Mehr als ein Kilometer Akten aus den bisherigen Notariaten ziehen durch die Reform ins Amtsgericht Calw ein, wie Amtsgerichtsdirektorin Brigitte Lutz (rechts) und Verwaltungsleiterin Katrin Kuhn erklären. Foto: Stocker

Mehr als ein Kilometer Akten kommen. "Letztes gallisches Dorf" wird geräumt.

Calw - Hinter den Kulissen laufen die Vorbereitungen für die Notariatsreform schon seit beinahe einem Jahr. Zu einem wahren Kraftakt wird die logistische Umsetzung derzeit im Amtsgericht Calw. Und das im laufenden Betrieb.

"Mehr als ein laufender Kilometer Akten zieht bei uns im Gebäude ein", erklärt Amtsgerichtsdirektorin Brigitte Lutz. Zuvor galt es, ein Regalsystem für die Akten einzurichten. Sie werden künftig im Untergeschoss, teils in der ehemaligen Justizvollzugsanstalt, deponiert. Neben der Statik des Gebäudes galt es außerdem, den Bestand zu erfassen und wie die Akten bisher gelagert wurden. "Dafür sind wir sämtliche Notariate abgefahren", fasste Lutz zusammen. Parallel dazu musste die Abteilung Vermögen und Bau der Landesverwaltung die Finanzierung und Umsetzung organisieren, damit die Räume im Untergeschoss des Amtsgerichts vorbereitet werden konnten.

Die Zeit drängt

"Ziel ist es, bis 2. Januar einsatzfähig zu sein und dafür brauchen wir die Akten", stellte Katrin Kuhn, Verwaltungsleiterin im Amtsgericht, fest. Die Zeit drängt: sowohl die Umsetzung der Reform, als auch laufende Verfahren sind darauf angewiesen , dass die Bearbeitung bis zum Schluss noch in den Notariaten stattfinden kann.

Während das Amtsgericht künftig als Betreuungs- und Nachlassgericht die jeweiligen Verfahren bearbeitet, geht die Zuständigkeit des Grundbuchs für den gesamten Landkreis Calw an das Amtsgericht Böblingen über. Auszüge können über die Gemeindeverwaltungen, die bisher das Grundbuch pflegten, angefordert werden.

Parallel dazu erhielt das Amtsgericht für den erweiterten Aufgabenbereich neue EDV und Software sowie Schulungen der Mitarbeiter. "Wir stellen hausintern Anwendungsansprechpartner für die neuen Kollegen zur Verfügung, um die Umstellungen zu unterstützen", sagte Lutz, zumal laufende Verfahren in der neuen Software erfasst werden müssen. Außerdem werden bisherige Notare in das Amtsgericht einziehen, wenn sie sich dafür entschieden, im Landesdienst zu bleiben. Alle Notare nehmen zudem ihre Vorgänge mit, sodass die Klienten sowohl beim Amtsgericht, als auch über Tools des Justizministeriums im Internet erfahren können, wo die Betreuung stattfindet. Nach wie vor bleibt die freie Notarwahl erhalten.

Mit der Notariats- und Grundbuchsamtreform wird das "letzte gallische Dorf" geräumt, wie die offizielle Erklärung humorvoll lautet, weil das baden-württembergische Amtsnotariat mit seinen historisch gewachsenen Strukturen das letzte europaweit ist, das vereinheitlicht wird.

Weitere Infos dazu sind unter www.notariatsreform.de erhältlich.