Den Weihnachtsmarkt im selben Rahmen wie in den vergangenen Jahren wird es 2020 vermutlich nicht geben. Foto: Fritsch

Städtisches Kulturamt zieht Entfall-Bilanz. Alternative Pläne schon ins Auge gefasst.

Calw - Eineinhalb Seiten lang ist die Liste der seit März entfallenen Veranstaltungen, die das Kulturamt der Stadt Calw in der jüngsten Sitzung des Kultur-, Schul- und Sportausschusses (KSSA) vorlegte. Allem Anschein nach ist die Liste damit aber noch längst nicht vollständig. Sogar der Weihnachtsmarkt ist wegen Corona in Gefahr.

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48 städtische Veranstaltungen sind seit 7. März dem Coronavirus zum Opfer gefallen oder werden es noch tun. Stadtführungen oder Nachtwächterrundgänge, die mehrmals hätten stattfinden sollen, nur einfach gezählt. "Ein Kahlschlag", fasste Isabel Götz, Fachbereichsleiterin Bildung, Kultur und Tourismus bei der Stadt Calw, in der jüngsten KSSA-Sitzung zusammen. Die Länge der Liste zeige aber auch, welch kulturelle Vielfalt es in Calw gebe. "Das ist einem oft gar nicht so klar", räumte Irmhild Mannsfeld (Neue Liste Calw) bei der anschließenden Diskussion ein.

Erstes Open Air-Kino

Um zumindest einem kleinen Teil der Künstler eine Plattform zu bieten, habe die Stadt gemeinsam mit dem Kommunalen Kino Pforzheim und zwei örtlichen Veranstaltungsagenturen das "kleine Sommerkino" sowie das Open Air-Format "Raus ins Kloster" auf die Beine gestellt, erläutert Markus Kleinschmidt aus der Abteilung Kultur/Vereine. 50 bis 60 Veranstaltungen verschiedener Art werde es in diesem Rahmen geben.

Die bisherige Bilanz: Zu den inzwischen 17 gezeigten Filmen seien insgesamt 1200 Besucher ins Kloster Hirsau gekommen, sagt Kleinschmidt. Mit dem "kleinen Sommerkino" sei man absoluter Vorreiter im Land gewesen – während allerorts Autokinos aus dem Boden schossen, sei in Hirsau das erste Open-Air-Kino in ganz Baden-Württemberg eröffnet worden. Und auch wenn die Stadt am Ende des Tages voraussichtlich auf rund 20.000 Euro sitzen bleiben werde: "Wir wollten den Leuten was Gutes tun", erläutert der Vertreter des Kulturamts. Hinzu komme, dass durch die massenhaften Veranstaltungsausfälle auch viele Fördermittel eingespart wurden, wie Oberbürgermeister Florian Kling hinzufügt.

Kollektive Bestürzung im Gremium

Fakt ist: Auch wenn das Kulturamt sich inzwischen wieder der Planung neuer Veranstaltungen widmet, ist die Liste der ausfallenden Termine noch nicht fertig geschrieben. Vor allem die Ankündigung, dass der diesjährige Weihnachtsmarkt "höchstwahrscheinlich" nicht stattfinden werde, sorgte einen kurzen Moment für kollektive Bestürzung im Gremium.

Für ein kleines Aufatmen sorgte Kleinschmidt aber zumindest mit der Ankündigung, dass es durchaus Alternativpläne gebe. So sei er, der das Ganze seit 2019 federführend organisiert, im Gespräch mit Calwer Gastronomen. Beispielsweise könne sich Kleinschmidt vorstellen, dass an verschiedenen Orten in der Stadt einzelne Hütten aufgestellt würden. Die Menschen könnten dann auf einer Art winterlichem Spaziergang die Buden erkunden – ohne das sonst weihnachtsmarkttypische Gedränge. Für diesen Vorschlag erntete die Verwaltung in der Sitzung schon erste positive Rückmeldungen.

Auch Jürgen Rust, von 2009 bis 2019 Organisator des Weihnachtsmarkts, hätte vollstes Verständnis für die Entscheidung, die viertägige Veranstaltung abzusagen. Zwar fände er es für Gäste und Händler äußerst bedauerlich. Aber dass Menschen, wie sonst, quasi durch die Menge hindurchgeschoben würden, das halte er in diesem Jahr für unmöglich.

Rust wäre es allerdings wichtig, dass es eine einheitliche Regelung gebe. Wenn nun die eine Gemeinde einen Weihnachtsmarkt macht und Calw verzichtet, "das fände ich schade". Genau dieser Punkt kam auch in der KSSA-Sitzung auf. Kleinschmidt samt dem Rest der Verwaltung befürworteten eine Absprache mit den anderen Städten und Gemeinden im Kreis in dieser Sache.

Mannsfeld stimmte im Anschluss ein regelrechtes Loblied auf das Engagement des Kulturamts an. Was alles geleistet wurde – "da fehlen einem nahezu die Worte".