Delegation des Vereins "Helfende Hände" reist nach Burundi / Mitglieder bieten Hilfe für Kranken- und Waisenhaus
Von Andreas Hennings
Kreis Calw. Laut dem aktuellen Welthunger-Index von 2013 herrscht nirgendwo auf der Welt so viel Hunger wie in Burundi. Um dort ein Kranken- und ein Waisenhaus zu unterstützen, reiste jüngst eine Delegation des Vereins "Helfende Hände" in das afrikanische Land.
Im Juli verbrachte die fünfköpfige Gruppe um den pensionierten Arzt und Burundi-Arbeitsgruppenleiter des Vereins, Klaus Pichler, elf Tage in dem katholisch geprägten Land im Zentrum Afrikas. "Ziel war es nicht, dass wir als Deutsche da mal hindonnern und tolle Arbeit leisten, sondern dass wir Kollegen schulen und für einen Wissenstransfer sorgen", sagt der 74-Jährige aus Bad Teinach-Zavelstein. Bei dem Aufenthalt wurde die Situation vor Ort begutachtet, damit bald konkrete Maßnahmen in Angriff genommen werden können. So gibt es Wasser nur an Quellen und öffentlichen Gebäuden, die oft kilometerweit entfernt sind. Der Strom fällt immer wieder aus.
Wegen des Hilfsprojekts für das Krankenhaus in der Provinz Kirundo war Pichler bereits im Frühjahr 2013 nach Burundi gereist. Nun besuchte er mit der Delegation der "Helfenden Hände" auch erstmals das Waisenhaus in der Stadt Nyabiraba. Eine Frauengruppe, deren Mitglieder unter anderem Vergewaltigungen erleiden mussten, hat sich dort 54 vernachlässigten Kindern angenommen – und das unter dramatischen Verhältnissen in einem teils verfallenen Gebäude aus Lehm und Flechtwerk. "Es herrscht ein grausiger Mangel. Die Menschen leben von der Hand im Mund, oder eben von nichts. Es wird massiv gehungert, sodass Kinder keine Muskulatur aufbauen können", beschreibt Pichler. Die Menschen seien so mager, wie man es von schlimmen Bildern kenne.
Der Plan der Helfenden Hände ist es, im Frühjahr 2015 gemeinsam mit Einheimischen eine Küche mit Herd zu bauen. Immerhin müssen in dem Waisenhaus täglich 100 Personen versorgt werden. Bislang geschieht das mithilfe einer offenen Feuerstelle. Auch eine Wasserleitung ist vorgesehen, damit die Menschen in der Trockenzeit nicht mehr 800 Meter weit laufen müssen, um Wasser an einer Quelle abzuschöpfen.
Das Krankenhaus, in dem sieben Allgemeinärzte und ein Zahnarzt behandeln, erhält Ausrüstung für die wichtigsten Behandlungen und Operationen. Pichler: "Unser Anliegen ist es, dass Notfälle versorgt werden können. Selbst Blinddarmentfernungen sind bisher nicht möglich." Auch gebe es wegen der "unglaublich hohen Zahl an Geburten" viele Kaiserschnitte. Für andere chirurgische Eingriffe müssen Patienten bislang die fünfstündige Fahrt in die Hauptstadt Bujumbura auf sich nehmen.
Ein neuer Kühlschrank soll dazu dienen, eine Blutbank für Malaria-Patienten einzurichten. "Und Malaria hat dort in der Kindheit eigentlich jeder", so Pichler.
Beeindruckt ist der ehemalige Calwer Arzt von der Freundlichkeit der Einheimischen. "Trotz der enormen Not, die einfach nicht vorstellbar ist, sind die Menschen uns sehr zugewandt und unglaublich wissbegierig", sagt er, und vergleicht: "Viele wissen bei uns gar nicht, dass wir dem Paradies so nahe leben."
Ein Container mit den Hilfsgütern soll bald losgeschickt werden. 10 000 Euro wird das kosten. Im nächsten Frühjahr werden deutsche Ärzte dann vor Ort ihre Kollegen einweisen und die zahlreichen Hilfsangebote in die Tat umsetzen. Als Vertreter der Inneren Medizin ist auch Klaus Pichler wieder mit dabei.