Die Reum-Mitarbeiter wollen von der derzeitigen Schatten- wieder auf die Sonnenseite. Foto: Hölle

Betriebsrats-Vorsitzende Kalmbach macht Geschäftsführung schwere Vorwürfe. Von wegen unzufriedene Kunden.

Calw - Resignation? Fehlende Motivation? Oder Ohnmacht? Von wegen! Die Calwer Reum-Mitarbeiter wollen um ihre Arbeitsplätze kämpfen. Sie haben einen unabhängigen Gutachter damit beauftragt, zu untersuchen, ob Aufträge vom Werk Hardheim hierher geholt werden können. Werksleiter Olaf Kregeloh steht fest an ihrer Seite.

Wie berichtet, soll das Calwer Werk geschlossen werden. Als Gründe hat Reum-Geschäftsführer Marc Hundsdorf die seit Jahren anhaltenden Verluste genannt. Davon betroffen sind rund 150 Mitarbeiter. Das Ende der Produktion ist laut Hundsdorf zum Ende des ersten Quartals 2015 vorgesehen.

Das will die Belegschaft nach den Worten der Betriebsratsvorsitzenden Filomena Kalmbach nicht hinnehmen. Und auch Hundsdorfs Vorwürfe, die Qualität des Automobilzulieferers habe nicht gestimmt und die Kunden seien unzufrieden gewesen, weist sie von sich. Nach einem Tief nach dem Insolvenzantrag 2010 und der Übernahme durch die niederländische Investmentgesellschaft HTP 2011 sei die Kundenzufriedenheit mittlerweile wieder auf 99,8 Prozent gesteigert worden, so Kalmbach. Im September vergangenen Jahres sei zum Beispiel von der Daimler-Logistik bestätigt worden, dass der Calwer Reum-Standort momentan bestens läuft. Auch in Sachen Produktivität habe man sich wieder erheblich gesteigert.

Das alles, so Kalmbach, sei aber alleine den Mitarbeitern zu verdanken. Diese hätten sich über die Maßen ins Zeug gelegt. Werksleiter Olaf Kregeloh hätte sich zum Jahresende 2013 für deren Einsatz ausdrücklich bedankt. Und auch dafür, dass die Belegschaft die Wände im Werk verputzt sowie den Hof in eigener Regie repariert hätten und Auszubildende das Werk gestrichen hätten. Ganz zu schweigen von den Überstunden, die für Optimierungsmaßnahmen gemacht worden seien.

Die Mitarbeiter, von 370 im Jahr 2011 auf 150 reduziert, hätten alles gegeben und ihren Beitrag zum Sanierungstarifvertrag erbracht. Ganz im Gegensatz zur Geschäftsführung. Diese hätte nicht, wie in diesem Vertrag vereinbart, nach geeigneten Optimierungs gesucht oder in das Werk investiert, so Kalmbach. Dagegen hätten Berater, die nichts anderes taten, als die bewährten Betriebsstrukturen zu zerschlagen, Millionen gekostet. Das ungeliebte Stiefkind Calw sei von der Reum-Geschäftsführung regelrecht ausgeblutet worden, indem nur Aufträge hierher gegeben worden seien, mit denen keine Gewinne zu machen waren. Da hätte es kein Konzept und auch keine Investitionen gegeben.

Von der Schließungsankündigung sei die Belegschaft überrascht worden, als es am 30. Januar geheißen habe, Calw müsse sterben, damit Hardheim überlebt. Vorher hätte man nur über ein "Mini-Calw", als über einen weiteren Stellenabbau gesprochen. Am 20. Februar sei der entsprechende Gesellschafterbeschluss dann verkündet worden, so die Betriebsratsvorsitzende weiter. Dabei könne in Hardheim die Arbeit nur bewältigt werden, weil dort 150 Leiharbeiter beschäftigt sind und kräftig Überstunden geschoben werden.

Filomena Kalmbach will um die Plätze der Mitarbeiter auch deswegen kämpfen, weil viele von ihnen seit langem dabei und über 50 Jahre alt sind. "Und", so sagt sie, " wenn wir deutlich machen, wie gut wir eigentlich sind, vielleicht kauft uns dann ja jemand auf."