Im August 2009 schipperten die Piraten noch über die Spree. Mittlerweile haben sie das Berliner Rathaus geentert. Und nun könnten sie auch bald auf der Nagold unterwegs sein. Foto: Kumm

Piratenpartei will nach ihrem Erfolg bei der Landtagswahl in Berlin auch in Calw Fuß fassen.

Calw - Jeder fängt einmal klein an. So auch die derzeit zehn Mitglieder der Piratenpartei Calw. Über soziale Netzwerke und Stammtische soll "frischer Wind" in die Politik einkehren.

Seit Oktober formieren und organisieren sich die Piraten in Calw. Einmal im Monat treffen sich die Anhänger der Partei zum Stammtisch in der "Ubar" in der Calwer Bahnhofsstraße. Beim letzten Treffen, am 15. November, war neben dem Thema "Stuttgart 21" auch die Organisation der Partei auf der Agenda.

So wurde Frank Steinbrenner zum Leitenden des Stammtisches, Frank Rapp, der Medien und Kommunikation in Calw studiert, zum PR-Beauftragten und Claudio Schäl zum Betreuer der Neumitglieder, ernannt. In den Aufgabenbereich von Rapp fällt vor allem der Auftritt der Calwer Abordnung in den sozialen Netzwerken Facebook und Twitter. "Wir haben diskutiert, welche Medien wir für unsere Öffentlichkeitsarbeit nutzen wollen", so Rapp, "und sind zum Entschluss gekommen, dass wir vorübergehend über Facebook arbeiten."

Nachdem, wie bei allen anderen Parteien auch, die Volksabstimmung in den vergangenen Wochen im Mittelpunkt stand, werden die weiteren Themen und die explizite Ausrichtung der Piraten erst beim nächsten Stammtisch besprochen. Dieser findet am 13. Dezember um 20 Uhr in der "Ubar" statt.

Einen Einblick in die Philosophie der Piraten gibt Rapp am Beispiel Stuttgart 21: So habe es unter den Parteimitgliedern, auch in Baden-Württemberg, unterschiedliche Standpunkte gegeben. Im regen Austausch untereinander kamen die Calwer zum Entschluss, entgegen anderer Parteien, die entweder für den Ausstieg oder dagegen waren, sich nicht auf eine Seite zu schlagen. "Die Piraten Baden-Württemberg haben eine Pro- und Kontraliste herausgegeben. Da konnte sich jeder Leser selbst ein ausführliches Bild über das Projekt machen", so Rapp.

Vor der Volksabstimmung kommunizierten die Calwer Piraten deshalb nur eines: Unabhängig davon, ob die Bürger für oder gegen das Bauprojekt stimmen: Wichtig ist, dass sie ihre Chance wahrnehmen und zur Abstimmung gehen. Und immerhin lag die Abstimmungsbeteiligung bei knapp 52 Prozent in Calw. Ein Ergebnis, mit dem sich Rapp zufrieden zeigt. "Das ist doch eine ganz ordentliche Beteiligung. Und wenn dieses Instrument Volksabstimmung in Deutschland und vor allem auch in Baden-Württemberg in Zukunft mehr verankert wird, dann ist da sicherlich auch noch Luft nach oben."

Luft nach oben hat auch noch die Piratenpartei in Calw. Die zehn Mitglieder sind aber zuversichtlich, dass weitere Interessenten dazustoßen werden. Und wer weiß: Vielleicht entern die Piraten nach Berlin nun auch Calw.