Jubiläum: Stadtapotheke wird ein halbes Jahrhundert alt / Übernahme durch Thomas Fein ist 21 Jahre her / Viele Innovationen
Die Stadtapotheke feiert ihr 50-jähriges Jubiläum. Inhaber Thomas Fein erinnert sich an die Zeit zurück, in der er die Apotheke übernommen hat.
Calw. Vom Bader über einen Metzger bis zur Apotheke reicht die Handelstradition des Gebäudes in der Lederstraße 35 in Calw. Wo zum Ausgang des Mittelalters ein Bader noch Knochen gerichtet hat und die kleinen Leute ihr wöchentliches Bad nehmen konnten, schlachtete Mitte des letzten Jahrhunderts die Metzgerei Schlatterer Schweine, bevor 1969 die Stadtapotheke in den historischen Räumen gegründet wurde. Dieses Jahr feiert Inhaber Thomas Fein mit seinem Team das 50-jährige Bestehen dieser Apotheke.
Dass es ihn vor 21 Jahren nach Calw verschlagen hat und er die Apotheke übernehmen konnte, ist rückblickend nicht selbstverständlich. Denn seine Selbstständigkeit als Apotheker war ein Weg mit vielen Umwegen. Der promovierte Pharmakologe suchte eigentlich den Weg in die Pharmaindustrie als er nach seiner Doktorarbeit noch am Lehrstuhl seines Doktorvaters in Heidelberg arbeitete. Zu diesem Zeitpunkt fusionierten aber diverse Pharmaunternehmen und die Branche war dermaßen im Umbruch, dass eher Personal freigestellt als eingestellt wurde. Auf dem Weg zur Habilitation wäre dann auch noch ein Auslandsaufenthalt notwendig gewesen, der sich mit der Familienplanung überschnitten hätte. Über eine Branchenpublikation erfuhr er dann aber von einer Apotheke in Calw, die einen Nachfolger suchte. Und so fuhren Ehepaar Thomas und Elke Fein 1997 nach Calw, um sich vorzustellen. Was sie hier antrafen war nicht gerade der Traum der Selbstständigkeit. Vor den Türen der Apotheke lagen vom letzten Hochwasser noch Sandsäcke und die Lage am Ende der Lederstraße, die damals noch keine Fußgängerzone war, überzeugte nicht wirklich. "Ich wäre am liebsten wieder umgekehrt", so Elke Fein. Attraktiv war das Angebot aber insofern, als Thomas Fein zwei Jahre als Angestellter der Apotheke Einblicke und Erfahrung sammeln sollte, um dann zum Jahresbeginn 2000 die Apotheke zu übernehmen. Dies ließ den Feins zudem noch zwei Jahre Zeit für die Entscheidung für oder gegen Calw.
Aus der geplanten Einarbeitungszeit von zwei Jahren wurden dann aber nur fünf Monate, da die Inhaberin aufgrund wirtschaftlicher Überlegungen die Apotheke bereits zum Jahresbeginn 1998 verkaufen wollte. Fein entschied sich dennoch, das Risiko einzugehen, wobei die Planung dann von Null auf 100 sehr stressig gewesen sei. "Als kleiner Angestellter an einer Universität war das auch eine vielleicht naive Entscheidung, denn es musste so einiges gestemmt werden. Die Räumlichkeiten waren schon etwas heruntergekommen und es war auch nicht von Anfang an geplant, zum Start der Selbstständigkeit hier groß zu investieren", erinnert sich Thomas Fein.
Neue Innenausstattung
Im Sommer 2001 wurde die Apotheke dann aber doch komplett saniert und mit neuer Innenausstattung versehen. Zu dieser Zeit waren dort, wo sich heute der Verkaufsraum der Apotheke befindet, zwei separate Ladengeschäfte. Im linken die Parfümerie, im rechten die Apotheke. "Zu diesem Zeitpunkt hatten wir auch einfach richtig Glück", erklärt Fein. "Durch die Umgestaltung der Lederstraße zur Fußgängerzone und Haupteinkaufsmeile, wurde die 1b-Lage plötzlich zur 1a-Lage und der Standort richtig attraktiv". Als die Frauenarztpraxis im Obergeschoss dann irgendwann aufgelöst wurde, mieteten die Feins die oberen Räume vorerst als Lagerräume dazu.
Wegen des wachsenden Konkurrenzdrucks fiel die Entscheidung, sich von der Parfümerie zu verabschieden und das Gesamtkonzept grundsätzlich umzustellen. So wurde die Präsentationsfläche der Apotheke verdoppelt und einige Neuerungen vorgenommen, wie zum Beispiel ein modernes Lagerhaltungs- und Verkaufssystem, das bis dahin nur rund zehn Prozent der deutschen Apotheker besaßen. Mit diesem Komissionierer werden die Medikamente nach der Abfrage am Terminal im Verkaufsraum automatisch in den Verkaufsraum "geliefert". "Das war eine absolute Innovation, so etwas gab es in der ganzen Region Calw bis dahin nicht, ein absoluter Knaller", so Fein. 80 Prozent der klassischen Schubladenregale, in denen sich die rund 5000 Medikamentenverpackungen befanden, konnten ausgemustert werden.
Die Frage nach seinem Erfolgsrezept beantwortet Fein so: "Kontinuierliche Investitionen in Technik und Präsentation und unser hervorragendes Belegschaftsteam haben das in all den Jahren möglich gemacht. Ohne unsere Mitarbeiter, die zum Teil länger hier arbeiten als wir selbst, wäre diese Geschichte nicht möglich gewesen."