Aus der Nisthöhle gefallene Jungtiere sollten nicht eingesammelt werden. Foto: Rehder

Viele Spaziergänger nehmen sich vermeintlich hilflosem Nachwuchs an. Rat: Gärten naturnah gestalten.

Calw - Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu), Ortsgruppe Calw und Umgebung, weist Spaziergänger darauf hin, vermeintlich hilflose Jungvögel nicht mitzunehmen. "Für die kleinen Vögel ist es in der Regel am besten, wenn man sie an Ort und Stelle in der freien Natur lässt", erklärt Renate Fischer vom Nabu Calw und Umgebung.

"Denn meist hat man es nicht mit verlassenen, verletzten oder geschwächten Tieren zu tun, sondern mit gesunden, die auch außerhalb des Nests von den Altvögeln versorgt werden." Nehme man sie mit, trenne man sie von ihren Eltern. "Die Aufzucht von Menschenhand ist selten langfristig erfolgreich. Schließlich gilt es den Vogelnachwuchs nicht nur zu füttern, sondern auch zu erziehen – und das kann kein Mensch so wie die Vogeleltern." In akuten Gefahrensituationen könne man Jungvögel einige Meter weit umsetzen, etwa von der Straße in den Grünstreifen daneben.

Oft falsch interpretiert

"Viele Vogelarten verlassen ihr Nest, bevor sie fliegen können", erklärt Nabu-Vogelfreundin Cornelia Kuchel. Dazu zählen neben typischen Nestflüchtern wie Enten oder Kiebitzen auch einige Singvogelarten, Greifvögel und Eulen wie der Waldkauz, Vogel des Jahres. Im Siedlungsbereich finde man häufig bräunlich gefleckte Jungamseln, die etwa eine Woche vor dem Flüggewerden der Enge des Nestes entfliehen. Sie geben sogenannte "Standortlaute" von sich, damit die Elternvögel wissen, wo ein hungriger Schnabel auf Fütterung wartet. "Dieses Piepsen interpretieren wir Menschen oft fälschlicherweise als Hilferuf an uns", erläutert die NABU-Vogelkennerin.

"Es stimmt schon, dass ein Teil der Jungen außerhalb des Nestes natürlichen Feinden zum Opfer fällt", sagt Fischer. Diese Verluste seien jedoch evolutionär so eingeplant: Die Tiere würden für viel Nachwuchs sorgen, von dem genügend überlebt, um den Bestand zu erhalten.

"Problematisch wird es, wenn zusätzlich zu den natürlichen Verlusten von Menschen verursachte Bestandsrückgänge hinzukommen." Umso wichtiger sei es, die Lebensräume zu schützen. "Dazu können wir beitragen. Zum Beispiel, indem wir Gärten naturnah gestalten und heimische Sträucher pflanzen."