An der Seeäckerschule herrscht derzeit aktuer Personalmangel. Foto: Ebersbach

Mehrere Kollegen an der Seeäckerschule gleichzeitig erkrankt. Einzelne Tage frei.

Calw-Stammheim - Ein Lehrer ist krank, ein paar Schulstunden müssen ausfallen. So weit nicht unbedingt ungewöhnlich. An der Seeäckerschule aber hat das inzwischen ganz andere Ausmaße angenommen: Dort sind so viele Lehrkräfte gleichzeitig erkrankt, dass ganze Klassen einzelne Tage frei haben.

"In der aktuellen Situation müssen wir den Stundenplan weiter einschränken", steht in einem Schreiben, das dem Schwarzwälder Boten vorliegt. Dieses ging an die Eltern, deren Kinder an die Seeäckerschule in Stammheim gehen. Darunter sind Tage aufgelistet, an denen für bestimmte Klassen der Unterricht früher endet, später beginnt oder gar ganz entfällt. Es bezieht sich auf die Zeit zwischen 7. und 14. Oktober. Allein in dieser Zeit haben die Fünftklässler zwei Tage schulfrei, die Siebtklässler ebenfalls, einige andere Klassenstufen einmal. Mitten im Schuljahr, während alle anderen den Unterricht besuchen.

Mutter: "Meine Tochter hat ein Recht auf Bildung"

Die Mutter einer Schülerin möchte diesen Zustand nicht hinnehmen. "Meine Tochter hat ein Recht auf Bildung", echauffiert sie sich gegenüber unserer Zeitung. Besonders schwer wiege ihres Erachtens die Tatsache, dass es sich bei der Seeäckerschule um eine Schule für förderungsbedürftige Kinder handelt - und insbesondere für diese sei es eine Katastrophe, weniger Unterricht zu haben, findet die Mutter. Doch woran liegt es, dass an der Förderschule momentan ein solcher Zustand herrscht? Das habe zwei Gründe, erklärt Volker Traub, leitender Schulamtsdirektor des staatlichen Schulamts Pforzheim. Zum einen herrsche generell ein Bewerbermangel an sonderpädagogischen Schulen, wodurch die Personalsituation ohnehin schon angespannt sei. Und dann komme noch hinzu, dass an der Seeäckerschule sechs Lehrer gleichzeitig erkrankt seien - einige davon kurzfristig, andere fallen aller Wahrscheinlichkeit nach länger aus. "Sowas kann nicht geräuschlos vorübergehen", meint er. Die Lage an der Schule habe sich immer weiter zugespitzt - "aber wir sind nicht untätig geblieben", schiebt Traub gleich hinterher.

Schnell habe das Schulamt per Ausschreibung Vertretungskräfte gesucht - und auch gefunden. Bisher fünf Kollegen, ein sechster ist geplant. Doch bis die Ausschreibung raus ist, Bewerbungen eingegangen sind und schließlich der Vertrag unterschrieben ist, dauere es eben seine Zeit, erklärt Traub. Zumal man erst einmal geeignetes Personal finden müsse, wo doch allgemein ein Lehrermangel herrscht. Das Schulamt habe auch andere Schulen "angezapft", meint der Schulamtsdirektor. Sprich: Lehrer für einzelne Stunden "ausgeliehen".

Bei Bedarf weitere Maßnahmen ergreifen

Dass trotz aller Bemühungen der Unterricht zeitweise eingeschränkt werden müsse, sei für Traub eine zwangsläufige Konsequenz. Sind ein, zwei Lehrer krank, können das die Kollegen durch Mehrstunden ausgleichen oder man legt Klassen zusammen, erläutert er. An der Seeäckerschule erkrankten aber fünf. Und dann auch noch Schulleiterin Janina Keck. "Das war dann der Gipfel", meint Traub. Eine solche Häufung sei auch für die Vertreter des staatlichen Schulamts eine Ausnahme und eine Herausforderung, betont er. "Und die Eltern erschrecken sich natürlich." Zu jedem Zeitpunkt sei aber die Betreuung der Kinder gewährleistet gewesen. Auf Wunsch wurden sie beispielsweise auf andere Klassen verteilt.

Traub zeigt sich optimistisch, dass nun bald eine Besserung in Sicht sei. Würde sich die Krise weiter verfestigen, werde man weitere Maßnahmen ergreifen, verspricht er. "Aber jetzt muss schnellstmöglich Ruhe einkehren."

Was den Lehrermangel, speziell an Förderschulen anbelangt, wird das nicht so bald der Fall sein. "Es gibt einfach keine Bewerber, das ist Realität in diesen Zeiten." Während man Lehrkräfte zum Beispiel eines Gymnasiums ohne größere Schwierigkeiten auch an Grundschulen beschäftigen könne, gelten für sonderpädagogische Einrichtungen spezielle Anforderungen. "Es ist personell sehr, sehr schwierig."