Eine prominent besetzte Gruppe mit Wirtschaftministerin Hoffmeister-Kraut stattete dem Auftritt der Region in Hannover einen Besuch ab. Fotos: WFG Foto: Schwarzwälder Bote

Unternehmen: 28 Firmen aus der Region auf der Hannovermesse präsent – mehr als ein Drittel davon unter dem Dach der WFG

Zwölf Unternehmen aus dem Nordschwarzwald beteiligten sich am Gemeinschaftsstand der Region Nordschwarzwald auf der Hannovermesse und ziehen nun eine erste positive Bilanz – trotz verhaltenen Besucherzahlen.

Hannover/Nordschwarzwald. Baden-Württemberg ist das Maschinenbau- und Exportland Nummer Eins in der Republik und der vollkommen neu konzipierte Auftritt des Gemeinschaftsstandes des Landes im Bereich der Leitmesse Industrial Supply (HMI) auf der Hannovermesse sollte diesen Anspruch unterstreichen.

Insgesamt 28 Unternehmen aus der Region Nordschwarzwald weist das Ausstellerverzeichnis der Hannovermesse aus, mehr als ein Drittel davon waren am Gemeinschaftsstand der Region Nordschwarzwald zu finden. Organisiert und betreut wird dieses Konstrukt von der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald (WFG) und Baden-Württemberg International, der Standortagentur des Landes.

Rohstoffmangel ist der limitierende Faktor

Die Situation ist paradox: Obwohl eine Messe klassischerweise der Kundenakquise dient, gestaltet sich diese auf der Hannovermesse 2018 als echte Herausforderung: Die Wirtschaft boomt, die Auftragsbücher sind rappelvoll und monatelange Lieferzeiten eher die Regel als die Ausnahme. Fehlende Produktionskapazitäten sind nur die halbe Wahrheit: "So manches Material ist derart knapp, dass Rohstoffmangel der limitierende Faktor ist", erklärte Ulrich Hornung vom Stanzspezialisten Kummer aus Ötisheim. Am Nachbarstand, beim Galvanikunternehmen IMO aus Königsbach-Stein, sieht man die Lage ähnlich: "Wir sind aktuell glücklich wenn wir mangels Material unsere Stammkunden zufriedenstellend bedienen können", gesteht Bernd Mönch, der sich trotzdem über die interessanten und vielversprechenden Kundenkontakte freute. Schließlich wisse keiner, wie lange der Boom anhalten würde, ergänzte IMO-Geschäftsführer Armin Müller.

Sehen und gesehen werden lautet die Devise auf dem niedersächsischen Messeparkett. Trotz vielfältiger Möglichkeiten der virtuellen und crossmedialen Unternehmensdarstellung ist der persönliche Kontakt Pflicht für viele Unternehmen aus dem Nordschwarzwald. Hagen Gutekunst vom gleichnamigen Federnspezialisten Gutekunst aus Pfalzgrafenweiler brachte es auf den Punkt: "Die Leute müssen wissen, dass es uns gibt und deshalb sind wir in Hannover."

Fakt ist, Besucherrekorde wird die Hannovermesse 2018 keine einfahren, zumindest nicht im Bereich der Industrial Supply. Selbst zu traditionellen Stoßzeiten erinnerten die Gänge in den Messehallen zeitweise eher an eine sonntägliche Flaniermeile als an das Epizentrum der Industriewelt. Trotzdem drückte dies nicht zwingend auf die Stimmung der Aussteller: "Qualität schlägt Quantität, vor allem bei den Messekontakten", beschreiben Barbara Herb und Jens Siegle von den Präzisionstechnikspezialisten Erich Lacher, Pforzheim, und dem Fließpresser Walter Schneider, Remchingen, ihre Eindrücke der ersten Messetage. Samuel Wolf vom Neubulacher Reinigungsanlagenbauer Vapic, einem Unternehmen, das sich erstmals am Gemeinschaftsstand beteiligt, entdeckt sogar handfeste Vorteile darin nicht permanent von Besuchern überrannt zu werden: "Wir hatten so ausreichend Gelegenheit wertvolle Kontakte zu Ausstellern als potentielle Kunden zu knüpfen."

Hochzufrieden in Sachen Kundenkontakte gab man sich bei Tehrotech aus Pforzheim-Huchenfeld. Das Galvanik-Startup mit traditionellen Wurzeln präsentiert sich erstmals in Hannover. Seit eineinhalb Jahren besetzt das Unternehmen die Nische im Bereich Partielle Veredelung. Geschäftsführer Elvis Aliov und sein junges Team setzt auf die Hannovermesse als Kontaktbörse: "Unsere Kunden sind sowohl unter den Ausstellern als auch unter den Besuchern zu finden, deshalb lohnt sich ein Engagement hier in Hannover doppelt." Die Haug Group aus Freudenstadt, ebenfalls ein HMI-Neuzugang, besetzt mit seinem innovativen Online-Konfigurator für die Bearbeitung mechanischer Bauteile eine Schnittstelle zwischen klassischer Fertigung und digitalen Geschäftsmodellen. "Das Projekt war ein Geistesblitz, der sich nun prächtig entwickelt" gestand Rainer Wälde, einer der Geschäftsführer des Unternehmens. Online-Druckereien standen Pate bei dem bislang einzigartigen aber richtungsweisenden Ansatz.

Alleine für die ersten Minuten lohnt es sich

"Bei uns gestaltet der Kunde eben keinen Flyer sondern sein spezifisches mechanisches Bauteil", erklärte Wälde das ebenso einfache wie geniale System, das die Haug Group unter dem Markenname fertigung24.com auf den Markt brachte und in Hannover erstmals einem breiten Publikum vorstellte.

Für Koras aus Engelsbrand war die Hannovermesse ebenfalls Neuland. Das stark expandierende Unternehmen entwickelt und baut innovative Anlagen für das Recycling von Edelmetallen und freute sich über massives Kundeninteresse.

Eine Premiere stellte die Messe auch für den Präzisionstechnikspezialisten Vollmer+Boch aus Niefern-Öschelbronn dar. "Kurioserweise drängelten sich bei uns gleich am Montagmorgen zu Messebeginn die Besucher und alleine für diese ersten Minuten hat sich unser Auftritt bereits gelohnt", berichtete Sven Rittmann von Vollmer+Boch. Gelohnt hatte sich die Reise nach Hannover auch für das Pforzheimer Unternehmen Böhmler Drehteile, das den Gemeinschaftsstand der Region Nordschwarzwald schon seit vielen Jahren als attraktive Plattform zur Kundenpflege und Neukundengewinnung schätzt.

Die Hannovermesse und gerade der Gemeinschaftsstand weckt traditionell politisches Interesse. "Der Besuch der Ministerin Nicole Hoffmeister-Kraut und einer hochrangigen Delegation aus der Region beweist, dass die Präsenz der Unternehmen auf dem internationalen Messeparkett auch im Nordschwarzwald wahrgenommen wird", betonte Jochen Protzer, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald GmbH.