Das Calwer Kino macht nach dem 2. Juni dicht. Foto: Klormann

Suche nach Investor in vergangenen Jahren erfolglos verlaufen. Am 2. Juni letzte Vorstellung.

Calw - In Calw gehen bald die Lichter aus – zumindest im örtlichen Kino. Anfang Juni schließt das Lichtspielhaus seine Pforten. Das erklärte die Betreiberfirma am Dienstagnachmittag.

So richtig überraschend kommt die Nachricht im Prinzip nicht. Und doch dürfte es für alle Film-Fans ein kleiner Schock sein: Das Calwer Kino zeigt am 2. Juni den allerletzten Film. "Da sich der Betrieb eines Ein-Saal-Hauses als immer schwieriger darstellt und ein größerer Neubau wirtschaftlich nicht realisierbar war, wurde die Entscheidung seitens Kinostar trotz großer Verbundenheit zur Stadt Calw nun getroffen", erklärte Michael Rösch, Geschäftsführer des Betreibers Kinostar Theater GmbH, Stuttgart, am Dienstagnachmittag in einer Pressemitteilung. "Wir danken ausdrücklich der Stadt Calw, insbesondere Herrn Oberbürgermeister Ralf Eggert, für die gute Zusammenarbeit und sein Engagement und bedanken uns bei allen Besuchern." Die Stadtverwaltung und der Gemeinderat habe das Kino immer "vorbildlich und großartig" unterstützt, lobt Rösch.

An sich hätte man das Kino gerne weiter betrieben, betont er auf Anfrage unserer Zeitung. Bereits seit längerem war jedoch klar, dass das Calwer Kino am jetzigen Standort spätestens weichen müsste, sollte dereinst der Tunnel vom Adlereck zum Brühl gebaut werden. Der Ausgang soll genau dort wieder ans Licht führen, wo heute noch Badischer Hof und Kino stehen. Die Crux dabei: Eigentlich müsste man dringend in das alternde Gebäude investieren. Gerade die Aussicht darauf, dass das Gebäude in einigen Jahren – eben sobald der Tunnel kommt – aber ohnehin Geschichte sein wird, macht die Sache für einen Investor natürlich nicht gerade attraktiv. "Da würde es keine Perspektive geben, das Geld, das man investiert, wiederzubekommen", erklärt Rösch.

Ein Investor, der ein neues Gebäude erstellt oder zur Verfügung stellt, wurde ebenfalls lange gesucht – ohne Erfolg. "Das ist sehr schade. Wir haben das Kino mehr als 20 Jahre lang betrieben", bedauert er. Die Schließung bedeute aber nicht, dass man sich generell gegen den Standort Calw stelle, sagt Rösch. "Wenn sich die Möglichkeit ergeben würde, wären wir interessiert", betont er. Nur müsste ein passender Ort her. Und eben ein Investor.

Wie genau der Abschied des Calwer Kinos ablaufen wird, stehe noch nicht fest. Der letzte Film aber schon: die Realverfilmung des Zeichentrickfilms Aladdin, die am 23. Mai das erste Mal gezeigt wird – und am 2. Juni das letzte Mal. Den Zeitpunkt der Schließung habe man bewusst so gewählt. "Wir wollten das Frühjahr noch mitnehmen", erklärt Rösch. Und aufhören, bevor das ohnehin schleppende Sommergeschäft beginnt.

Kinostar, vor mehr 20 Jahren gegründet, betreibt derzeit noch fünf Lichtspielhäuser, außer in Calw noch in Heilbronn, Bretten, Mosbach und Neckarsulm.

Auf die Nachricht, dass das Kino nun endgültig seine Pforten schließt, reagierte Calws Oberbürgermeister Ralf Eggert am Dienstagnachmittag nicht überrascht. Er war kurz vor der Anfrage unserer Zeitung von Rösch informiert worden.

Eggert: "Heißt nicht, dass das so bleiben muss"

Doch auch angesichts der Situation, wie sie sich seit einiger Zeit für Lichtspielhäuser darstelle, wundert ihn der Schritt des Kinobetreibers kaum. 2018 sei ein schwieriges Jahr für die Kinobranche im Allgemeinen gewesen. Der Trend, lieber zu Hause Filme zu sehen, zeichne sich nachgewiesenermaßen bereits länger ab. Streamingdienste wie Netflix und Co. erschwerten den Betreibern von Lichtspielhäusern das Geschäft; in technischer Hinsicht stehe die Ausstattung, die mittlerweile jeder für sich daheim erwerben könne, der Technik vieler Kinos kaum noch nach.

"Das heißt aber nicht, dass das dauerhaft so bleiben muss", ist Eggert überzeugt. Denn das Kinoerlebnis mit Popcorn, Publikum und überhaupt der ganzen Atmosphäre lasse sich zu Hause nicht nachstellen. Der OB glaubt deshalb auch, dass das Pendel zugunsten der Kinos eines Tages wieder umschwinge – vielleicht dann, wenn Streamingdienste nichts Besonderes mehr seien, sondern ähnlich dem Fernsehen zu etwas Alltäglichem würden. Oder, wenn die Lichtspielhäuser mit einer neuen Technik aufwarteten, an die heute noch niemand denken könne.

Rösch halte er zugute, dass Kinostar das Kino in Calw in den vergangenen Jahren nicht mehr mit großem Gewinn betrieben, sondern eher gerade kostendeckend gearbeitet habe – "weil diese Menschen Kino lieben", sagt Eggert. Zudem habe die Firma zusammen mit der Stadt lange versucht, einen Investor zu finden. Trotz einiger Gespräche sei daraus aber nichts geworden.