Nicolai Stotz (links) und Jürgen Ott (rechts) überreichten den Calwer Löwen an (von links) Hermann Schaber, seine Frau Maria und deren Sohn Piet. Fotos: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

Gewerbeverein: Calwer Löwe geht bei Neujahrsempfang an Mode Schaber

Jetzt ist es raus: Der elfte Calwer Löwe ist in diesem Jahr im Rahmen des Neujahrsempfangs des Calwer Gewerbevereins im Brauhaus an den Einzelhandelsbetrieb Mode Schaber verliehen worden.

Calw. "Eine ganze Reihe von potenziellen Kandidaten" habe es in diesem Jahr gegeben. Doch nach "zahlreichen Wochen der Sondierungsgespräche" seien sich die elf Vorstandsmitglieder einig geworden – und das sogar ohne dass jemand die Verhandlungen abgebrochen habe, erklärte Jürgen Ott, einer der Vorsitzenden des Calwer Gewerbevereins, bei dessen Neujahrsempfang mit einem Augenzwinkern in Richtung Bundespolitik und die gescheiterten Jamaika-Sondierungen bei der Verleihung des elften Calwer Löwens.

Im Jahr 1962 begonnen

Glücklicher Gewinner ist in diesem Jahr Mode Schaber. In seiner Laudatio blickte Ott auf die Anfänge des Unternehmens zurück. Im Jahr 1962 begann die Erfolgsgeschichte der Familie – damals in einer Vater-Sohn-Konstellation in Räumlichkeiten mit einer Größe von gerade einmal 14 Quadratmetern. Seniorchef Hermann Schaber war damals noch als Schneider tätig, wurde später vom Handwerker zum Einzelhändler. "1984 dann erfolgte der Startschuss in Calw und heute hat dieser Einzelhändler eine Gesamtfläche von 1500 Quadratmetern, davon mehr als 1200 Quadratmeter Verkaufsfläche", erzählte Ott.

Nur selten sei der individuell erstellte und handgeschnitzte Löwen bislang an Einzelhändler verliehen worden. Das dies nun entschieden wurde, sei gut und richtig. "Denn unsere Einzelhändler prägen nicht nur in entscheidendem Maße das Stadtbild, sondern sorgen auch für die Attraktivität unserer Stadt, sorgen für Frequenz, sorgen für Arbeitsplätze und – letztendlich – sorgen sie für Vitalität, Vielfalt und Leben in unserer Stadt", lobte der Vorsitzende. Mode Schaber sei deshalb "ein wahrlich würdiger Preisträger" – nicht zuletzt, weil Hermann Schaber samt Familie "ein ausgeprägtes ehrenamtliches und soziales Engagement" in der und für die Stadt Calw in den vergangenen Jahren bewiesen hätten.

Hermann Schaber freute sich über die "besondere Ehre", wie er es formulierte, diesen Preis erhalten zu haben. Sein Einsatz für Calw sei einfach zu erklären. Denn: "Liebst du deine Stadt, dann wirke mit und tue etwas – dieser Entscheidung hat sich alles unterzuordnen", beschrieb er seine Philosophie. Unzufriedenheit der Bürger und Kunden würden dagegen dazu beitragen, eine Stadt zu spalten – und es gelte, daran zu arbeiten, dass dies nicht passiere.

Sein Sohn Piet, der die Firma 2008 übernommen hat, bedankte sich für die "große Anerkennung für das Lebenswerk meiner Eltern". Dank hätten aber auch die Mitarbeiter des Unternehmens verdient, die von den Schabers prompt mit auf die Bühne geholt wurden.

Den Geldpreis in Höhe von 500 Euro, der mit der Verleihung des Calwer Löwens verknüpft ist, spendet die Familie übrigens an die Aurelius Sängerknaben. Denn sie seien wichtige Botschafter für die Stadt, so Hermann Schaber.

Nicolai Stotz, ebenfalls Vorsitzender des Gewerbevereins, wagte in seiner Rede einen Blick in die Zukunft des Wirtschaftsstandortes Calw. Denn wo die Reise in dieser Hinsicht hingehe, frage sich sicher so mancher der örtlichen Unternehmer. Globalisierung und das Internet hätten in den vergangenen Jahren vieles verändert, immer mehr setze sich jedoch das Bewusstsein "meine Region ist meine Zukunft" durch. Und: Man müsse sich selbstbewusst darauf besinnen, was der Standort Calw zu bieten habe, statt sich über das zu beschweren, was fehle. Wichtig seien vor allem auch eine starke Zusammenarbeit und ehrenamtliches Engagement – wobei letzteres irgendwann an Grenzen stoße. Deshalb sei es nun wichtig, die Suche nach einem Citymanager voranzutreiben. Auch, wenn es sich dabei womöglich um eine Investition handle, deren Ergebnis nicht unmittelbar sichtbar sei. Calw als Standort habe in jedem Fall noch viel Potenzial, dass ausgeschöpft werden könne.

Oberbürgermeister Ralf Eggert gab einen Überblick über die gesamtwirtschaftliche Situation der Stadt. So habe man im vergangenen Jahr einige neue Unternehmen begrüßen dürfen. In diesem Jahr wiederum würden einige bereits verkaufte Grundstücke im Gewerbegebiet Stammheimer Feld bebaut. Die Nachfrage nach solchen Grundstücken sei ungebrochen hoch, deshalb sei auch das geplante Gewerbegebiet Lindenrain zwischen Stammheim und Deckenpfronn, an der Abzweigung nach Holzbronn so wichtig. Schon heute gebe es Anfragen – was kaum verwunderlich sei. "Unternehmen aus dem Landkreis Böblingen suchen beispielsweise händeringend nach Gewerbeflächen, da dort vor Ort keine Grundstücke mehr zur Verfügung stehen", berichtete Eggert. Auch die geringe Arbeitslosigkeit in der Stadt – mit 2,6 Prozent die zweitniedrigste im Bereich der Arbeitsagentur Nagold/Pforzheim – sowie der geringe Einzelhandelsleerstand in der Innenstadt seien Faktoren, die den wirtschaftlichen Erfolg sichtbar machten.