Calwer Team auf Platz drei. Siegespreis ist ein jordanisches Kamel.
Calw - Staubige Nebenstrecken, fremde Länder, kein Navigationssystem, dafür jede Menge Abenteuer – die sechs Fahrer des Calwer Oriental Proms Teams haben bei der Allgäu-Orient Rallye alles gegeben. Für den ersten Platz hat es trotz allem nicht gereicht.
Leer sind die Calwer Rallyesportler dennoch nicht ausgegangen. Menschen aus anderen Kulturen kennenzulernen, Geschichten auszutauschen, Aufgaben im Team zu bewältigen, all diese Erfahrungen haben Veranstaltungsleiter Michael Kunert und sein fünfköpfiges Team auf ihrer zweiwöchigen Fahrt von Oberstaufen in die Türkei gewonnen.
"Diese Eindrücke und die große Gastfreundlichkeit der Länder sind schon so viel wert. Und natürlich sind wir total happy, gleich im ersten Jahr auf dem Siegertreppchen zu stehen", verkündete Kunert nach der Siegerehrung am Samstag in der alten Deckenfabrik glücklich. Stolz waren vor allem auch die erstplatzierten "Roud Léiwen" aus Luxemburg. Die sechs Jungs haben mit ihren Mercedes die Aufgaben des Roadbooks gewissenhaft abgearbeitet und so die Jury überzeugt.
Erlös von rund 250. 000 Euro
"Natürlich haben wir damit nicht gerechnet, auch weil wir zum ersten Mal am Start waren", freute sich Sebastian Briel. "Wir finden die Sache total cool, weil es einem guten Zweck dient und die Erfahrungen einfach unbezahlbar sind." Die in der Türkei verkauften Autos der 110 Teams erbrachten einen Erlös von rund 250. 000 Euro, die dem türkischen Roten Kreuz gespendet wurde. Konkret wurden mit den Geldern syrische Flüchtlinge unterstützt.
Ursprünglich war als Zielort der Rallye die Stadt Amman in Jordanien vorgesehen gewesen. Diese konnte aber aufgrund der instabilen politischen Situation nicht verantwortet werden. Deshalb endete die Tour am 30. Mai in der Türkei.
Strahlende Gesichter gab es am Samstag viele. Dies lag nicht zuletzt an der Tatsache, dass sich den vierten Platz mehr als 20 Rallyeteams teilten. "Verlierer gibt’s hier keine. Alle haben mitgemacht und ihr Bestes gegeben", erläuterte Wilfried Gehr, Initiator der Allgäu Orient Rallye. Schon lange vor der Siegerehrung war die Stimmung trotz des mäßig gefüllten Zelts ausgelassen. Grund für die leeren Plätze sei eine Vollsperrung der A8, wodurch auch der türkische Minister für Sport an der Anreise verhindert war, so Kunert. International war das Publikum dennoch.
Sakher el Fayez, der jordanische Vertreter der Rallye-Organisation, dankte in seiner Rede für die Einladung, lobte alle Teilnehmer und gratulierte den Gewinnern. Diese waren über den vierbeinigen Siegespreis mehr als glücklich, auch wenn er irgendwo im jordanischen Königreich auf einer Weide steht und diese auch nicht verlassen wird. "Natürlich gehen wir unser Kamel besuchen, dass ist doch jetzt unser Baby!", teilten die Gewinner strahlend mit. Einen Namen gibt es auch schon. "Sie wird Tiffany heißen", verriet Benjamin Koch vom "Roud-Léiwen-Team", zu deutsch Straßen-Löwen.
"Die ganze Rallye war eine Mischung aus kalkulierbarem Risiko und großer Schnitzeljagd", erläuterte Kunert das Konzept der Fahrt. Los ging es in drei mehr als 20 Jahre alten Audis im April diesen Jahres, erster Zwischenstopp wurde in Österreich gemacht. Von dort ging es dann weiter durch Italien, Monte Negro, Kosovo und Griechenland, bis zwei der ursprünglich drei gestarteten Autos die Türkei erreichten. "Es gab an der syrischen Grenze einen Zwischenfall, bei dem uns die Vorfahrt genommen wurde und es zum Zusammenstoß kam", erklärte Kunert. Dadurch hatte das Team ein Auto verloren.
Dennoch konnten sie weiterhin am Wettrennen teilnehmen, da es zum Gewinnen nur die Ankunft eines Auto bedurfte. Diese Regel, sowie das Benutzungsverbot von Navigationssystemen, ein Mindestalter der Autos von 20 Jahren und ein beschränktes Budget von 11,11 Euro für Übernachtungszwecke, bildeten die Wettbewerbsvorschriften.