Die Mitglieder der Hospizgruppe feiern den 25. Geburtstag der Institution. Foto: Schneider Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Hospizgruppe Calw feiert 25-jähriges Bestehen / Nach wie vor unter dem Dach der Volkshochschule

"Zum Sterben ist genauso Hilfe und Unterstützung notwendig, wie bei der Geburt", schrieb Markus Wendel, Bürgermeister von Bad Teinach-Zavelstein zum 20-jährigen Bestehen der Calwer Hospizgruppe. Heute, im 25. Jahr seit ihrer Gründung, mag dies als ein Leitspruch für die ehrenamtlichen Mitglieder der Hospizgruppe dienen.

Calw. Die Gruppe bietet Sterbebegleitung an, vorrangig ambulant, damit todkranke Menschen zu Hause in ihrer gewohnten Umgebung sterben können.

Der Tod ist für viele Menschen ein Tabuthema, selbst die palliative Medizin, die nicht mehr die Krankheit heilt, sondern "nur" die Beschwerden eines Todkranken lindert, leitet ihren Namen vom lateinischen "palliare" ab: "mit einem Mantel bedecken". Umso härter trifft es Patienten und ihre Angehörigen, wenn die Diagnose einer unheilbaren Krankheit gestellt ist.

Heinz Hinse, Dozent für Hospizarbeit und zuletzt selbst Palliativpatient, beschreibt das Sterben als ein "Hin und Her zwischen Angst und Hoffnung, ein Auf und Ab zwischen Kraft und Schwäche und ein Gefühl der Abhängigkeit". Die Angehörigen werden diese Gefühle teilen und sich obendrein noch hilflos fühlen. Und genau da setzt die Arbeit der Hospizgruppe an.

Die Sterbebegleiter werden vom Kranken selbst, von seinen Angehörigen, den Pflegern oder seinem Arzt angefordert. Für die Begleitung gibt es keine festen Regeln. An oberster Stelle stehen die Wünsche des Kranken. "Manchmal geht es nur darum, da zu sein", erzählen die Mitglieder der Hospizgruppe, dem Sterbenden das Gefühl zu vermitteln nicht allein zu sein. "Wir bringen viel Zeit mit für Gespräche und Stille und Geduld zum Zuhören".

Unterstützung und Hilfe

Hospizarbeit bedeutet aber auch Unterstützung und Hilfe bei Ämtergängen, Trauer- und End-Lebensberatung. "Wir bieten monatlich eine allgemeine Beratung im Landratsamt Calw an", sagt Christa Hrubesch, Vorsitzende der Calwer Hospizgruppe, "und wir stellen eine umfassende Vorsorgemappe zur Verfügung". Darin enthalten sind Anleitungen zur Patienten- und Betreuungsverfügung, Behandlungsvereinbarung, Vorsorgevollmacht für Entscheidungen in persönlichen Angelegenheiten und Vollmacht für Rechtsgeschäfte, und Hinweise und Empfehlungen zur Selbstbestimmung am Lebensende.

Die Hospizgruppe lehnt Tötung auf Verlangen und Beihilfe zur Selbsttötung ab. Dabei ist aktive Sterbehilfe kein Tabuthema. "Wir diskutieren das", heißt es aus dem Kreis der Mitglieder. "Ich war immer auf dem Standpunkt, mein Lebensende selbst bestimmen zu wollen", erzählt ein Mitglied, "aber durch meine Arbeit in der Hospizgruppe habe ich meine Meinung geändert". Palliativmedizin und Sterbebegleitung lindern den physischen und seelischen Schmerz und die lange Zeit des Leidens, "der Tod selber dauert nur ein paar Sekunden".

Die Gründung der Calwer Hospizgruppe geht auf ein Seminarprogramm der Volkshochschule im Jahr 1993 zurück. Unter dem Titel "Wie kann ich mit Sterbenden umgehen, und wie sehe ich meinen eigenen Tod?" fanden damals an vier Abenden Seminare zum Themenkreis Sterbeerlebnisse, Hilfe für Sterbende und Abschied nehmen statt. Diese Seminare waren die Initialzündung zur Gründung der Hospizgruppe im Juni 1994. Heute, 25 Jahre später, steht die Gruppe nach wie vor unter dem Dach der Volkshochschule, sie schätzt die neutrale Plattform, die diese bietet und ihre Mitglieder treffen sich dort zwei Mal im Monat, um sich auszutauschen und ihre Begleitungen aufzuarbeiten. Am 2. Und 3. März findet in der Volkshochschule ein Seminar zum Thema Sterben und Sterbebegleitung statt. Interessierte sind willkommen, oder sie können an Wanderungen teilnehmen, die die Gruppe organisiert. Die nächste ist schon am 13. Januar: Treffpunkt Waldparkplatz Wimberg um 10.30 Uhr.

Um sich in ihrem silbernen Jubiläumsjahr sichtbar zu machen, sich zu Wort zu melden, hat die Gruppe drei Veranstaltungen übers Jahr organisiert: am 16. März ein Gospelkonzert in der Stadtkirche, am 7. Juni ein Theaterstück im Hermann-Hesse-Museum unter dem Titel "Sie werden lachen, es geht um den Tod" und im November eine theatrale Lesung "Oskar und die Dame in Rosa" nach dem Roman von Eric-Emanuel Schmitt.

Ein weiterer Höhepunkt im Jubiläumsjahr wird die Einweihung des stationären Hospiz in Nagold im September sein.

Sterbebegleitung ist nicht nur traurig oder schwer, "wir können auch lachen" heißt es einstimmig von den Mitgliedern der Hospizgruppe. Und letztlich geht es wohl darum, im Angesicht des Todes das Leben zu feiern.