Der Landkreis muss ins Calwer Berufsschulzentrum investieren.Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

Sanierung: Berufsschulzentrum Calw muss auf kurzfristige Entwicklungen reagieren / Nötige Haushaltsmittel "ausschwitzen"

Gleich bei zwei Tagesordnungspunkten musste sich der Bildungs- und Sozialausschuss (BSA) des Calwer Kreistags mit geplanten Baumaßnahmen am Kreisberufsschulzentrum in Calw beschäftigen. Zum einen ging es um ein regenundichtes Dach, zum anderem um neue Parkplätze für Schüler und Lehrer.

Kreis Calw. Letztere sind nötig, weil bisher mit genutzte Stellplätze auf dem Areal des ehemaligen Straßenbauamtes und anderer Landesliegenschaften vis-à-vis entlang der Oberriedter Straße im Calwer Ortsteil Wimberg künftig nicht mehr für die Nutzung durch das Berufsschulzentrum zur Verfügung stehen.

Durch die Verwendung der Räumlichkeiten des ehemaligen Straßenbauamtes durch die neuformierte Landesforstverwaltung "ForstBW", müssten diese Stellplätze künftig ausschließlich für die dort neu beschäftigten Mitarbeiten bereitgehalten werden – weshalb die geduldete Nutzung durch das KBZ ausgelaufen sei. Eigentlich erfülle die Landkreisverwaltung aber auf ihrem eigenen Areal, also auf den Flächen rund um das Berufsschulzentrum, auch ohne diese zusätzlichen Flächen die gesetzlich vorgegebene Mindest-Anzahl an Pkw-Stellplätzen. Allerdings käme es trotzdem immer wieder zu Engpässen im täglichen Betrieb. Oder – wie es Grünen-Kreisrat Erich Grieshaber in seiner Stellungnahme zum Thema aus eigenen Erleben ausdrückte – zu einem "elendigen Gegurke", um noch einen freien Parkplatz zu ergattern. Was immer wieder auch zu Problemen etwa mit benachbarten Anwohner führe, wenn Schüler, Lehrer oder Besucher des KBZ nur noch in den angrenzenden Wohngebieten ihre Autos abstellen könnten.

Grieshabers Schluss aus dieser Tatsache allerdings: Lehrer und vor allem die Schüler könnten doch lieber mit dem Fahrrad anreisen. Oder auch Fahrgemeinschaften bilden. Damit nicht noch mehr Fläche für den ruhenden Verkehr versiegelt werden müssten. Aber wenn man doch schon bauen müsse, um die vielen Autos irgendwie unterzubringen, so Grieshaber weiter, solle man doch diese neuen Stellflächen dann auch mit Solaranlagen "überbauen" und mit Ladesäulen für E-Autos ausstatten. Was sich aber bei genauerer Betrachtung der aktuellen Planung als doch nicht so praktikabel herausstellte.

Denn die jetzt – letztlich bei zwei Enthaltungen im BSA – auf den Weg gebrachten, insgesamt 40 weiteren Stellplätze für das KBZ befinden sich auf einer "schrägen Ebene" (Böschung) zum Sportplatz hin. Und sollen auch später, nach dem Herrichten als Stellflächen, mit einer solchen Neigung verbleiben. Vorteil: die Stadt Calw habe die dafür nötigen, zusätzlichen Flächen dem Kreis kostenlos zur Nutzung überlassen – wodurch die Baukosten von insgesamt rund 105 000 Euro (brutto; 2650 Euro pro Stellplatz) sehr günstig und preiswert seien, wie auch Seitens der Räte ausdrücklich hervorgehoben wurde. Auch besondere Haushaltsmittel würden dafür nicht benötigt, wie Sachgebietsleiter André Dieringer von der Liegenschaftsverwaltung des Kreises es ausdrückte. Vielmehr werden man die benötigten Mittel aus dem übrigen Haushalt "ausschwitzen" – was meint: sie sollen aus Einsparungen an anderer Stelle finanziert werden.

Ähnlich wolle man, so Dieringer weiter, auch bei einer kurzfristig notwendigen Flachdachsanierung am Gebäude der Hotel- und Gaststättenberufe (Johann-Georg-Doertenbach-Schule) verfahren. Dieses Projekt sei zwar mit 265 000 Euro Kosten ursprünglich bereits im Kreishaushalt für 2020 eingebracht worden, wurden dann aber im Rahmen der Haushaltskonsolidierung wieder herausgenommen. "Was sich jetzt wohl rächt", so Kreisrat Lothar Kante (SPD). "Dies ist ein Beispiel, dass es teurer wird, wenn man dringende Maßnahmen schiebt, um bei der Kreisumlage zu sparen."

Tatsächlich führte der Aufschub der Maßnahme jetzt zu massiven Undichtigkeiten am Dach, die bereits zu verschiedenen Wasserschäden über insgesamt zwei Stockwerke hinweg in den darunterliegenden Klassenzimmern führten. In einem Klassenzimmer seien die dadurch entstandenen Beeinträchtigungen gar so groß, dass dort derzeit durch die eingedrungene Feuchtigkeit eine Schimmelbildung entstanden sei und der Raum deshalb nicht mehr genutzt werden dürfe. Anmerkung in der BSA-Sitzungsvorlage dazu: "Seit Erstellung des Baukörpers 1980/81 erfolgte keine grundlegende Zwischensanierung an den Dämm- und Abdichtungslagen."

Ziel sei jetzt, das derzeit nur provisorisch abgedichtete Dach schnellstmöglich in Gänze zu sanieren. Ein dadurch entstehender Synergieeffekt wäre eine mögliche, zeitgleiche energetische Aufwertung des Gebäudes durch eine zeitgemäße höhere Dämmschicht auf dem Dach. Allerdings würde diese Dämmung keinem Neubau-Standard entsprechen, wie Dieriger auf Nachfrage von Grünen-Kreisrätin Brigitte Loyal erläuterte – weil dafür die gesamt Dachkonstruktion komplett erneuert werden müsste, was den Kostenrahmen deutlich sprengen würde. Außerdem sei das nämliche Dach ebenfalls für eine – von Loyal geforderte – Installation von Solar-Anlagen wegen seines "verschachtelten" Grundrisses nicht geeignet.

Schließlich stimmten die BSA-Mitglieder dem Antrag der Verwaltung auf Freigabe der Mittel für die Dachsanierung am Gebäude der Johann-Georg-Doertenbach-Schule einstimmig zu.