Seit Mittwochabend ist die Strecke gesperrt. Foto: Rousek

Stadtteile nicht auf solche Mengen von Autos ausgelegt. Shuttle-Busse werden angenommen. Kritik und Verständnis.

Calw - Seit Mittwochabend ist die Bundesstraße unterhalb der Brücken am Adlereck dicht. Eine der drei Brücken, die stillgelegte Betonbrücke der Deutschen Bahn, könnte jeden Moment einstürzen, so die Begründung. Das Echo in den sozialen Netzwerken auf diese Nachricht war enorm. Ebenso wie die Auswirkungen auf den Verkehr.

Das rot-weiße Absperrband flattert im Wind, ein Mann in einer orangenen Warnweste läuft vor dem Bauzaun hin und her, während eine Passantin versucht, einen Blick auf die Brücke zu erhaschen. Viel zu sehen gibt es dort im Grunde nicht.

Man würde der Betonbrücke am Adlereck nicht ansehen, dass sie akut einsturzgefährdet ist. Und zwar so gefährdet, dass seit Mittwochabend die Bundesstraße/Stuttgarter Straße, die darunter verläuft, gesperrt ist. Sogar für Fußgänger. Sicherungsarbeiten mussten am Donnerstag abgebrochen werden – aus Angst, dass den Mitarbeitern etwas zustoßen könnte, so die Aussage der Deutschen Bahn, die Eigentümer der seit 1981 stillgelegten Brücke ist.

Aktueller Stand

Viel hat sich nicht getan seither, was natürlich auch den Osterfeiertagen geschuldet ist. Das Gute daran: Keine Neuigkeiten bedeutet auch, dass die Brücke nicht zusammengebrochen ist. Carmen Göbel, Sprecherin bei der Deutschen Bahn, sagt zu, dass es in den kommenden Tagen Informationen über den Stand der Arbeiten geben wird.

Der Plan lautete bisher, dass die Brücke bis in drei bis vier Wochen mit einem Stahlkonstrukt so gesichert werden soll, dass die Gefahr fürs erste gebannt ist. Langfristig soll sie abgerissen werden. "Warum wird sie dann nicht gleich abgerissen?", lauten viele Fragen in den sozialen Netzwerken. Würde man die Brücke in ihrem jetzigen Zustand mit einem Kran abheben, bestehe die Gefahr, dass sie währenddessen zerbricht und großen Schaden anrichtet, erklärt Konstantin Brümmer, Leiter des Regionalnetzes bei der Deutschen Bahn. "Dieses Risiko würde keine Kranfirma eingehen." Daher die Devise: Erst sichern, dann weitere Planungen anstellen.

Verkehr

Auf den Verkehr in Calw hat die Sperrung gravierende Auswirkungen, schließlich ist die Bundesstraße die Hauptverkehrsader in der Hesse-Stadt. Noch in der Nacht zum Donnerstag hatten Mitarbeiter des Bauhofs die Umleitungen ausgeschildert und so für die Autofahrer kenntlich gemacht. "Das klappt so weit alles", sagt OB Ralf Eggert. Allerdings seien erhebliche Rückstaus in Holzbronn und in Hirsau zu erwarten. "Die Kreuzungen dort sind nicht auf solche Mengen von Autos ausgelegt", erklärt er.

Die Shuttle-Busse, die für die Fußgänger eingerichtet wurden, die von einer auf die andere Seite der Brücke wollen, werden laut Eggert gut angenommen. Über die Feiertage fuhren die Busse halbstündlich, künftig soll es im Zehn-Minuten-Takt eine Verbindung geben. Egal, wie viele Leute mitfahren. "Wir warten nicht darauf, dass der Bus voll wird", bekräftigt das Stadtoberhaupt.

Würden jedoch weiterhin einige Bürger einfach die Abkürzung über den Unteren Welzberg zum Krankenhaus hinauf nehmen, kommt der Shuttle-Bus irgendwann nicht mehr durch, betont der OB. Dasselbe gilt für Rettungsfahrzeuge. "Es hat schon Beschwerden von Anwohnern gegeben, weil Leute, die nicht befugt sind, dort entlangfahren", sagt Eggert. Man müsse an diesen Stellen dann konsequenterweise öfter kontrollieren. "Der Verkehr darf sich nicht verlagern, dafür ist der Weg viel zu schmal."

Stimmen

Die Nachricht von der gesperrten Straße ist Stadtgespräch. Und sie hat in den sozialen Netzwerken ein Echo ausgelöst, wie nur wenige Themen in Calw zuvor. Viele Nutzer zeigen sich skeptisch gegenüber der DB: "Das Seltsame ist, baufällig muss sie ja schon länger sein, eine Brücke ist nicht von heute auf morgen einsturzgefährdet", schreibt ein Nutzer und scheint damit vielen aus der Seele zu sprechen. Auch Vergleiche mit der Situation im Calwer Rathaus 2007 kommen auf. Andere ärgern sich über diese Äußerungen: "Wäre etwas passiert hätten die Leute gemeckert dass nicht vorher reagiert wurde. Nun wird reagiert und es passt Ihnen auch nicht! (...) Kann man denn nicht einfach mal froh sein, dass niemandem etwas passiert ist?!", meint ein anderer Nutzer.

Von offizieller Seite, dem Landesministerium für Verkehr, erreichte die Redaktion folgende Stellungnahme: "Aus Sicht des Ministeriums für Verkehr ist es das Wichtigste, dass möglichst zeitnah wieder die Verkehrssicherheit der Bahnbrücke am Adlereck in Calw hergestellt werden kann. Die Straßenbauverwaltung des Landes wird sich gemeinsam mit dem Landkreis Calw dafür einsetzen, dass die Sperrung der B 296 so bald wie möglich wieder aufgehoben werden kann." Das wäre sicherlich im Sinne der Calwer Bürger.