Beim Abschied von Bernhard Mann (sitzend), der keiner ist, zollten seine Wegbegleiter (von links) DRK-Kreisgeschäftsführer Thomas Seeger, Rettungsdienstleiter Werner Schwemmle, Betriebsrat Alexander Krauß, Präsident Walter Beuerle und der Leiter der ILS Michael Rentschler großen Respekt und Anerkennung für die Pionierleistungen. Foto: Stocker Foto: Schwarzwälder Bote

Retter: Bernhard Mann begann vor 45 Jahren mit Bleistift / Entwicklung im DRK-Kreisverband maßgeblich geprägt

Eigentlich ist Bernhard Mann seit Anfang Juni im Ruhestand. Doch der eingefleischte Rettungssanitäter und Leitstellen-Pionier bleibt auch nach 45 Berufsjahren dem Calwer Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes treu.

Kreis Calw. "Wir sind froh und dankbar über seine weitere Aktivität", betont DRK-Präsident Walter Beuerle. Manns Erfahrungsschatz aus viereinhalb Jahrzehnten Rettungsdienst habe die Entwicklung des Kreisverbandes geprägt. Vor allem die Integrierte Leitstelle ILS, die erste in Baden-Württemberg, trage seine Handschrift.

Rettungswagen von der Olympiade in München im Kreis Calw

Zu Beginn nahm er eingehende Notrufe noch mit dem Bleistift auf – damals noch im Ziegelweg. Dort hatte das DRK seine erste Leitstelle gebaut, nachdem die Räumlichkeiten im Landratsamt für seine Aufgaben zu klein geworden waren. "Das war alles eine fließende Entwicklung, bei der anfangs die Leitstelle nur tagsüber besetzt war und mit dem Krankenhaus koordiniert wurde", sagt der frisch gebackene Ruheständler und erinnert sich zudem daran, dass Samstagsdienste erst später eingeführt wurden. Er war schon beinahe 20 Jahre bei der zentralen Notrufannahme, ehe diese Anfang der 90er-Jahre in den EDV-Betrieb überging.

Vor 13 Jahren wurde die Integrierte Leitstelle an ihrem heutigen Standort im Stammheimer Feld eingerichtet und zur modernen Notrufzentrale mit elektronischer Erfassung, digitaler Alarmierung und Tunnelüberwachung ausgebaut.

"Er war seiner Zeit absolut voraus und mit dem Aufbau der heutigen ILS mit Informationssystem nicht nur Vorreiter, sondern er kümmerte sich als Betriebsrat und dessen Vorsitzender auch um den Arbeitnehmerschutz", würdigte sein Mitstreiter in diesem Gremium, Alexander Krauß, das Engagement des Ruheständlers. Er unterstrich die heute nicht mehr übliche, langjährige Treue von Mann, der zudem schon in den 90er Jahren die 24-Stunden-Besetzung eines zweiten Rettungswagens durchsetzte.

Schon in seinem ersten Jahrzehnt baute der rührige Rotkreuzler zusammen mit Ärzten die Notarztversorgung aus. "Zwei Jahre nach der Olympiade in München erhielten wir zwei Rettungswagen aus dieser Veranstaltung, aber es fehlte Personal. Und Notarztwagen gab es noch nicht", beschreibt Mann die Initialzündung dafür.

Außerdem ist der heute 63-Jährige, der im Lauf seiner Dienstzeit beim DRK die mehrstufigen Ausbildungen bis zum Rettungsassistenten absolvierte, einer der wenigen Rettungsdienstmitarbeiter, die einen Einsatz im Ausland absolvierten. Das geht auf seine ursprüngliche Berufsausbildung zum Zimmermann zurück.

Zum Wiederaufbau nach Erdbeben nach Armenien gereist

"Der DRK-Landesverband suchte Leute aus Handwerk und Bau, die nach dem Erdbeben in Armenien zum Wiederaufbau gingen", fasst er selbst die Erlebnisse von 1989 zusammen, in deren Rahmen er mit Kollegen vier Wochen lang täglich sieben Fertighäuser in Spitak errichtete.

Noch vor der Jahrtausendwende absolvierte der Leitstellen-Pionier Lehrgänge der Feuerwehr und brachte als Zugführer diese Kenntnisse in die Arbeit der ILS ein, zumal diese für beide Organisationen die Alarmierung koordiniert.

"Neben den beruflichen Anforderungen engagierte sich Bernhard Mann zusätzlich ehrenamtlich im Ortsverband und der Bereitschaft von Neubulach", zollt ihm Walter Beuerle, einst Schultes der Bergwerksstadt, Respekt und Anerkennung. Im Rahmen der so genannten geringfügigen Beschäftigung bestreitet der "Unruheständler" auch weiterhin seinen Dienst in der ILS und bekundet, dass das DRK längst zu seiner Berufung geworden sei.