Am Ufer sind häufig Schwäne zu beobachten – einer davon stürzte am Donnerstag ab. Foto: Kugel

Tier stürzt bei Landeanflug ab und wird von Passanten gerettet. "Begleitschutz" durch Polizei.

Calw - Ein Höckerschwan hat am Donnerstagnachmittag für einigen Wirbel auf der Marktbrücke gesorgt: Nach einem missglückten Landeanflug stürzte das Tier ab und wurde von tierlieben Calwern – und unter Mithilfe der Polizei – gerettet. Das schildert ein Mitarbeiter des Calwer Bauhofs, der anonym bleiben möchte, in einem Schreiben, das uns am Freitag in der Redaktion erreichte.

"Heute Nachmittag um etwa 15.30 Uhr kam ich zufällig gerade am ZOB an der Ampel zum Stehen, als ein Höckerschwan im Anflug aus Richtung Hirsau über der Marktbrücke zur Landung ansetzte", so der Bauhofmitarbeiter. Das Tier habe offenbar die Situation falsch eingeschätzt, sei mit dem Fuß an der Dachreling eines Auto auf der Brücke hängengeblieben und auf die Fahrbahn gestürzt. Etwas benommen sei der Schwan daraufhin auf der Abbiegespur Richtung Adlereck sitzen geblieben.

Der Bauhofmitarbeiter habe das Tier geschützt, indem er sein Fahrzeug mit Warnblinker vor dem Schwan abstellte. "Ich habe mich vorsichtig genähert und ruhig auf ihn eingeredet", berichtet der Mann weiter. "Er blieb zuerst noch sitzen und erhob sich dann und ging Richtung Gehweg und Geländer zur Nagold hin."

Das Tier habe zunächst stark gehumpelt und das linke Bein vor Schmerz angezogen. "Eine offene Verletzung hatte er nicht und der Fuß ist vermutlich auch nicht, wie zuerst angenommen, gebrochen", schreibt der Bauhofmitarbeiter weiter.

Nicht aggressiv

Allerdings habe der Schwan sich wegen einiger Passanten in der Nähe nicht auf den Gehweg getraut. Stattdessen habe er sich "nach links und rechts am Bordstein entlang" bewegt, sei am Rand sitzen geblieben. "Er war dann etwas müde und hat eine Pause gemacht", erzählt der Mann. Das Tier habe sich aber weder aggressiv verhalten noch versucht, sich zu verteidigen.

Auch die Fahrerin des Autos, an dem der Schwan hängen geblieben war, sei unterdessen nochmals zurückgekommen und habe sich nach dem Wohl des Tieres erkundigt.

"Durch das Geländer hat er dann seine drei Artgenossen auf der Nagold entdeckt und humpelte zum Geländer. Er wollte wohl zu ihnen und ging auf dem Gehweg hin und her", berichtet der Mann. Gemeinsam mit anderen Passanten habe er den Schwan von der Fahrbahn ferngehalten und sich mit dem Veterinäramt in Verbindung gesetzt.

Zwischenzeitlich kam zufällig eine Polizeistreife vorbei, die den tierlieben Passanten um den Bauhofmitarbeiter "Begleitschutz" gab, während diese das Tier über die Treppe am Parkhaus Calwer Markt zum Nagoldufer trugen.

Der Schwan sei dort gleich ins Wasser gegangen. "Das Paddeln hat ihm in der relativ starken Strömung offensichtlich noch Schmerzen bereitet", erzählt der Mann. "Er startete dann aus dem Wasser zum Flug unter dem Bogen der Nikolausbrücke durch und zum Stauwehr beim Elektrizitätswerk. Dort landete er auf der gestauten Nagold im ruhigen Wasser."

Sehr zutraulich

Etwa eine halbe Stunde später habe der Bauhofmitarbeiter noch mal nach dem Tier gesehen und es hinter der Turnhalle der Badstraßenschule entdeckt. "Er schwamm ruhig auf der Nagold und kam auch sehr zutraulich noch einmal zu mir. Den linken Fuß hatte er nach oben auf den Rücken gelegt", berichtet der Mann. "Er gründelte sogar einige Male, so dass ich zuversichtlich bin, dass er sich dort wieder erholen wird. Im ufernahen Bereich entlang der Badstraße wird er auch genug Nahrung finden."

Das Veterinäramt im Landratsamt, so berichtet Pressesprecherin Anja Härtel, hatte übrigens auf die Nachfrage des Mannes "die Empfehlung ausgesprochen, Kontakt zum Tierschutzverein aufzunehmen, da dieser in solchen Fällen gegebenenfalls unterstützend tätig werden kann". Da der Schwan nach kurzer Zeit jedoch wieder selbstständig ins Wasser gewatschelt und von dannen gezogen sei, sei dies letztlich wohl nicht notwendig gewesen.