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Wodka, Bier und Co. dürfen ab Freitag wieder rund um Uhr verkauft werden. Stadt will Entwicklung im Auge behalten.

Calw - Um 0 Uhr am Freitag fällt das nächtliche Alkoholverkaufsverbot. Gegen mögliche nächtliche Trinkgelage können sich Kommunen mit platzbezogenen Alkoholkonsumverboten zur Wehr setzen. In Calw sieht man das Ende des Verbots mit gemischten Gefühlen.

Seit März 2010 durfte in Tankstellen, Supermärkten und Kiosken zwischen 22 und 5 Uhr kein Wein, Bier oder Schnaps über die Theke gehen. Von der Aufhebung diese Verbots sind im Gebiet der Hesse-Stadt nun die Tankstellen Jet und Shell in der Stuttgarter Straße und der Rewe-Markt in Hirsau betroffen. Letzterer ist bis Mitternacht geöffnet, die beiden Tankstellen sogar rund um die Uhr. Seit 2010 musste dort nach 22 Uhr strikt darauf geachtet werden, dass keine alkoholhaltigen Getränke verkauft wurden. Auf Beschluss des Innenministeriums ändert sich das am Freitag.

Trotzdem zeigt man sich auf Anfrage unserer Zeitung bei den Tankstellen überrascht. Beide hatten erst zum Jahreswechsel mit dem Ende des Verbots gerechnet. "Für unsere Kunden ist das natürlich gut", meint Bahar Özbektas Stationsleiterin von Shell in Calw. Nächtliche Belagerungen durch Trunkenbolde fürchtet sie nicht. "Im Prinzip macht es ja keinen Unterschied, ob ich mir den Alkohol für die Nacht um 21 Uhr oder um 22.03 Uhr kaufe", so Özbektas. Dennoch habe es in der Vergangenheit häufig enttäuschte Kunden gegeben, die um kurz nach 22 Uhr abgewiesen werden mussten.

Hauptsächlich H-Milch

Bei Rewe in Hirsau sieht man der Aufhebung des Verbots hingegen gelassen entgegen. Die Erfahrungen der vergangenen sieben Jahre hätten gezeigt, dass Alkohol zwischen 22 und 0 Uhr keinen ausschlaggebenden Anteil am Umsatz habe. "Zu dieser Zeit sind in der Tat hauptsächlich H-Milch und Bananen gefragt", verrät Pressesprecherin Sabine Stachorski. "Um unsere Kollegen an den Kassen zu unterstützen, hatten wir eine automatische Verkaufssperre ab 22 Uhr aktiviert", erklärt Stachorski. "Die wird am Freitag deaktiviert und das war’s." Sicherheitskräfte würden nach wie vor, wie bei allen Rewe-Märkten mit Öffnungszeiten bis Mitternacht, vor Ort sein. Die Aufhebung des Verkaufsverbots habe darauf keinen Einfluss.

Nicht ganz so entspannt sieht Oberbürgermeister Ralf Eggert die Aufhebung des Verbots. Er will die Situation "sehr genau" beobachten und reagieren, falls sich Probleme entwickeln. Dabei gehe es selbstverständlich nicht darum, den Alkoholkonsum im gesamten öffentlichen Raum zu verbieten. Das sei rechtlich gar nicht möglich, betont Eggert.

Vielmehr werde der städtische Vollzugsdienst, falls nötig mit Unterstützung der Polizei, weiterhin im Schichtdienst bis in die späten Abendstunden eingesetzt. Dieser könne bei Störungen dann entsprechende Platzverweise aussprechen.

"Wir haben bereits im Vorfeld beispielsweise durch die Ausweitung des Spielplatzes ›Am Brühl‹ eine Alkoholverbotszone eingerichtet", berichtet der Oberbürgermeister. Sollten sich tatsächlich nächtliche Trinkgelage, beispielsweise im Stadtgarten oder in den Ortsteilen, ausbreiten, kann sich Eggert auch dort vorstellen, alkoholfreie Zonen einzurichten.

Jürgen Vogel von der Calwer Stadtverwaltung kennt schon jetzt einige Plätze, bei denen – auch mit nächtlichem Verkaufsverbot – regelmäßig Spuren von nächtlichen Trinkgelagen zu finden sind. Besonders beliebt seien die Arkaden am Rathaus in Stammheim, das Steinhäusle am Friedhof in Heumaden, das Gewerbegebiet Stammheimer Feld oder direkt in der Stadt der Hessegarten und das Pavillon hinter der Villa Wagner. Das sich die Situation durch das Ende des Verkaufsverbots verschärfen wird, glaubt Vogel aber nicht. Wer nachts Alkohol haben wolle, habe sich auch bisher problemlos damit eindecken können, meint er.