Die Sanierung der Tälesbach-Deponie ist in vollem Gange. Foto: Böhm

Seit mehr als eineinhalb Jahren läuft Auffüllung in Tälesbach-Deponie - wir geben Überblick.

Calw-Hirsau - Hangrutsche, die das Grundwasser verunreinigen, belastetes Auffüllmaterial und Lärm – jahrelang überschatteten diese Themen das Sanierungsprojekt der Tälesbach-Deponie bei Hirsau. Mittlerweile laufen die Arbeiten auf Hochtouren und es zeigt sich: Was lange währt, wird endlich gut.

Insgesamt 154.000 Kubikmeter Material (Stand Dezember 2017) lagere bereits auf der ehemaligen Deponie, weiß Bernhard Dillner vom Tiefbauamt der Stadt Calw.

Auf 50 Fahrten am Tag transportieren Lastwagen zwischen 400 und 500 Kubikmeter Schutt täglich zum Tälesbach.

Hintergrund

Auf der Nordseite hatte in den 1930er-Jahren die Bundesbahn 45 Jahre lang eine Hausdeponie betrieben, klärt Dillner auf. Die linke Seite sei auch von 1966 bis 1980 von der Stadt genutzt worden. Doch das Material wurde damals zu steil geschüttet. Die 40 Meter hohen Altablagerungen, die im Fuchsloch hinter dem quer zum Talausgang verlaufenden Bahndamm zwischen dem Welzberg und dem Ottenbronner Berg liegen, drohen deshalb zu rutschen. Trete dieser Fall ein, dann gelange der Müll der ehemaligen Deponien in den Tälesbach und könne das Wasser verunreinigen.

Verhandlungen

1989 kam Dillner zur Stadt. Bereits damals war die Sanierung Thema, erzählt er. Doch langjährige Verhandlungen mit der Bundesbahn und Behörden verzögerten das Projekt. Auch viele weitere Hürden danach waren der Grund, dass die Sanierungsarbeiten erst im April 2015 begonnen werden konnten. Seither hat sich aber viel getan.

Erste Maßnahmen

Eine der ersten Aktionen sei das Umlagern der Bahnbrücke hinter der Fuchsklinge gewesen. Sie sei für die Lastwagen zu niedrig gewesen und musste deshalb weichen; soll allerdings nach Abschluss der Arbeiten wieder auf ihren alten Platz versetzt werden, erklärt Dillner. Dann folgten Rodungsarbeiten für die Zufahrt, Baustelleneinrichtungen und der Bau eines Umfluters, um den Tälesbach südlich oberhalb der Calwer Deponie umzuleiten.

Der Bach

Auch nach Fertigstellung soll der Bach hier noch entlang fließen. Im Trennbauwerk sei ein Schieber eingebaut, erklärt Dillner, der nur eine bestimmte Wassermenge durchlasse. Bei Starkregen beispielsweise könne demnach der Tälesbach vor Ausspülung und Schädigung der Abdichtung geschützt werden.

Die Auffüllung

Seit Juni 2016 erfolge die Auffüllung der ehemaligen Deponie, um die rutschgefährdenden Altablagerungen zu stabilisieren. Noch in den Anfängen der Projektplanung, erinnert sich Dillner, sei der Vorschlag gebracht worden, das Material "einfach rauszuholen" und zu verbrennen. Doch auch angesichts der Transportwege seien das untragbare Kosten gewesen. Darüber hinaus stellten die Altablagerungen keine Gefahr für das Grundwasser dar, wie anfangs befürchtet. Deshalb entschied man sich einvernehmlich mit der Stadt, dem Landratsamt und der Bundesbahn für die günstigere und wirtschaftlichere Methode. Bis zu 20 Meter hoch soll aufgefüllt werden. Dabei solle die Böschungen tiefer liegen, sodass eine kleine Talmulde erhalten bleibt. Momentan sei die Soll-Auffüllmenge nicht erreicht, sagt Dillner. Er ist jedoch guter Dinge, das Ziel von insgesamt 435 000 Kubikmetern bis 2021 zu erreichen.

Ursprung des Materials

Das Material zur Auffüllung stamme von umliegenden Baustellen. Die meisten würden denken, dass der Großteil von Stuttgart 21 komme, doch tatsächlich stammten von dort nur fünf Prozent des Materials. Der Rest werde vom Großraum Pforzheim und Karlsruhe sowie aus den Landkreisen Böblingen und Calw angeliefert.

Anlieferung und Verkehr

Lange war diskutiert worden, ob über die Schienen oder die Straße angeliefert werden soll. Entschieden habe man sich letztendlich für den Transport über die Waldstraße. Von Althengstett liefern die Lastwagen den Schutt im Einbahnverkehr bis zum Gasthaus Fuchsklinge an. Doch es gebe immer wieder Autofahrer, die hoch fahren, erklärt Dillner. Auf der schmalen Straße könne dies wegen der entgegenkommenden Lastwagen schnell ein Problem werden. Auch für Zweiräder ist die Straße gesperrt, von denen es bereits Beschwerden über den aktuellen Zustand gebe. "Aber wir können nichts anderes machen. Da geht es einfach um die Sicherheit", versichert Dillner.

Belasteter Boden

Auch das zum Auffüllen verwendete Z2-Material stand lange Zeit in der Kritik. Z2 ist eine Klassifizierung, die den Belastungsgrad von Bodenmaterial angibt. Bis zur Klasse Z2 darf Material mit genau definierten technischen Sicherungsmaßnahmen verbaut werden; Material der höheren Klassen – Z3, Z4 und Z5 – müssen in Deponien gelagert werden. Doch Dillner beruhigt, dass es ungiftig sei und auch im Straßenbau genutzt werden dürfte. "Es ist kein Vergleich zum Müll, der drunter liegt." Lediglich unterhalb des künftigen Baches müsse unbelastetes Material verwendet werden. Damit auch alles den Vorgaben entspricht, überwache neben dem Landkreis auch die Bundesbahn das Material. Es werden regelmäßig Proben genommen, und auch der Einbauort sei in einer Verbindlichkeitserklärung definiert.

Kosten und Gefahren

Bis 2021 sollen die Sanierungsarbeiten abgeschlossen und 2022 mit der Oberflächengestaltung und Begrünung begonnen werden. Aktuell belaufen sich die Kosten auf zehn Millionen Euro. Der Anteil der Stadt sei dabei von anfangs 160 000 Euro auf aktuell etwa 360 000 Euro gestiegen, erklärt Dillner, abzüglich der Rückvergütungen und Zuwendungen von etwa 85 Prozent. Grund sei unter anderem das regenreiche Frühjahr im vergangen Jahr gewesen. Der Hang habe sich plötzlich in Bewegung gesetzt, weshalb große Rutschgefahr bestand. Teilweise habe die Berufsgenossenschaft den Auffüllbereich gesperrt, da die Gefahr für die Arbeiter zu groß war. Tag und Nacht sei der Hang mit Sichtgeräten überwacht worden, sodass bei Gefahr sofort Alarm geschlagen werden konnte. "Das war ereignisreich", erinnert sich Dillner. Anschließend musste ein neues Konzept erarbeitet werden. Der Schutt wurde vom rutschgefährdeten Hang nach oben abgetragen und dort zum Auffüllen genutzt. "Da stecken die Mehrkosten drin", erklärt er. Außerdem habe das Landratsamt Ausgleichmaßnahmen gefordert, da ein Tümpel und somit ein Feuchtbiotop im Zuge der Sanierungsarbeiten weichen musste. Darauf folgten drei neue, sagt Dillner stolz.

Öffentliches Interesse

Er könne oft beobachten, wie sich Neugierige an der Baustelle sammeln und den Fortschritt verfolgen. Auch zahlreiche Führungen habe er bereits abgehalten, oft für technisch interessierte Männer, selbst bei Regen. Nach Abschluss der Sanierungsarbeiten sieht Dillner ebenfalls großes Potenzial, einen Besuchermagneten zu schaffen. Pflanzen, Waldwiesen und nicht zu vergessen die 40 Meter hohe Kaskade könnten schöne Aussichtspunkte schaffen, ist sich Dillner sicher. Bei einer Begehung mit Ortschaftsräten aus Hirsau konnte er auch schon beobachten, wie sie die ehemalige Deponie Tälesbach gedanklich bepflanzten.