "Da freut sich der Wetterdienst", sagt Hailer fröhlich. Die können dadurch genauere Prognosen anstellen und das Langzeitgeschehen im Blick behalten.

Schon während seiner Berufslaufbahn an der Uni Stuttgart kam er mit dem DWD in Kontakt, weil die Behörde nebenan eine Station hatten. "Da hatten wir schon eine gute Verbindung." Und auch heute macht es dem 77-Jährigen Spaß, sich mit den Daten zu beschäftigen. Auf seiner App kann er sich die Übersicht seiner gemessenen Daten ansehen. Der Gesamteindruck? "Wenig Niederschlag", meint er. Noch weniger als vergangenes Jahr. "Wenn dann kommt aber richtig viel." Hailers Rekord liegt bei 80 Liter pro Quadratmeter. Das sei aber nur einmal vorgekommen. Bei einem normalen Landregen liege die Menge bei zehn bis 15 Liter. In den vergangenen Tagen musste der Calwer immer eine "0" in die Tabelle eintragen. "Es ist sehr trocken", bedauert Hailer. Seiner Meinung nach müsste es mal ein, zwei Wochen am Stück sachte durchregnen, damit der Boden genug Zeit habe, das Wasser aufzunehmen.

Passende App

Wenn Schnee kommt, läuft das Messverfahren übrigens etwas anders ab: Dann nimmt Hailer das Behältnis mit ins Haus, lässt den Schnee schmelzen und misst dann die Menge an Wasser. In der Tabelle muss er das Ergebnis dann als "festen Niederschlag" kenntlich machen, erläutert der Rentner und klickt sich auf seinem Smartphone durch die entsprechende App. "Ich hoffe, dass ich das noch ein paar Jahre machen kann", sagt er. "Und der Wetterdienst auch."