Rund 60 Teilnehmer begaben sich auf die Spuren der Stadtgeschichte. Foto: Würfele Foto: Schwarzwälder Bote

Rundgang: Teilnehmer einer geschichtlichen Führung lernen Türme und Tore des "alten" Calws kennen

Der heimatgeschichtliche Rundgang des Schwarzwaldvereins Calw zu Türmen und Toren des "alten" Calws fand wieder ein überaus großes Interesse. Gewürzt mit lustigen Geschichten erfuhren die Teilnehmer dabei viel über die Stadt und das Leben ihrer Bewohner in früherer Zeit.

Calw. Zu den historischen Führungen von Hartmut Würfele strömen die Massen. So war es auch jüngst, als 60 Teilnehmer aus der näheren und weiteren Umgebung kamen, um mit dem Wanderführer und profunden Kenner der Stadtgeschichte auf Spurensuche durch Gassen, Ecken und pittoreske Winkel des alten Calws zu gehen.

Mehr als sieben Meter lang

Im Mittelalter war die Stadt mit einer mächtigen Stadtmauer umgeben, der ein Hag und ein Zwinger als weiterer Schutz vorgelagert waren. In die Stadt sei man damals nur durch eines der drei Haupttore, das Scheufeltor, das Altburger Tor oder das Hirsauer Tor, gekommen, die von Torwarten bewacht waren, so Würfele. Diese mächtigen Tortürme, mit den über den Toren liegenden Gefängniszellen und der Wächterwohnung, waren mehr als sieben Meter lang und fast fünf Meter breit. Neben dem Torwart gab es noch den Torschließer und den Torschlüsselmeister. Nur im Zusammenspiel aller drei vereidigten städtischen Diener war es möglich, die Stadttore zu öffnen und zu schließen.

Wer mit Waren in die Stadt wollte, musste einen Wegezoll zahlen. Wer sich darum drückte und die Stadt schädigte, wurde sogar mit dem Tode bestraft. So konnte 1523 Lönhart, das Schneiderlein, nur sein Leben retten, weil er dem Herzog sein Häuslein nach seinem Tode übertrug. Auch wollte man nicht alle und alles in die Stadt lassen. Gesinde und Aussätzige wurden abgewiesen und ohne Genehmigung des Bürgermeisters oder Viehschauers durften keine Tiere die Tore passieren.

Daneben gab es um die Kernstadt und die drei Vorstädte, in denen das niedere Volk lebte, noch weitere Türme und kleinere Tore.

Hartmut Würfele verstand es trefflich, auf dem Weg entlang der ehemaligen Stadtbefestigung neben den historischen Fakten auch geahndete Gesetzesverstöße sowie lustige Begebenheiten an den jeweiligen Orten zum Besten zu geben.

Nicht sicherer als heute

Neben der Kernstadt besuchte die Gruppe an diesem Tage auch die obere Vorstadt bei der ehemaligen Burg, die untere Vorstadt in der Insel und die äußere Vorstadt vom Bischof aufwärts bis zur Adlerkreuzung, wo das Ziegeltor einst stand.

Unterwegs ging der Heimatforscher auch auf das Leben hinter und vor den Toren ein und erläuterte die Trinkwasserversorgung sowie die hygienischen Verhältnisse in dieser Epoche. So mancher fragte sich dabei, sah so die gute alte Zeit aus?

Trotz der Mauern, Türme und Wehren war die Stadt damals auch nicht sicherer als heute, denn die Tore waren oft durchlässig und nach einem ausgiebigen Wirtshausbesuch saß schon mal der Degen locker, wie der Mord beim Schwanen 1719 zeigte. Warum damals sieben schwangere Calwer Bürgerinnen beim Herzog um Gnade für den Mörder baten, bleibt bis heute ein Rätsel.