Sebastian Weber und Claudia Elmer ernteten viel Applaus für ihre Darbietung. Foto: Tröger Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Sebastian Weber und Claudia Elmer geben Konzert auf der Nyckelharpa / Werke bekannter Komponisten

Nyckelharpa? Hab ich noch nie gehört. "Damit sind Sie hier heute Abend sicher nicht allein", sagt Sebastian Weber. Zusammen mit Claudia Elmer aus Plochingen tritt der Verwaltungsleiter der Musikschule Calw und dortiger Musiklehrer für Mandoline als Nyckelharpa-Duo "Soebenmal" auf.

Calw-Heumaden. Das Konzert fand auf Einladung der katholischen Kirchengemeinde St. Josef in der Heilig-Kreuz-Kirche in Heumaden statt. Dabei füllt das Duo für die unbedarften Zuhörer diese Wissenslücke mit einem Konzert, das "durch Zeiten und Musikrichtungen hin und her schwankt", ganz gemäß dem Konzerttitel "Durch Raum und Zeit".

Schlüsselgeige, Schlüsselfidel oder Tastengeige sind ebenfalls Bezeichnungen für das Instrument, dessen Existenz seit dem Mittelalter hauptsächlich in Schweden, aber auch in Dänemark, Deutschland, Österreich und Italien belegt ist.

Erst seit rund 100 Jahren setzte eine Renaissance dieses Instruments ein, als August Bohlin, ein Nyckelharpa- und Geigenspieler aus Uppland, die chromatische Nyckelharpa entwickelte, aus der später ein modernes, vielseitig einsetzbares Instrument entstand.

Sie hat vier Spielsaiten, die mit einem kurzen Bogen gestrichen und mit Tasten in der Tonhöhe verändert werden. Dazu kommen meist zwölf Resonanzsaiten, die durch die gespielten Töne zum Mitschwingen angeregt werden. "Sie können darauf alles spielen, von Folklore über Alte Musik bis zum Jazz", erläuterte Weber. Beispiele sowohl für Volkstümliches als auch für Alte Musik brachte das Duo zu Gehör.

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstand in der Küster-, Dorfschullehrer- und Organistenfamilie Dahlhoff aus dem Kirchspiel Dinker in Westfalen eine umfangreiche "Tanzsammlung". Menuette, Polonaisen, ein Tantz, ein Presto und Allegro aus dieser Sammlung – alles im Stil volkstümlicher Tanzmelodien – waren der Rahmen des Konzerts, in den Stücke Alter Musik eingewoben waren. So zum Beispiel vier Kanons des Freiburger Organisten Johann Christoph Demantius (1567 bis 1643) oder Fantasia 1 und 4, des Engländers Orlando Gibbons (1583 bis 1625), der "für seine abgefahrenen Stücke für Sologamben und Gambenensembles bekannt ist." (Weber). "Aus dem viersätzigen Chorsatz ›Green Sleeves‹ von Richard Jones (1680 bis 1744) habe ich eine zweisätzige Bearbeitung für uns gemacht", leitete Weber über zum bekannten englischen Volkslied, zu dem es auch noch eine weitere Variation zu hören gab.

Ansprechend präsentiert

Kompositionen der Barock-Größen Johann Sebastian Bach und Georg Philipp Telemann waren ebenfalls vertreten. "Bach war leidenschaftlicher Bratschist und unser Instrument ist eine Bratsche. Er hätte uns wahrscheinlich ein Inventio hingelegt, wenn wir ihn gefragt hätten, was wir spielen sollen."

Also: Inventio 8 und 1 gab es als Beispiele dafür, wie wunderbar Barockmusik auch mit dem besonderen Hall der Nyckelharpa klingt. Dafür steht auch die in Kanonform geschriebene Sonate B-Dur von Telemann. Claudia Elmer, die neben der Nyckelharpa andere Instrumente wie Flöte, Fiddle oder Akkordeon in weiteren Ensembles spielt, und Sebastian Weber haben für die Zuhörer ein noch wenig bekanntes, aber zunehmend ins Bewusstsein der Musikliebhaber dringendes Instrument vielseitig und überaus ansprechend präsentiert.

Der große Applaus für das Duo, das sich vor vier Jahren beim internationalen Nyckelharpa-Training auf Burg Fürsteneck kennengelernt hat sowie zwei Zugaben sprachen dafür, dass die hörenswerte und stimmungsvolle musikalische Horizonterweiterung sehr gut angekommen ist.