Christian Kratzke ist immer gerne nach Calw gekommen. Foto: Hölle

AOK-Chef ist immer gerne zum Calwer Kundencenter gekommen / Gesundheitszentrum läuft gut

Calw - Die Mitarbeiter des Calwer Kundencenters sind dafür verantwortlich, dass Christian Kratzke mit einem etwas mulmigen Gefühl den Chefposten bei der AOK Nordschwarzwald mit dem der AOK Stuttgart-Böblingen tauscht.

Sagt er jedenfalls: "Wer lässt schon gerne Menschen zurück, die einem ans Herz gewachsen sind?" Wie berichtet, verlässt der 52-Jährige nach sechs Jahren die AOK Nordschwarzwald. Nachfolger wird offiziell zum 1. Juli sein seitheriger Stellvertreter Hartmut Keller. Kratzke freut das: "So wird die Kontinuität gewährt." Mit dem neuen Chef werde es bei der AOK Nordschwarzwald auf jeden Fall erfolgreich weitergehen.

Hauptsitz der AOK war und ist seit 2007 Pforzheim. Aber nach Calw ist Kratzke nach eigenem Bekunden von Anfang an gerne einmal in der Woche – immer donnerstags – gekommen. Zuletzt mit der Gewissheit, dass die hiesige Filiale in Sachen Kundenzufriedenheit baden-württembergweit absolute Spitze ist und deswegen auch ausgezeichnet wurde.

Wobei ihm immer bewusst war, dass er als Chef nur die Strippen zieht. Die Arbeit an der Kundenfront, so sagt er, verrichteten die Mitarbeiter. Acht Stunden lang am Tag würden diese auf die Kunden eingehen, manchmal auch in schwierigen Situationen. Und denen wolle er auch auf diesem Weg danken.

Als damals die neue AOK Nordschwarzwald installiert wurde, sei auch in Calw etwas die Angst umgegangen, was denn mit dem Standort wird. Er, so Kratzke, habe gleich betont, dass er daran denkt, ihn auszubauen. Das sei geschehen. Nicht nur personell von 80 auf 100 Mitarbeiter, sondern auch baulich. Eine andere Hauptaufgabe sei es für ihn gewesen, aus drei Bezirksdirektionen (Calw, Freudenstadt und Pforzheim) eine zu machen.

Während Kratzkes Amtszeit wurde in Calw ein AOK-Gesundheitszentrum installiert. Sehr erfolgreich, wie sich schnell herausstellte. Die Rückenschule wird gut angenommen. Die Ernährungskurse sind ebenfalls beliebt. Der scheidende AOK-Chef hat einmal ausgerechnet, was die Teilnehmer dort an Gewicht verloren haben: 90 000 Kugeln Speiseeis. Mit Eis hat er es nämlich: Als seine AOK die 230 000-Mitglieder-Grenze geknackt hatte, spendete er jedem Mitarbeiter eine Portion.

Manchmal, so hat er ihnen jetzt geschrieben, glaubt er, dass er ein wenig "Indianerblut" in sich hat. Diese Menschen hätten immer mal wieder nach einer gewissen Zeit am bisherigen Platz ihre Zelte abgebaut und an anderer Stelle wieder aufgeschlagen, um sich neuen Herausforderungen zu stellen. So gehe es ihm auch. Kratzke wird jetzt Chef einer der größten Bezirksdirektionen der AOK in Baden-Württemberg. 360 000 Versicherte hat sie in Stuttgart und im Kreis Böblingen sowie 750 Mitarbeiter.