Burgenprojekt: An 74 Plätzen bringt vom Kreisarchiv herausgegebener reich bebilderter Band Licht ins Dunkel der Vergangenheit

Seit 2016 befasst sich Calws Kreisarchivar Martin Frieß mit anderen Forschern zusammen vertieft mit den Sitzen sowie Niederlassungen des Adels, die es im Landkreis Calw gab oder als Bauten, Standorte sowie Ruinen noch gibt.

Calw. Als Ergebnis erscheint im November das unter seiner Redaktion bei Mitwirkung des Burgenforschers Christoph Morrissey als dem Hauptautoren entstandene, 304-seitige Buch "Steinhaus, Rittergut und Adelssitz" mit dem Untertitel "Burgen und Schlösser im Landkreis Calw".

Hergestellt wird der bunt bebilderte Band zum Abschluss des kurz "Burgenprojekt" genannten vierjährigen Forschungs- und Dokumentations-Vorhabens in einer Auflage von 999 Exemplaren vom Thorbecke-Verlag. Herausgeber ist Martin Frieß für das Kreisarchiv beim Landkreis Calw. In etwa acht Wochen wird das Werk – je nach dem, was die Corona-Vorschriften zulassen – im Landratsamt in der Vogteistraße öffentlich präsentiert.

Rund 30 Ehrenamtliche

Gefördert wurde das Buch von der Sparkasse Pforzheim Calw mit einem Zuschuss von 10 000 Euro, sodass der Kaufpreis mit um die 25 Euro erschwinglich bleibt. Insgesamt haben neun Autoren und zusätzlich noch einige Bild-Autoren mitgewirkt. Auch rund 30 Ehrenamtliche, die sich mit der Heimatgeschichte befassen, haben ihre Kenntnisse über die Burgen und Schlösser sowie ehemalige Standorte eingebracht und Material zur Verfügung gestellt. Beschrieben werden samt historische Hintergründe 74 Objekte oder Plätze ehemaliger Standorte. Unter 350 Abbildungen sind neben Fotos auch eine ganze Reihe von Timm Radt gefertigte, bisher unveröffentlichte Grundrisszeichnungen, Ansichten und Rekonstruktionen von den teils bis heute als Ruinen eindrucksvollen Bauten.

Selbst die Sagen zu den einstigen Schlössern und Burgen kommen nicht zu kurz: Diese wurden von Jiri Hönes beigesteuert. Alle beschriebenen Objekte liegen mit einer Ausnahme im Landkreis Calw. Aber die ehemalige Burg Steinberg außerhalb zwischen Sulz und Oberjettigen stand nicht nur fast auf der Grenze, sondern wurde an das Kloster Reuthin in Wildberg verkauft. Allerdings ist heute nur noch der Graben erkennbar.

Nur schwer abgrenzbar

Wehrkirchen – oft nur schwer abgrenzbar zu Kirchenburgen – oder der spätere Hof Georgenau haben ebenfalls Einzug in das Buch gefunden. Ein Register hilft, die Suche nach bestimmten Namen, Sachverhalten oder Örtlichkeiten zu erleichtern.

Zwei Drittel der beschriebenen Plätze liegen im oder um das Nagoldtal. Dazu gehören Bad Liebenzell ebenso wie Altensteig. Letztere bezeichnet Frieß als seine "Lieblingsburg, die hervorragend restauriert das Mittelalter pur zeigt". Auf der Höhe steht im Schömberger Ortsteil Langenbrand die Ulrichskirche, bei der es sich um eine Wehrkirche handelt. Aber auch die Fautsburg, das nicht mehr als solches existente Calmbacher Schlössle im Enztal oder die kleinen herzoglichen Jagdschlösser auf der Enz-Nagold-Platte wie der größere derartige Bau im Kloster Hirsau sind nicht vergessen.

Doch warum erscheint das Buch über die Sitze des Adels und deren sonstige Niederlassungen im Kreis Calw nicht mit glatten 1000 Exemplaren Auflage, sondern mit krummen 999? Hier stoßen ganz einfach schwäbische Sparsamkeit und (badisch-)schwäbische Großzügigkeit aufeinander. Grund sind laut Kreisarchivar die Kosten: Bis zu 999 Exemplaren überlässt das baden-württembergische Landesmedienzentrum Bildmaterial für die historische Veröffentlichung kostenlos. Bei größerer Auflage muss man ganz nett dafür berappen.