Foto: Antje Bösl

Verwunderung über Jury-Entscheid. Plätze zwei und drei gehen an "Deine Cousine" und "Kapelle Herrenweide".

Calw - Nachwuchssänger, die mit ihrer Musik nicht mit der Menge sondern gegen den Strom schwimmen: Diese fördert die Udo-Lindenberg-Stiftung alle zwei Jahre mit dem Panikpreis. Im Rahmen des Konzerts des Altrockers am Samstag wurde der Sieger gekürt.

Die Wahl der Jury fiel auf Ibrahim Lässing aus Regensburg, was Teile des Publikums allerdings nur schwer nachvollziehen konnten. Unter den fast 4000 Zuschauern gab es viele fragende Gesichter, als Moderator Ben Streubel und Arno Köster von der Udo-Lindenberg-Stiftung den Gewinner verkündeten.

Mit den beiden Liedern "Der erste heiße Tag im Jahr" und "Kleiner Gatsby" hatte der 23-Jährige mit markantem Schnauzbart harten Rock zum Besten gegeben und freche Texte präsentiert, die gut in die Kategorie "gegen den Strom schwimmen" passen. Allerdings agierte er bei seinem überhaupt ersten Live-Auftritt verständlicherweise auch nervös. Die Folge waren unter anderem Textunsicherheiten. "Ich hoffe, ihr seid nicht ein zu strenges Publikum", meinte er bereits vor dem Auftritt.

Im Siegestaumel war diese Nervosität wieder vergessen. "Die Jungs sind sehr konsequent mit ihren Texten und trauen es sich, es zu bringen", lobte Udo Lindenberg das Siegerteam, dem neben Sänger Ibrahim auch die Musiker Tom und Simon angehören. Neben einem Scheck in Höhe von 3000 Euro bekam Lässing den Goldenen Hut aufgesetzt und durfte gemeinsam mit Udo Lindenberg den Song "Das kann man ja auch mal so sehen" singen.

Erstaunlich war diese Wahl in Anbetracht der hochkarätigen Konkurrenz. Vor allem die Kapelle Herrenweide aus Hamburg bekam für ihre flotte Darbietung viel Applaus. Mit dem Einsatz eines Akkordeons setzten sie bei einer Mischung aus Punk, Folklore und Swing eine besondere Marke, die nur für Rang drei ausreichte.

Auch Miller aus Mannheim, die Moderator Streubel der Musik wegen passenderweise als "Sportfreunde Miller" bezeichnete, wussten mit ihren Pop-Rockbeiträgen zu überzeugen. "Ich bin mega glücklich, wie die Leute mitgegangen sind. Das bedeutet uns sehr viel", sagte Sänger Niko Stegmiller.

Seine Formation ging ebenso leer aus wie Zweierpasch aus Freiburg. Die Zwillinge Felix und Till Neumann rappten auf deutsch und französisch über Grenzgänger sowie Migration. Auch Lennart Salomon aus Tornesch bei Hamburg schaffte es nicht aufs Siegertreppchen. Mit seinem Lied von "Viel Arbeit, wenig Geld" fühlten sich sicherlich viele Besucher angesprochen.

Den zweiten Platz und damit 2000 Euro sicherte sich Deine Cousine aus Hamburg, die mit ihrer Indiepop-Darbietung bei den Songs "Kind des Proletariats" sowie "Blondes Gift" eher gemischte Gefühle beim Publikum hervorrief. Insgesamt hatten sich 250 Sänger und Bands aus der Republik beworben.

Den Hermann-Hesse-Sonderpreis für die beste Vertonung eines Werks von Hermann Hesse bekam Stephanie Hill überreicht. Sie sang das Gedicht "Für Ninon" und begleitete es auf Gitarre. Vor so vielen Zuschauer aufzutreten, war auch für sie ganz ungewohnt. "Ich spiele sonst immer in Fußgängerzonen", sagte sie lachend. In Calw war diese eben nur etwas voller.