Die Brücke am Adlereck scheint immer für eine Überraschung gut zu sein. Foto: Buck

Deutsche Bahn überrascht mit Plänen zu Bauwerk am Adlereck. Zeitraum steht nicht fest. Mit Kommentar

Calw - Die stillgelegte Eisenbahnbrücke am Adlereck sorgt erneut für Überraschungen. Nachdem sie im April praktisch aus dem Nichts für einsturzgefährdet erklärt wurde, sollte sie in absehbarer Zeit abgerissen werden. Nun kommt heraus: Anstelle der alten Brücke wird eine neue erbaut.

 

Eine simple Anfrage mit erstaunlichem Ergebnis. Eigentlich wollte der Schwarzwälder Bote von der Deutschen Bahn lediglich wissen, wie weit die Planungen für den Abriss der stillgelegten und ehemals einsturzgefährdeten Eisenbahnbrücke am Adlereck fortgeschritten sind. "Ein Rückbaudatum für die Brücke steht derzeit noch nicht fest", ließ ein Bahnsprecher daraufhin verlauten.

Überraschend war allerdings das, was auf eine erneute Rückfrage ans Tageslicht kam: Nämlich, dass die Bahn nicht nur einen Abriss des Bauwerks geplant hat, sondern anschließend einen Brücken-Neubau. Das verrät ein Bahnsprecher so ganz nebenbei in einem Nebensatz.

Bisher immer als Randweg genutzt

Davon war bislang nie die Rede gewesen. Nicht unmittelbar nach dem Bekanntwerden der Einsturzgefahr, nicht nachdem das Bauwerk gesichert war. Und auch nicht, als gefragt wurde, warum die seit 1981 stillgelegte Brücke nicht schon lange vorher abgerissen worden war. Die Antwort darauf bedingt nämlich den geplanten Neubau.

Da die Brücke, die parallel zu dem Betonbauwerk verläuft, noch in Betrieb ist, wird die stillgelegte Brücke als sogenannter Randweg benötigt. Neben Schienenwegen sei es üblich, einen weiteren Zugang für beispielsweise Instandhaltungsarbeiten, Reparaturen oder Evakuierungen bereitzuhalten. Im ebenen Gelände ohne Weiteres umsetzbar. Im Falle von Brücken schwierig, führt ein Bahnsprecher aus. "Die Eisenbahnbrücke am Adlereck war nur für den Verkehr stillgelegt, nicht aber als Randweg", betont er. "Das abgestützte Bauwerk und die Hilfskonstruktion werden deshalb aus Gründen betrieblicher Sicherheit bis zum Neubau verbleiben. Den Zeitpunkt für den Neubau können wir derzeit leider noch nicht nennen", meint der Sprecher. Nur so viel: Die Planungen laufen, gestalten sich aber wegen der "besonderen Örtlichkeiten" kompliziert.

Enge Abstimmung erforderlich

Immerhin: Gefahr droht derzeit von der Konstruktion nicht, betont der Sprecher. "Durch einen Fachmann finden monatliche Inspektionen statt."

Überraschung Teil drei folgt im Gespräch mit Eric Weber, Pressesprecher der Stadt. Er ist einigermaßen verblüfft, als unsere Zeitung ihn mit den Plänen eines Neubaus konfrontiert. "Unser letzter Informationsstand ist, dass die Deutsche Bahn bereits mit der Planung für den Rückbau der Brücke begonnen hat, zum aktuellen Zeitpunkt kann jedoch der Ausführungszeitraum noch nicht bestimmt werden." Zwar sei der Stadt durchaus bekannt, dass ein Randweg benötigt werde. Von einem kompletten Neubau einer Brücke habe man aber bisher nichts gewusst. "Zum Zeitraum und der Art dieser Maßnahme liegen uns bis jetzt noch keine Informationen vor", meint Weber.

"Die Stadt Calw hat der Deutschen Bahn aber bereits frühzeitig die Erwartung mitgeteilt, dass die Stadt von der Bahn darüber informiert werden soll, sobald in die zeitliche Planung dieser Maßnahmen eingestiegen wird." Der Verwaltung sei wichtig, dass notwendige Maßnahmen in enger Abstimmung zwischen der Bahn und der Stadt sowie weiteren involvierten Akteuren geplant würden, unterstreicht Weber.

Kommentar: Echt jetzt?

Von Bianca Rousek

Die Deutsche Bahn plant, nach dem Abriss der maroden Eisenbahnbrücke am Adlereck eine neue an derselben Stelle zu bauen. »Gut zu wissen«, dachte sich die Redaktion, als sie davon erst auf mehrmalige Nachfrage bei einem Bahnsprecher erfuhr. "Gut zu wissen" dürfte sich auch die Stadtverwaltung gedacht haben, als sie wiederum von unserer Zeitung in Kenntnis gesetzt wurde. Es ist ja nicht so, dass eine Verwaltung von Plänen wissen sollte, die die Stadt erneut zweiteilen werden. Und zwar mutmaßlich um ein Vielfaches länger, als wenn die Bahn die Brücke nur abreißen würde. Wie lange genau und wann steht erwartungsgemäß noch nicht fest. Vielleicht sollte die Bahn auch einfach irgendwann mit den Arbeiten anfangen. Vorher Bescheid sagen? Warum auch – wenn es losgeht, werden Verwaltung und Bürger es schon mitbekommen.