Echoes passen zu Hirsauer Klosterruinen. Lee Mayall - "The Saxmachine" - begeistert Besucher.
Calw-Hirsau - Ist da mal was mit Ruinen und Pink Floyd gewesen? In Pompeii, jener antiken Stadt in Kampanien, am Golf von Neapel gelegen, die beim Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 n. Chr. untergegangen ist?
"Live at Pompeii" ist ein Musikfilm aus dem Jahre 1972, der die britische Kultband Pink Floyd bei der Aufführung von einigen ihrer Songs in Italien zeigt. Zum Beispiel "Echoes". Was das mit dem Calwer Klostersommer 2013 in Hirsau zu tun hat? Ganz einfach: "Echoes" hat am Samstagabend in den dortigen Ruinen einen tollen Auftritt abgeliefert. In den Gemäuern, die bis vor ein paar Jahren Kulisse für die "Hirsauer Klosterspiele"“ gewesen sind. Für "Ein Sommernachtstraum" von Shakespeare, Schillers "Räuber" oder Goethes "Götz von Berlichingen".
Die Zeiten sind vorbei. Mit solch großen Klassikern sind in einem so kleinen Theater nicht mehr genügend Zuschauer hinter dem Ofen hervorzulocken. Die Stadt Calw hat da teure Erfahrungen gemacht. Und die Verantwortung für Veranstaltungen im Kreuzgang in andere Hände gelegt. Seither funktioniert’s. Zum Beispiel mit "Echoes": Diese Pink Floyd-Coverband ist bei der allerersten Veranstaltung des "Calwer Klostersommers in Hirsau" im Jahr 2008 – wie es seither heißt – schon mal dagewesen und hat begeistert.
Die Vorfreude ist also groß: ausverkauftes Haus, herrlicher Sommerabend. Die Synthesizer-Akkorde im Intro zu "Shine On Your Crazy Diamond" schwellen an. Die unverwechselbare David-Gilmour-Gitarre setzt ein und entlockt manchem im Auditorium ein erstes "Aaaaaah". Mit Recht! Das ist der Sound von Pink Floyd.
Gleich mittendrin: Lee Mayall "The Saxmachine". Der Saxophonist ist eine Wucht. Nicht nur musikalisch. Zeitweise erinnert er seiner Bewegungen wegen an Ian Anderson von Jethro Tull. Nur ist dieser mit einem kleineren Instrument – der Querflöte – unterwegs.
"Welcome To The Machines" erklingt. Ist jetzt "Wish You Were Here" komplett zu hören? Nein. Es folgt "The Great Gig in the Sky" (zu deutsch: Der große Auftritt am Himmel) vom Album "The Dark Side Of The Moon". Background-Sängerin Carolin Riehemann setzt – wie vorgesehen – ihre Stimme ähnlich einem Musikinstrument zur melodischen Improvisation ein. Manchmal trifft sie den Ton nicht ganz genau. Aber insgesamt ist das eine starke Leistung. Und "Echoes" zeigen, dass sie nicht nur reine Nachahmer sind. Das Publikum spendet zurecht Applaus.
Kurz vor der Pause wird "Us And Them" vom legendären Album "The Dark Side Of The Moon" dem im September 2008 verstorbenen Floyd-Keyboarder Richard Wright gewidmet.
Den zweiten Konzertteil prägen Passagen aus dem Weltalbum "The Wall". Hier laufen die sechs Musiker zur Höchstform auf und der Sound sowie die Arrangements gleichen der Live-Version fast bis ins Detail. Wie auch bei "Money", das nicht als letzte Zugabe eine halbe vorher gespielt wird, bevor es nach der Licht-Show auf der Bühne auch vom Himmel kräftig blitzt.
Wer wie "Echoes" die floydsche musikalische Gigantomanie auf eine kleine Bühne bringt, bewegt sich auf einem schmalen Grat. Aber diese Band beherrscht die Kunst durchaus und überzeugt mit Perfektion sowie unaufdringlicher Bühnenshow. Nicht nur bei "Wish You Were Here" singt das Publikum mit. "Echoes" ist immer ganz nah dran am Original des Sounds ihrer Vorbilder: David Gilmour, Roger Waters, Nick Mason und Richard Wright haben die Protagonisten geheißen. Oliver Hartmann (E/A-Guitars, Vocals) – der David Gilmor aus Aschaffenburg – Martin Hofmann (Bass, Bass Pedal, Vocals), Paul Kunkel (Keyboards, Sound Effects, Vocals) und Steffen Maier (Drums & Percussion) sind es in den Hirsauer Klosterruinen gewesen. Und da hinein haben sie zum zweiten Mal gut gepasst.