Im Secondhand-Laden der Erlacher Höhe kann auch mit kleinem Geldbeutel gut eingekauft werden. Foto: Bausch

Erlacher Höhe betreibt Einrichtung seit einer Dekade in der Bahnhofstraße. Tag der offenen Tür.

Calw - Geringe Rente, niedriges Einkommen, Hartz IV, Schulden oder chronische Erkrankungen: Immer mehr Menschen haben mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Das diakonische Sozialunternehmen Erlacher Höhe bietet hier Hilfe an – unter anderem mit dem Möbelladen in Calw, der nun sein zehnjähriges Bestehen in der Bahnhofstraße feierte.

 

In der Calwer Bahnhofstraße 65, am Alten Bahnhof der Hesse-Stadt, herrscht heute ungewöhnlich viel Be- trieb. Es ist Samstagmittag und der Möbelladen der Erlacher Höhe feiert sein zehnjähriges Bestehen mit einem Tag der offenen Tür. Viele Bürger nehmen sich deshalb die Zeit, ihm einen Besuch abzustatten.

Besondere Schnäppchen

Einige treibt die Neugierde, den großen Secondhand-Laden einmal kennenzulernen. Andere haben es auf ein besonderes Schnäppchen abgesehen. Denn es hat sich herumgesprochen, dass an diesem Tag reduzierte Aktionspreise locken.

Wer das mehrere hundert Quadratmeter große Ladengeschäft betritt, wird freundlich begrüßt und kann sich zunächst bei Kaffee und Kuchen der Cateringabteilung der Erlacher Höhe stärken, ehe er seinen Rundgang beginnt. Auf Wunsch gibt es gerne auch kompetente Beratung.

Der potenzielle Kunde staunt darüber, dass nicht nur das Angebot an Möbeln riesig ist, sondern es auch gut erhaltene Kleidung und Dinge des täglichen Bedarfs, wie Geschirr und Hausrat, Bücher, Spiele und vieles andere mehr gibt.

"Wir haben fast alles im Angebot außer Lebensmittel und gebrauchte Elektrogeräte", sagt Serviceleiter Jan Waidelich. Der aus Bad Liebenzell stammende gelernte Schlosser und Schreinermeister hat hier seine berufliche Erfüllung gefunden. "Ich gebe gerne anderen Menschen eine Chance", erzählt er. Er selbst habe auch eine "krumme Biografie" und freue sich immer, wenn er ehemals arbeitslose Menschen bei den diversen Dienstleistungen der Erlacher Höhe langfristig anleiten und ihnen eine gute Perspektive bieten kann. "Wir sind in den letzten Jahren deutlich gewachsen und es läuft ganz gut", freut er sich. Immer mehr Menschen fänden zum Laden. Neben den Schnäppchenjägern gibt es auch Kunden, die überzeugte Umweltschützer sind und einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten wollen. "Warum denn die gebrauchten Dinge wegwerfen, wenn sie noch gut sind und weiterhin verwendet werden können?", meint ein Besucher.

Und in der Tat ist alles, was der Secondhand-Laden zu bieten hat, ansehnlich. Gut erhalte Dekorations- und Ge- brauchsgegenstände sind ge- schmackvoll in die Regale drapiert. "Die Möbel wurden in unserer Werkstatt im Hirsauer Wiesenweg fachkundig überholt", unterstreicht Schreinermeister Waidelich. Es werde auch längst nicht alles angenommen, was von der Bevölkerung angeboten werde.

Bevor ein Möbelstück vom Serviceteam der Erlacher Höhe abgeholt werde, würde dieses in der Regel mit Hilfe eines elektronisch geschickten Fotos begutachtet und unter Umständen dann auch einmal abgelehnt.

Bezahlung deutlich über dem Mindestlohn

Waidelich ist stolz darauf, dass 15 bis 20 Mitarbeiter in der Holzwerkstatt, im Gebrauchtmöbelladen und im Bereich der haushaltsnahen Dienstleistungen einen Arbeitsplatz haben. Viele Mitarbeiter seien fest angestellt und würden deutlich über dem Mindestlohn bezahlt. Für Empfang und Kasse ist eine gelernte Verkäuferin und Lageristin zuständig. Die vor einigen Jahren zugezogene, freundliche Dame ist aufgeschlossen, höflich und zeigt im Gespräch mit den Kunden viel Fingerspitzengefühl.

Sie freut sich, "wenn sie weiterhelfen kann", sagt sie und erzählt von den "leuchtenden Kinderaugen", wenn die Kleinen von ihr ein kleines Spielzeug geschenkt bekämen.

Waidelich verweist darauf, "dass jedermann bei uns einkaufen kann". Die Preise seien fair kalkuliert, aber natürlich müsse man auch darauf achten, dass das Sozialunternehmen kostendeckend arbeiten müsse. Er meint außerdem, dass die Einrichtung kein Selbstläufer sei. "Es braucht einfach die breite Bevölkerung, Aufträge und auch Spender, damit alles rund läuft", unterstreicht er.