Freuten sich über den gelungenen heimatgeschichtlichen Band (von links): Hans-Joachim Knupfer, Jiri Hönes, Frank Wiehe und Martin Frieß. Foto: Bausch Foto: Schwarzwälder-Bote

Karl Doll hat beachtliches literarisches Werk hinterlassen

Von Bettina Bausch

Calw. Was bisher die wenigsten wussten: Calw hat nicht nur den Schriftsteller Hermann Hesse hervorgebracht. In den Mauern der Hesse-Stadt lebte von 1872 bis 1879 auch der Oberamtmann Karl Doll, der ebenfalls ein beachtliches literarisches Werk hinterlassen hat.

Im Rahmen einer Einführung mit Lesung wurde jetzt im Landratsamt ein Buch über ihn, sein Leben und seine dichterische Leistung vorgestellt. Dabei wurde deutlich: Der Oberamtmann war zwar ein "Reingeschmeckter", aber er liebte Calw und den sagenumwobenen Schwarzwald. Er ließ sich gerne von der Schönheit der Umgebung seiner Wirkungsstätte inspirieren. Vieles, was ihn beeindruckte, besang er in Gedichtform. Außerdem sammelte er Sagen aus dem damaligen Oberamtsgebiet Calw.

Landrat-Vize Frank Wiehe begrüßte die Gäste und hob die Leistung des Herausgebers, Kreisarchivar Martin Frieß, und von Autor Jiri Hönes hervor. Die beiden haben in zweieinhalbjähriger Zusammenarbeit vieles über Doll zutage gefördert, was bisher nicht bekannt war.

"Der leutselige Doll war in Calw sehr beliebt", hob Frieß hervor. Die Freundschaft mit dem Calwer Arzt Emil Schüz habe seine Arbeit wesentlich befruchtet. Hönes führte in das 168 Seiten umfassende Werk mit dem Titel: "Tief unten zieht die grüne Nagoldwelle …, Karl Doll, Leben und Werk, Sagen und Sonette" ein. Die zitierte Zeile im Buchtitel ist zugleich der Anfang des Gedichts "Kapelle zu St. Nikolaus", in dem es über die Nikolauskapelle unter anderem überschwänglich heißt: "So manchen Dom beschämt die kleine Zelle".

Der Autor ging auf die 70er-Jahre des 19. Jahrhundert ein. Nach dem gewonnenen Krieg von 1870/71 gegen Frankreich herrschte patriotische Aufbruchstimmung. "Die Zeit war geprägt von Nationalstolz und Technikgläubigkeit", hob Hönes hervor. Für Calw bedeutete dies den zukunftsweisenden Bahnanschluss nach Stuttgart und Pforzheim. Die Württembergische Schwarzwaldbahn war gerade einige Monate in Betrieb, als Doll in Calw aufzog. Die Einweihung der Nagoldtalstrecke erlebte er zwei Jahre später. Er besang das Ereignis mit dem begeisterten Sonett "Schienen wege", dessen erste Zeile lautet: "Der Ruf erscholl: dem Dampfross eine Gasse!"

Hönes berichtete auch vom Lebensweg des literaturbegeisterten Oberamtmanns. Der in Stuttgart und Ulm aufgewachsene Doll studierte in Tübingen Verwaltungswissenschaften. Nach seiner Calwer Zeit machte er Karriere als Ministerialbeamter, erhielt hohe Auszeichnungen und wurde später sogar geadelt.

Ein besonderes Erlebnis dieses stimmungsvollen Abends war die Lesung von Sagen und Gedichten durch den bekannten Rundfunksprecher Rudolf Guckelsberger. Dabei wurden unter anderem das Calwer Rathaus, das Georgenäum, Hirsau, Zavelstein, Liebenzell und Wildbad gepriesen. Ebenso zogen spannende Sagen aus der unmittelbaren Umgebung die Zuhörer in ihren Bann.

Martin Frieß umrahmte die Veranstaltung mit hervorragend gespielter Klaviermusik. Der Druck des Buches wurde durch eine ansehnliche Spende der Raiffeisenbank im Kreis Calw eG ermöglicht. Der Band kann im Landratsamt oder auch im örtlichen Buchhandel (ISBN 978-3-00-045852-1) für zehn Euro erworben werden.