Der Carneval-Umzug der Höheren Handelsschule am Faschingsdienstag 1897 – auf dem Calwer Marktplatz machte er Station. Foto: Stadtarchiv

Concordia veranstaltet Maskenball am Rosenmontag. "Carneval" der Spöhrerschule ist etwas Besonderes.

Calw- Schon vor 156 Jahren gab es in Calw am Rosenmontag einen Umzug durch die Straßen der Stadt, und danach trafen sich die Narren zum Maskenball im Badischen Hof. Veranstalter war damals die Concordia Calw.

Die gerade landauf und landab stattfindenden Fastnachtsveranstaltungen sollen zum Anlass genommen werden, in der Geschichte der Calwer Fastnacht zu blättern. Die Anfänge sind wohl im ständischen Bürgertum zu suchen.

Die ersten Maskierungen und Umzüge kamen mit Zunftbräuchen im Mittelalter auf. Vermummt traten Handwerksgesellen und Lehrlinge der Obrigkeit gegenüber, um unerkannt und in scherzender und spöttischer Weise ihrem Unmut Luft zu verschaffen.

Durch die Jahrhunderte hindurch haben in Württemberg die geistlichen und weltlichen Institutionen das Fastnachtstreiben doch recht missfällig betrachtet. Die einen sorgten sich um Sitte und Moral, die anderen hatten Angst vor unliebsamer Kritik. Beschränkungen und Verbote waren die Folge.

Zweite Landesordnung enthält Bestimmungen

Die von Herzog Ulrich in Württemberg 1515 erlassene "Zweite-Landes-Ordnung" enthält zum ersten Male auch Bestimmungen über die Fastnacht. So durfte beispielsweise keiner in "butzenklaidern" mit verdecktem Gesichte gehen. Fastnachtküchle gab es schon dazumal, erlaubt war jedoch nur, sie bei der näheren Verwandtschaft zu verteilen. Die Vierte Landesordnung von 1536 untersagte, sich in Kleidern des anderen Geschlechts zu zeigen.

Weitere Verbote folgten, wie das Abhalten von öffentlichen Tänzen der Handwerksgesellen, oder das überflüssige Zu- und Volltrinken. Ein Spezialrescript vom Februar 1811 brachte Lockerungen, erlaubt war jetzt das maskierte Herumziehen bei Tag und Nacht und von Haus zu Haus.

Sicher wurde die Fasnet auch in den Jahrhunderten zuvor, trotz Verbote und Strafandrohungen, gefeiert. Neben den Zünften waren es später auch die Vereine und Wirtschaften, die das Fastnachtstreiben in ihr Programm aufnahmen. Im Calwer Wochenblatt vom 15. Februar 1860 ist eine Anzeige über eine Fastnachtsfeier der Concordia Calw, am Montag, 20. Februar, zu finden

Nichtmaskierte haben Nachteile

Nach einem maskierten Umzug durch die Straßen, mittags 3 Uhr zu Pferde und zu Wagen mit Musik, war abends 6 Uhr ein Maskenball im Badischen Hof, heißt es dort. Der Eintritt betrug für Maskierte 30 Kreuzer und Nichtmaskierte einen Gulden; Damen hatten freien Eintritt. Alle Nichtmaskierten wurden nur in Festkleidung zugelassen.

Etwas ganz Besonderes für Teilnehmer und Zuschauer muss der "Carnevals-Umzug" der Höheren Handelsschule (Spöhrer-Schule) am Faschingsdienstag 1897 gewesen sein. Gerade zu euphorisch berichtet das Calwer Wochenblatt von dieser Veranstaltung mit anschließendem Bankett im Dreißschen Saale (später Saalbau Weiß).

Der Calwer Liederkranz und die Concordia Calw luden zu Fastnachtskränzchen in diesem und den folgenden Jahren regelmäßig ein. Aber auch Handwerksinnungen hielten lange an diesem Brauch fest. So trafen sich die Calwer Bäcker bis Anfang der 1970iger Jahre im Hotel Adler zur Fastnacht.

Eine lange Tradition hat ebenfalls die beliebte "Fasnetsküchlewanderung" des Calwer Schwarzwaldvereins, die übrigens wieder am kommenden Sonntag stattfindet und nach Oberkollbach führt.