Petar Segrt ist seit 1. November neuer Trainer der Männer-Nationalauswahl von Afghanistan. Foto: sb

Sport: Neue Aufgabe führt Calwer Fußballlehrer nach Asien. Engagement in Bosnien beendet.

Calw - Im Internet hat es der afghanische Fußballverband bereits öffentlich gemacht: Neuer Trainer der Männer-Nationalauswahl von Afghanistan ist seit dem 1. November der Calwer Fußballlehrer Petar Segrt.

"Diese Sache ist blitzschnell über die Bühne gegangen. Am Freitag vor einer Woche wusste ich noch nichts vom Interesse der Afghanen. Am Abend darauf war die Sache nach Telefongesprächen mit Ali Askar Lali, dem Verbandsverantwortlichen, schon perfekt." Segrt war zuletzt in Bosnien, wo er Verhandlungen mit Vereinen der Ersten Liga führte, nachdem ihm vom Klub NK Zvijezda Gradacac überraschend gekündigt worden war. "Ich hatte die Mannschaft weg von einem Abstiegsplatz gebracht. Das war für die Verantwortlichen wohl der Grund, sich nach einem bosnischen Trainer umzuschauen. Sie wollten mich nicht mehr. Das führte zur Trennung. Schade dabei, dass die Mannschaft am letzten Spieltag doch noch abgestiegen ist", erzählt der 49-Jährige

Mann für Krisengebiete

Über den früheren georgischen Verbandsvorsitzenden Noda Alkahaci sind die Afghanen um Ali Askar Lali und Generalsekretär Sayed Aghazada auf Segrt aufmerksam geworden. Sie waren auf der Suche nach einem Mann, der in Krisengebieten sowie unter großem Druck arbeiten kann und Erfahrung mit der islamisch geprägten Kultur im Sport hat. Diesen Nachweis hat Segrt mit seinen Engagements in Georgien zur Zeit des russischen Einmarsches sowie in Indonesien (Trainer in der Ersten Liga) gebracht. Zudem hat er Übungsleitererfahrungen in Deutschland, Österreich und Bosnien gesammelt.

Segrt: "Die Arbeit als Nationaltrainer ist immer etwas Besonderes. Deshalb ist mir die Zusage, auch wenn die Verpflichtung sehr kurzfristig war, nicht schwer gefallen. Dass es den Afghanen ernst war mit meiner Verpflichtung, ist aus der Vertragsdauer von fünf Jahren ersichtlich. Ich freue mich auf die neue Kultur, weiß aber, dass die Sicherheitsfrage schwierig sein kann. Meine Hauptarbeit wird allerdings an den Trainingsorten Dubai sowie Teheran und bei den Auswärtsspielen im Ausland, aber weniger in Kabul stattfinden."

Zug zur WM abgefahren

Drei Qualifikationsspiele hat die afghanische Nationalelf noch zu absolvieren: in Teheran gegen Kambodscha, in Tokio gegen Japan und in Teheran gegen Singapur. Da der Zug zur Fußballweltmeisterschaft 2018 in Russland abgefahren ist, wurde der bisherige Trainer, der Deutsch-Bosnier Slaven Skeledzic, entlassen. Petar Segrt soll bereits jetzt mit dem Neuaufbau einer Mannschaft beginnen. Ihm zur Seite steht Ali Askar Lali, der nicht nur in Essen beheimatet ist, sondern auch perfekt Deutsch spricht.

In der Kürze der Zeit sowie bei der Schnelligkeit in der Entscheidung hatte Segrt kaum Gelegenheit, seine engsten Freunde in Deutschland über sein neues Engagement in Afghanistan zu informieren: "Das tut mir schon etwas leid. Ich kann mich nur kurz in Calw aufhalten, dann geht es weiter nach Kabul zur offiziellen Vorstellung."