Bei der sexuellen Gewalt steigen die Zahlen – allerdings nicht erst seit Inkrafttreten der Corona-Verordnungen, sondern schon seit zwei Jahren. (Symbolfoto) Foto: dpa

Beschränkungen erschweren Jugendhilfe Kontakt zu Familien. Großes Dunkelfeld.

Calw -  Viele negative Zahlen mussten Sozialdezernent Norbert Weiser und Georg Pfeiffer, Leiter der Abteilung Jugendhilfe im Landratsamt Calw, im Jugendhilfeausschuss verkünden. Immerhin eine Befürchtung scheint sich dagegen nicht zu bestätigen: Seit dem Inkrafttreten der Corona-Verordnungen sei kein signifikanter Anstieg der häuslichen Gewalt gegenüber Kindern und Jugendlichen zu beobachten.

Großes Dunkelfeld

Pfeiffer konnte die Mitglieder des Jugendhilfeausschuss beruhigen: "Die Zahlen sind nicht auffällig gestiegen. Wir haben hier im Kreis Calw aber generell nicht so die hohen Zahlen." Dennoch gab er zu bedenken: "In dem Bereich gibt es ein ganz großes Dunkelfeld."

Etwas anders sehe es bei der sexuellen Gewalt aus. Hier steigen die Zahlen – allerdings nicht erst seit Inkrafttreten der Corona-Verordnungen, sondern schon seit zwei Jahren. Pfeiffer: "Wir denken, dass die Kinder, die sexuelle Gewalt erfahren mussten, Auffälligkeiten zeigen, wenn sie wieder in der Schule sind. Wir rechnen daher in der zweiten Jahreshälfte mit steigenden Zahlen."

"Gang auf der Rasierklinge"

Aufgrund der Kontaktbeschränkungen habe man viele Angebote einstellen müssen, wodurch einerseits drohte, dass der Kontakt zwischen den Familien und dem Landratsamt verloren geht, andererseits aber auch die Situation in den Familien schwieriger wurde. Dies sei mitunter ein "Gang auf der Rasierklinge" gewesen, weil man auch nicht zu früh einschreiten durfte. "In den letzten Jahren wurde alle Urteile kassiert, wenn Kinder zu früh aus den Familien genommen wurde", so Pfeiffer. "Der Super-Gau wurde verhindert."