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Klostersommer: Bei "Er gehört zu mir" ist die Fangemeinde kaum noch zu bremsen.

Calw-Hirsau - Auch fast 40 Jahre nach ihren großen Zeiten, als sie als ein typisches Kind der deutschen Hitparade von Dieter Thomas Heck und des Teenie-Magazins "Bravo" war, und damals mit ihren einfühlsamen Liedern und ihrem Charme die Herzen der Menschen eroberte, besitzt die Berlinerin Marianne Rosenberg noch eine eingeschworene Fangemeinde.

Lieder wie "Marleen", "Er gehört zu mir", "Fremder Mann", oder "Ich bin wie Du" hat sie mit ihrer einprägsamen Stimme zu einem Markenzeichen mit hohen Wiedererkennungswert gemacht. Dies wurde auch bei ihrem Auftritt in Hirsau deutlich. Es schien so, als hätten die weit über 500 Besucher des Hirsauer Klostersommers an diesem Abend nur auf ihre "Kultsongs" gewartet.

Vor allem bei "Er gehört zu mir", ihrem letzten Song im Programm, ist die Stimmung buchstäblich explodiert. Die Fans fühlten sich mit der Sängerin vereint, es schien, als würden 70er- und 80er-Jahre wieder lebendig.

Mit Ballade zu großer Form aufgelaufen

"Wir hätten unser letztes Album in dieser Location aufnehmen sollen", zeigte sich Marianne Rosenberg von dem Ambiente des Klosters Hirsau begeistert. "Wenn man aus Berlin kommt, ist das hier wie Urlaub", so die Sängerin.

Rosenberg wurde 1955 als drittes von sieben Kindern geboren. Ihr Vater hatte Auschwitz überlebt und war viele Jahre Vorstandsmitglied der Sinti und Roma in Deutschland, Marianne Rosenberg macht als 14-Jährige mit dem Lied "Mr. Paul McCartney" erstmals auf sich aufmerksam. Mit "Er gehört zu mir" oder "Marleen" schaffte sie den Durchbruch.

Ihre Lieder hatten Aussagekraft und passten in den folgenden Jahren nicht immer in die gängige Schlagerwelt. Marianne Rosenberg, in Hirsau von "Lars" an der Gitarre, Cliff Hewitt (Drums) und Dirk Riegner (Keyboards) musikalisch begleitet, wich im Laufe ihrer Karriere mehrfach von eingefahrenen Pfaden ab und arbeitete unter anderem mit Rio Reiser und der Band "Extrabreit" zusammen.

Nicht unbedingt zu ihrem Nachteil. So lief sie in Hirsau mit der Ballade "Von Wolfgang und Brigitte" zu ganz großer Form auf. Am Ende des Songs wünschte man sich unwillkürlich, sie würde noch mehr solche Stücke produzieren, in denen sie ihrer kraftvollen Stimme freien Lauf lassen kann. In Hirsau hätte sie ihre Zugabe gerne noch etwas üppiger ausstatten dürfen, vielleicht hätte ein alter Klassiker besser als Schlusssong in das Konzert gepasst als "Vorbei, vergessen, verzeihen". Sie ist, das hat ihr Auftritt beim Klostersommer eindrucksvoll bewiesen, von ihren Fans nicht vergessen. Während viele Schlagersternchen nach kurzen, kometenhaften Höhenflügen verglühen, ist Rosenberg geblieben, auch oder gerade weil sie eine Stimme hat, die identisch ist und ohne Steuerpult auskommt.