Das "Emma", wie die Pforzheimer ihr Emma-Jäger-Bad nennen, ist seit über einem Jahr geschlossen. Das Gebäude wird durch einen Neubau ersetzt. Foto: Parage Foto: Schwarzwälder Bote

Schwimmer haben in Pforzheim derzeit noch Pech: Trotz Corona dürfen Bäder

Schwimmer haben in Pforzheim derzeit noch Pech: Trotz Corona dürfen Bäder seit dem 6. Juni eigentlich geöffnet haben. Wann es in der Goldstadt soweit ist, entscheidet sich allerdings erst im Laufe dieser Woche.

Wegen der Corona-Pandemie hat die Stadt den Verkauf von Saisonkarten für die Freibäder ausgesetzt. Für alle, die bereits vorher eine Karte gekauft hatten, wird es nach Wiedereröffnung "zu einer entsprechenden Rabattierung kommen". Wer seine Saisonkarte zurückgeben möchte, kann sich per E-Mail an baederbetriebe@pforzheim.de wenden oder unter Telefon 07231/39  27  80 anrufen. Weitere Infos: www.goldstadtbaeder.de.

Pforzheim. Immerhin hat das Wetter der Stadt in den vergangenen Tagen einen Gefallen getan: Bei Regenwetter und niedrigen Temperaturen zieht es trotz Pfingstferien niemanden ins Freibad. Einfach mal abtauchen wäre aber auch nicht möglich, weil die beiden Pforzheimer Freibäder – das Nagoldbad in Dillweißenstein und das Wartbergbad hoch über der Nordstadt gelegen – noch geschlossen sind. Wann sich das ändert, entscheidet sich laut Michael Strohmayer, der die städtische Pressestelle leitet, "in den nächsten Tagen". Dasselbe gilt für die drei Pforzheimer Hallenbäder. Auch sie sind noch zu.

Nur in eine Richtung

Grund ist die aktuelle Corona-Verordnung des Landes Baden-Württemberg. Sie erlaubt zwar, dass Schwimmbäder seit dem 6. Juni geöffnet sind, und bereits seit dem 2. Juni ist es möglich, dass Vereine dort trainieren und Schwimmkurse stattfinden. Voraussetzung fürs öffentliche Badevergnügen sind allerdings zahlreiche Regeln, die der Betreiber einhalten muss. Dazu gehört ein umfangreiches Hygienekonzept. Diese Regeln wiederum führen dazu, dass in Pforzheim noch keines der fünf Bäder in Betrieb ist.

Laut Verordnung muss die Zahl der Besucher beschränkt werden. Im Schwimmerbecken etwa muss jeder Badegast zehn Quadratmeter Wasserfläche für sich haben, derselbe Platz ist auf Liegewiesen vorgeschrieben. Auf den Bahnen darf nur in eine Richtung geschwommen werden, Überholen ist verboten. All das gilt es vorzubereiten. Strohmayer erklärt, die Hygienebedingungen seien zu definieren und umzusetzen, damit das Ansteckungsrisiko für Gäste und Mitarbeiter so gering wie möglich ist.

Und dann gibt es natürlich noch die normalen Vorbereitungen, die vor der jährlichen Freibaderöffnung laufen: Die Becken müssen gefüllt und das Personal muss eingeteilt werden. Sanierungs- und Reparaturarbeiten fallen ebenfalls an. Für die neue Saison hat das Wartbergbad bereits eine Containeranlage als Ersatz für den Umkleidetrakt erhalten. Die Kosten dafür lagen bei 170 000 Euro. Als Nächstes müssen die alten Umkleiden zurückgebaut werden.

Allesamt Sorgenkinder

Für die Goldstadt sind die Bäder auch ohne das Corona-Virus Sorgenkinder. Ihr Unterhalt ist teuer, sie sind in die Jahre gekommen, die Stadtkassen leer. Angesichts der großen Herausforderungen hat die Kommune Ende 2019 den Eigenbetrieb Pforzheimer Verkehrs- und Bäderbetriebe umstrukturiert. Zum einen gibt es mehr Personal, zum anderen konzentriert sich der Bäder-Chef Bernd Mellenthin nun auf die Verkehrssparte, während seit Januar Lutz Schwaigert für die Bäderentwicklung zuständig ist. Besonders prekär ist die Lage bei den Hallenbädern. Von eigentlich fünf sind nur noch drei in Betrieb: das Stadtteilbad Eutingen sowie die beiden Schulschwimmbäder in der Fritz-Erler- und der Konrad-Adenauer-Schule.

Das Emma-Jäger-Bad, einst das größte in Pforzheim, ist seit 31. Dezember 2018 geschlossen und mit einem Bauzaun abgesperrt. So gammelt es bis zum Abriss vor sich hin. Der Rückbau soll Ende des Jahres beginnen. Für 23,6 Millionen Euro baut die Stadt an derselben Stelle ein Schul- und Vereinsschwimmbad mit der Möglichkeit zur öffentlichen Nutzung. Geplant sind sechs 25 Meter lange Bahnen, ein Kursbecken sowie eine Tribüne. Für den Neubau ist laut Pressestelle jedoch noch kein Datum bekannt. "Momentan werden die vorbereitenden Untersuchungen gemacht. Schadstoffe, Statik, Wasserhaltung", erklärt Strohmayer. Daraus ergebe sich das Leistungsverzeichnis für den Abbruchunternehmer.

Das Stadtteilbad in Huchenfeld ist seit Ende 2018 zu. Auch dieses Bad soll durch einen Neubau ersetzt werden. Dazu gibt es eine gute Nachricht: Im März hat die Stadt eine Förderzusage erhalten. Der Bund wird das Vorhaben mit vier Millionen Euro unterstützen. Allerdings lässt sich auch für Huchenfeld nicht sagen, wann die Arbeiten losgehen. "Die frühestmögliche Beauftragung für den Architekten ist Ende 2020."

Lage entspannt sich

Machen die Freibäder auf und das Wetter stimmt, entspannt sich die angespannte Bäderlage wenigstens ein bisschen. Wobei auch die Zukunft des "Action-Riesen auf dem Berg", wie die Stadt für das Wartbergbad wirbt, ungewiss ist. Im Januar hatte der Gemeinderat ein Bäderkonzept beschlossen. Die Verwaltung erhält darin unter anderem den Auftrag, "den Betrieb aller weiteren Bäder sicherzustellen". Und sie soll Gespräche mit Investoren führen, um das Wartbergbad zu einem Kombibad auszubauen, das im Sommer und Winter genutzt werden kann – ohne dass für die Stadt dafür Kosten entstehen. Ende Mai teilte die Verwaltung dazu mit, dass nur ein Investor sein Interesse bekundet habe, sich auf dem Wartberg zu engagieren. Mit diesem wolle sie in Dialog treten. Wie genau der Umbau zum Kombibad aussehen könnte, "wird Inhalt der Überlegungen eines potenziellen Interessenten", erläutert Strohmayer. Damit bleibt die Zukunft der Goldstadtbäder spannend – weit über Corona hinaus.