In der Notunterkunft stehen Betten bereit, falls jemand kurzfristig eine Übernachtungsmöglichkeit braucht. Foto: Rousek

Keine Wohnung, kein Dach, kein Bett: Erlacher Höhe bietet Erfrierungsschutz an.

Calw - In einer Nacht im Winter 1984 erfror ein obdachloser Mann mitten in Calw, erzählt Carmen Kille von der Erlacher Höhe . Damit so etwas nie wieder passiert, wurde das Hilfsangebot der Erlacher Höhe eingerichtet. Seit 2011 mit einem besonderen Erfrierungsschutz über die Wintermonate.

Gerade während der kalten Jahreszeit ist es ein hohes Gut, wenn man es sich mit einer Decke auf dem heimischen Sofa bequem machen kann. Ein Gut, das viele Menschen nicht haben. Deshalb bieten sowohl die Stadt Calw als auch die Erlacher Höhe Unterkünfte für jene an, die aktuell nicht über einen eigenen Wohnsitz verfügen. Während der Wintermonate bis ins Frühjahr hinein bietet die Erlacher Höhe in Calw zudem die Möglichkeit, sich auch nachts – wenn bei der Verwaltung niemand erreichbar ist – zu melden, um kurzfristig eine Übernachtungsmöglichkeit zu bekommen.

Damit soll verhindert werden, dass jemand bei kühlen Temperaturen draußen übernachtet – und sich damit unter Umständen in Lebensgefahr bringt. Erst Ende Oktober 2018 starben drei Menschen in Köln, Düsseldorf und Hamburg, weil sie auf Parkbänken geschlafen hatten und erfroren waren.

Etwa zu diesem Zeitpunkt, als die Temperaturen erstmals in diesem Jahr dem Gefrierpunkt nahe kamen, startete auch die Erlacher Höhe wieder ihren sogenannten Erfrierungsschutz. Die Initiative für dieses Projekt geht von der Liga der freien Wohlfahrtspflege aus, die das seit 2011 versucht, landesweit zu etablieren. Dabei ist vor allem wichtig, dass es auch außerhalb der Zeiten, in denen normalerweise jemand erreichbar ist, einen Ansprechpartner gibt. Von 8 bis 23 Uhr hat immer jemand aus dem Team von Kille von der Erlacher Höhe Rufbereitschaft. Außerhalb dieses Zeitfensters können sich Hilfesuchende an die Notrufnummer 112 wenden. "Die Polizei hat einen Schlüssel für die Notunterkunft und weist dem Hilfesuchenden dann einen Platz zu", erklärt Kille.

In Calw gibt es drei reguläre Plätze in einem geräumigen Zimmer in der Burgsteige. Die Betten sind frisch bezogen, Handtücher liegen bereit. Zudem gebe es laut Kille noch die Möglichkeit bei Bedarf weitere Übernachtungsgelegenheiten zu schaffen. "Es kommt aber eher selten vor, dass das nötig ist", sagt sie.

Nach einer Nacht im Warmen haben die Menschen, die in den Notunterkünften untergekommen sind dann bis zu drei Tage Zeit, eine andere Lösung zu finden. Entweder werden sie in das Hilfesystem der Erlacher Höhe aufgenommen, sie werden an die Verwaltung verwiesen oder es wird versucht, auf andere Weise zu vermitteln.

Wirklich oft wird der Erfrierungsschutz in der Regel nicht genutzt, "aber eben doch immer wieder", so Kille. 2017 seien es fünf bis sechs Mal vorgekommen, dass jemand kurzfristig ein Dach über dem Kopf gesucht hat, um der Kälte zu entfliehen. "Eigentlich sollte das aber gar nicht notwendig sein", betont Kille.

Oberste Priorität

Denn die oberste Priorität sei, einen Wohnungsverlust durch frühzeitige Hilfe gar nicht erst zuzulassen. "Oft können wir rechtzeitig helfen." Aber eben nicht immer. Gerade in der heutigen Zeit sei es für ärmere Leute schwierig, eine Wohnung zu finden, da die Preise immer weiter steigen. "Da kann auch ohne anderweitige Probleme schnell eine prekäre Wohnsituation entstehen", sagt Kille. So sei von 400 Bürgern des Landkreises Calw im Durchschnitt einer von Obdachlosigkeit bedroht. Von einer erheblichen Dunkelziffer sei auszugehen.

Weitere Informationen: Von 8 bis 23 Uhr ist die Erlacher Höhe unter der Telefonnummer 07051/1 63  89 14 erreichbar. Nach 23 Uhr kann die Notrufnummer 112 gewählt werden.