Nach einem Klick auf das Symbol werden zusätzliche Infos zum jeweiligen Ort angezeigt. Screenshot: wheelmap.org

Lebenshilfe macht den Test. Fazit fällt durchwachsen aus. Ergebnisse auf www.wheelmap.org einsehbar.    

Calw - Welche Orte in Calw sind wie rollstuhlgerecht? Das lässt sich nun auf der Internetseite www.wheelmap.org herausfinden. Auf einer Karte sind öffentliche Gebäude und Parkplätze der Innenstadt mit einem roten, gelben oder grünen Siegel markiert.

Ein gemischtes Fazit zieht Kim Jiminez Rieß, Vorstandsmitglied der Lebenshilfe Calw, nachdem er in den vergangenen Monaten die gesamte Innenstadt aus der Sicht eines Rollstuhlfahrers inspiziert hat: "Die neuen Gebäude sind alle gut, aber die meisten alten Gebäude haben steile Treppen. Das ist dann schwierig", sagt er, "aber dafür kann niemand was, es ist halt eine alte Stadt."

Bei der Vorstellung der Aktion erklärte Calws Oberbürgermeister Ralf Eggert, wie die Idee dazu entstanden war: "Im Frühjahr kam jemand auf uns zu und hat uns auf diese Seite hingewiesen." Damals habe Calw auf der Karte quasi noch nicht existiert: "Alles war grau." In der Stadtverwaltung könne man die Rollstuhlgerechtigkeit aber nicht ausreichend beurteilen, weshalb sich Eggert an die Lebenshilfe gewandt habe.

Seither zog Jiminez Rieß durch Calw und beurteilte Banken, Restaurants, Geschäfte, Parkplätze und andere Orte – alle sind auch von "Google Maps" erfasst – aus der Sicht eines Rollstuhlfahrers. Manchmal seien Klienten der Lebenshilfe ebenfalls dabei gewesen.

System ist einfach

Das System sei einfach, erklärt Jiminez Rieß: Meist habe er mit dem Smartphone direkt vor Ort seine Beurteilung abgeben können. "Nur manchmal war es schwierig, wenn die Karte nicht aktualisiert war und zum Beispiel einen neuen Laden noch nicht angezeigt hat." Ihn habe es aber immer wieder "verblüfft", wenn plötzlich doch neue Orte eingetragen waren. Doch die Internetverbindung sei nicht immer stabil gewesen. "Wenn es noch etwas zusätzlich zu kommentieren gab, habe ich das hinterher am PC gemacht", so Jiminez Rieß. Bei Gebäuden mit einer Treppe davor sei gleich klar: "Die wird rot, egal wie es drinnen aussieht."

Gelb markiert habe er Orte, "die eigentlich nicht korrekt sind, wo es aber noch funktioniert" – etwa bei einer einzelnen kleinen Stufe vor dem Eingang. "Oder bei Parkplätzen, die zwar keinen Behinderten-Parkplatz ausgewiesen haben, aber an sich behindertengerecht sind." Manchmal habe er auch mit den Betreibern von Läden und anderen Einrichtungen gesprochen. Dabei zeige sich, dass oft eine Rampe schon helfe, um die Siuation zu verbessern. Wenn nur eine kleine beziehungsweise flache Treppe ins Gebäude führe, könne die häufig leicht für Rollstuhlfahrer überbrückt werden. Zielgruppen des Angebots sind laut Jiminez Rieß vor allem Rollstuhlfahrer ohne geistige Behinderung, die alleine unterwegs sind.

Jiminez Rieß und die Lebenshilfe Calw haben bereits begonnen, auch in den Calwer Ortsteilen Siegel zu vergeben. Dabei sei ihm Heumaden besonders positiv aufgefallen, wo sehr viele Orte für Rollstuhlfahrer "wunderbar erreichbar" seien. Ebenfalls noch geplant seien die Schulen in Calw. Die fehlen bisher auf der Karte, weil Jiminez Rieß meistens an den Wochenenden unterwegs gewesen sei. Zudem wolle man künftig schrittweise in den umliegenden Gemeinden weitere Orte beurteilen.

INFO:

Weitere Informationen: www.wheelmap.org

Auf einer Karte, die auf "Google Maps" basiert, kann jeder alle eingetragenen Orte weltweit mit einer der drei Ampelfarben versehen: Grün bedeutet, dass der Eingang und alle Räume stufenlos erreichbar sind, Gelb weist auf kleinere Hindernisse hin, die aber auch mit Rollstuhl überwunden werden können. Rot markierte Gebäude haben einen Eingang mit höheren oder mehreren Stufen, die Räume sind mit Rollstuhl nicht erreichbar. Orte, deren Rollstuhlgerechtigkeit noch unbekannt ist, haben eine graue Markierung und können von jedem bewertet werden.

Zudem können die Toiletten jedes Ortes separat grün oder rot markiert werden: Laut "wheelmap.org" hat ein rollstuhlgerechtes WC eine Tür mit der Durchgangsbreite von mindestens 90 Zentimetern und eine Bewegungsfläche von mindestens 1,5 mal 1,5 Metern. Die Toilette wird rot markiert, wenn sie diese Kriterien nicht erfüllt.

Für einen Überblick über die Rollstuhlgerechtigkeit in einer bestimmten Stadt muss man auf der Seite www.wheelmap.org nur den jeweiligen Ortsnamen in die Suchmaske eingeben.