Roland Bless gibt am 21. Dezember ein Konzert in der Hesse-Stadt. Foto: Guido Karp

Roland Bless tritt am 21. Dezember in Hesse-Stadt auf. Mit alter Band Millionen Platten verkauft.    

Calw - Musik hat sein Leben schon immer bestimmt: Mit Schülerbands tingelte der Schlagzeuger, Gitarrist und Sänger Roland Bless durch Klubs der amerikanischen Soldaten, als One-Man-Show tourte er durch Frankreich und letztendlich gründete er mit seinen Musiker-Kollegen die Band Pur. Nun tritt er am 21. Dezember im "Gecko" in Calw auf.

"Pur" bescherte Roland Bless unzählige Fans im deutschsprachigen Raum, außerdem Millionen von verkauften Alben. Die Live-Tournee von "Abenteuerland" besuchte eine Million Zuschauer.

Lange ist es her und die Zeit mit "Pur" liegt nun mehr als sieben Jahre zurück. Dennoch geht Roland Bless weiterhin seinen musikalischen Weg und das Rampenlicht hat er nie verlassen. "Sternenstaub" heißt sein aktuelles Album, das im nächsten Frühjahr veröffentlicht wird. Die dazugehörige Tournee ist in vollem Gange. In Bietigheim, seiner Heimatstadt, ist der Solo-Musiker mit dem neuen Programm schon gewesen. "Es war ein tolles Konzert, die Kirche war randvoll", sagt er.

Es folgen außerdem Konzerte in Cottbus, Ludwigsburg, Regensburg und Calw. Das klingt nach einem straffen Programm. Sein Zeitplan sei aber trotzdem wesentlich entspannter als früher mit "Pur", erklärt der Sänger. "Außerdem kann ich jetzt alles selber steuern. In einer Band hat man eben nur ein Fünftel Mitbestimmungsrecht." Und das, obwohl er bei "Pur" auch lange Zeit das Management geschmissen habe. Schließlich habe er es aber abgegeben und drei engagierte Leute hätten dann seinen Job gemacht. "Und da war der Zenit überschritten. Alles war zu groß und kommerziell. Und irgendwann kommt dann zwangsläufig der Weg nach unten", zieht Bless sein Fazit.

Aus "musikalischen und menschlichen Gründen" habe er sich von der Band getrennt. "Es war eine wunderschöne Episode in dieser Zeit und mit diesen Menschen. Aber dann kam die Veränderung. Außerdem wollte ich wieder einmal etwas Anderes, Eigenes machen", sagt der Musiker. Und die Fans? "Die haben jetzt ›Pur‹ und Roland Bless, also haben sie im Grunde etwas gewonnen."

Mutiger Schritt

Der Bruch war dennoch ein mutiger Schritt. Er bereue aber nichts, sagt Bless. "Das finanzielle Polster, das mit dem Erfolg verbunden war, hat mich beruhigt. Aber menschlich hat mich der Erfolg nicht verändert", stellt der Sänger klar. "Ich bin auf dem Boden geblieben und fühle mich deswegen nicht als etwas Besseres. Ich kann Musik und andere Leute können andere Dinge gut. Ich wollte immer nur einer unter vielen sein." So entstehe schließlich auch der Erfolg der Musik: Durch die Gemeinschaft. "Man sitzt am Lagerfeuer oder am Strand und spielt etwas auf der Gitarre und dann kommen Menschen dazu", stellt er sich vor. Musik in ihrer natürlichsten Form sei für jeden zugänglich.

Dass Bless "auf dem Boden geblieben" ist, beweist auch sein soziales Engagement. 2009, nach dem Amoklauf in Winnenden, hat er die "Gemeinschaft für starke Kinder", eine Initiative gegen Ausgrenzung und Mobbing, gegründet. Sein neues Projekt befasst sich mit Alleinerziehenden. "Jeder hat Alleinerziehende im Bekanntenkreis, die immer auf der Suche nach Babysittern sind oder sich keinen Urlaub leisten können. Sie werden von der Gesellschaft vernachlässigt." Mithilfe der Medien will er das Thema stärker an die Öffentlichkeit bringen und Spenden sammeln, um diesen Familien beispielsweise Ausflüge zu ermöglichen. Diese Pläne will er ab nächstem Jahr in Angriff nehmen.

Langweilig wird dem Tausendsassa also nicht, wenn er auch eher auf die kleinen Bühnen umgestiegen ist. "Es hat beides seinen Reiz, die große und auch die kleine Bühne", sagt er. "Als wir 1990 zum ersten Mal beim Hockenheimring gespielt haben, hatten wir zwischen den vielen anderen Bands einen wirklich straffen Zeitplan. Ich habe ganz wuselig mein Schlagzeug zusammengebaut, dann ging es schon los. Beim ersten Schlag hat der ganze Ring gebebt und tausende von Menschen haben angefangen, auf den Groove mitzuklatschen und zu tanzen. Das war einfach unbeschreiblich", erinnert sich Bless an sein erstes großes Konzert. "Andererseits komme ich ja aus einer Schulband, die durch kleine Kneipen gezogen ist. Das ist viel persönlicher und die Stimmung ist meistens gigantisch." Deswegen gönne er sich auch ganz gerne mal kleine Konzerte.

Seine Lieder schreibt er übrigens selbst. Es gebe drei Möglichkeiten, zu einem neuen Song zu kommen. Er schreibt gerne Tagebuch. Die Einträge dienen ihm nicht selten als Textquelle. Geschichten aus dem echten Leben erzählen seine Lieder also. Und dann gibt es da noch die Momente unerwarteter Inspiration. "Man sitzt abends mit dem Instrument da, spielt etwas vor sich hin und plötzlich ist da diese Eingebung. Das können vier oder acht Zeilen sein, die einem plötzlich kommen und danach nie wieder. Ich schreibe das immer sofort auf. Und am nächsten Morgen schaue ich mir den Zettel an und denke nicht selten: Das kann doch nicht von mir sein", sagt Bless und lacht. "Dann kommt der handwerkliche Teil und man muss weiterschreiben." Das Handwerk könne jeder lernen, aber es gehöre natürlich auch ein wenig Talent dazu – wie überall.

Aussterbendes Medium

"Den schönsten Beruf von allen" nennt Bless die Musik. Er empfiehlt ihn wärmstens weiter, aber eines müsse angehenden Musikern klar sein: "Der Tonträger ist ein aussterbendes Medium. Man muss wissen, dass man von Live-Konzerten leben muss. Die finanzielle Einbuße ist da nicht zu leugnen. Wir leben in einer reizüberschwemmten Welt. Heute ist es ungleich schwerer, sich aus der grauen Masse herauszuheben, als in der Zeit vor der digitalen Wende." Wenn die Motivation dennoch da sei, lohne sich die Arbeit. Die künstlerische Freiheit sei sehr wertvoll. "Künstler sein ist schwierig, aber auch wunderbar."

Roland Bless tritt am Freitag, 21. Dezember, ab 20 Uhr im "Gecko" in Calw auf. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen gibt es unter www.rolandbless.de auf der Homepage des Musikers.