Die Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald setzt sich mit einem Projekt für Digitalisierung ein. Foto: Reinhardt Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaftsförderung: Kreistag entscheidet über Unterstützung von "Digital Hubs" / Wettbewerb der Regionen entscheidend

In Sachen Digitalisierung gibt es in der Region noch einiges zu tun. An diesem Montagnachmittag berät der Calwer Kreistag darüber, ob ein Projekt der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald (WFG) mit 180 000 Euro unterstützt werden soll. Mit der Arbeit der WFG insgesamt sind laut einer Umfrage übrigens die Mehrheit der Unternehmen zufrieden.

Nordschwarzwald. Die Region Nordschwarzwald ist "mehr als nur Bäume". In der Region seien auch etliche Unternehmen angesiedelt, die sich auch auf der internationalen Bühne nicht zu verstecken brauchten. Und die gelte es zu unterstützen – eine originäre Aufgabe der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald (WFG). Das erklärten Helmut Riegger, Landrat des Kreis Calw sowie Aufsichtsratsvorsitzender der WFG, und Jochen Protzer, Geschäftsführer der WFG, in einem Gespräch mit unserer Zeitung.

"Wir müssen die Wirtschaftsregion überregional noch bekannter machen", ist Riegger überzeugt – auch gegenüber besonders starken Gegenden wie beispielsweise dem Großraum Stuttgart. Denn klar sei auch: In Baden-Württemberg – und auch international gesehen – stünden sich nicht einzelne Kreise sondern vielmehr verschiedene Regionen im Wettbewerb gegenüber. "Für Unternehmen sind Stadt- und Kreisgrenzen zweitrangig", stellt Riegger heraus – eine Ansicht, die sowohl bundes- als auch weltweit gelte.

Darüber hinaus, so fügt Protzer hinzu, gelte dies auch bei der Vergabe von Fördergeldern, um die sich jeder bemühe. In der Regel würden Regionen begutachtet und bedacht, Zusammenarbeit werde honoriert. Eine Zusammenarbeit, für die sich nicht zuletzt die WFG als Netzwerker einsetze und helfe, Kontakte zwischen Firmen aber auch zu Städten und Kommunen zu knüpfen.

Apropos Fördergelder: Einen großen Erfolg verbuchte die WFG mit der Zusage des Landes Baden-Württemberg über Fördermittel in Höhe von einer Million Euro – 50 Prozent der Gesamtkosten von zwei Millionen Euro – für die Schaffung von drei so genannten "Digital Hubs" in Nagold, Horb und Pforzheim, die ab Herbst mit viereinhalb Mitarbeitern an den Start gehen sollen. Der Kreistag Calw wird an diesem Montag darüber beraten, ob das Projekt vom Kreis mit 180 000 Euro unterstützt werden soll.

Bei "Digital Hubs" handelt es sich um Einrichtungen an zentralen Standorten, die vor allem kleinen und mittleren Unternehmen helfen sollen, sich auf die kommende Digitalisierung vorzubereiten und mithalten zu können.

Das Projekt, das die WFG dazu eingereicht hatte, und das vom Land als förderwürdig prämiert wurde, heißt "RESPOND – Steigerung der regionalen Wettbewerbsfähigkeit durch personalisierte (kontextbasierte), digitale Produkte und Dienstleistungen". Neben der WFG sind unter anderem Handwerkskammern, Hochschulen, Verbände und Kreise beteiligt.

Überhaupt stehe die WFG, so Riegger, nicht in Konkurrenz, sondern in Kooperation mit Institutionen wie beispielsweise der IHK.

Was die Digitalisierung angehe, sei von Anfang an klar gewesen, dass diese "nicht an uns vorbeilaufen darf", unterstreicht der Aufsichtsratsvorsitzende. Dabei gehe es um mehr als Smartphones oder schnelles Internet, auch Verwaltungen oder Unternehmensabläufe müssten digitalisiert werden. "Da muss die Politik eine Antwort darauf finden", bekräftigt Riegger – um "das, was Baden-Württemberg stark macht" (gerade kleinere Unternehmen) in die Zukunft führen zu können.

Doch die WFG macht mehr als "nur" bei der Digitalisierung zu helfen. Sie arbeitet als Netzwerker und gewissermaßen auch "Vermarkter" der Region. Im Herbst, so Riegger, sei beispielsweise geplant, den Nordschwarzwald in Brüssel als Wirtschaftsregion zu präsentieren. Derzeit werde zudem ein Beirat bei der WFG aufgebaut, in dem Unternehmen stärker beteiligt werden können.

Aufgaben, die von einem Großteil der Firmen in der Region offenbar geschätzt werden. Das belegen die Ergebnisse eine umfangreichen Umfrage, die die WFG in diesem Jahr in Auftrag gab. Dabei wurden sowohl Experten wie Bürgermeister oder Hochschulvertreter, als auch – in einem zweiten Schritt – rund 400 Unternehmen miteinbezogen.

Umfrage: Großteil zufrieden

So sei die WFG insgesamt etwa 76 Prozent der Firmen bekannt; 63 Prozent bewerten die Zusammenarbeite mit der WFG als gut bis sehr gut (ein Wert, der, betrachte man nur Unternehmen mit mehr als zehn Mitarbeitern, sogar auf 73 Prozent steige). Und mehr als 70 Prozent der Firmen können sich laut Umfrageergebnis auch künftig eine Zusammenarbeit mit der WFG vorstellen. Ein gutes Ergebnis, wie Riegger und Protzer finden.

Die WFG kümmert sich um eine Region, die rund 580 000 Einwohner, 70 Kommunen, mehr als 30 000 Betriebe, mehr als 200 000 Arbeitsplätze und ein Bruttoinlandsprodukt von mehr als 20 Milliarden Euro umfasst. Der Nordschwarzwald ist eine von zwölf Regionen in Baden-Württemberg und etwa 100 Regionen deutschlandweit.