Die Kammersinfonie Calw brachte bei ihrem Sommerkonzert in der Stadtkirche zwei Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy zu Gehör. Foto: Schwarzwälder-Bote

Kammersinfonie Calw spielen zwei Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy bei ihrem Sommerkonzert

Von Peter Schlang

Calw. Die Kammersinfonie Calw hatte zu ihrem Sommerkonzert in die Calwer Stadtkirche geladen. Unter der Leitung von Bezirkskantor Martin W. Hagner erklangen zwei Werke Felix Mendelssohn Bartholdys, die Konzertouvertüre "Die Hebriden" und die 3. Sinfonie in a-moll, die "Schottische".

Beide Werke sind auf Mendelssohn Bartholdys erster England-Reise zurückzuführen, die er 1829 als 20-Jähriger unternommen und die ihn bis in den Nordwesten Schottlands und auf die Hebrideninseln geführt hatte. Geschichtsträchtige Burgen und Kirchenruinen, die herbe Landschaft und die raue See beeindruckten ihn so stark, dass er noch vor Ort mit den ersten Entwürfen zu den beiden Kompositionen begann.

Bevor das Orchester mit den ersten Tönen die Hebrideninseln wie aus dem Nebel auftauchen ließ, stimmte der Dirigent die erwartungsfrohen Zuhörer mit einer kurzen Einführung auf das Programm des Abends ein. Gleich zu Beginn der Ouvertüre erklang deren Hauptthema in zügigem Tempo in der Tiefe der Celli, Bratschen und Fagotte, während Bläser und Violinen lange leuchtend-hohe Töne aushielten, die die Szenerie fahl ausleuchteten.

Bis zum ersten Fortissimo spannte die Kammersinfonie einen schönen Spannungsbogen, in dem auch Pauken und Trompeten ihre Klangpracht entfalteten. Eine besondere Färbung erhielt der Bläserklang hier und an den nachfolgenden Stellen durch die Barocktrompeten, die Hagner statt der sonst in einem modernen Orchester üblichen Klappentrompeten gewählt hatte. Die vom Bläserchor gespielten Fanfaren, die immer wieder über laufenden Triolen und Sechzehnteltremoli der Streicher zu hören und sehr dynamisch und äußerst differenziert gespielt waren, erweckten die Assoziation an Nebelhörner, die von Schiffen ausgesendet werden sowie deren Echoantworten.

Mit Mendelssohns Schottischer Sinfonie hatte man sich ein großes Werk mit nicht wenigen technischen Schwierigkeiten vorgenommen, die ein aus Laien bestehendes Orchester eigentlich an seine Grenzen führen. Die um einige Gäste ergänzte Kammersinfonie zeigte sich den immensen Anforderungen aber weitgehend gewachsen, wozu neben den erwähnten Trompetern nicht zuletzt die beiden Oboisten und vor allem Konzertmeister Gerd Uwe Klein beitrug, der mit seinem einfühlsamen und dynamisch-atmenden Musizieren auf den ganzen Streicherapparat des Orchesters ansteckend wirkte und sie zu einer bemerkenswerten Leistung anfeuerte.

Hagner verstand es, die dezente Melancholie des ersten Satzes mit ihrem klagenden, wehmütigen Unterton deutlich hörbar zu machen, auch wenn den etwas langsameren Partien etwas mehr Ruhe gut getan hätte.

Dagegen nahm er im zweiten und letzten Satz die Tempi nicht ganz so zügig wie vorgeschrieben, wodurch den Musikern aber ein spannungsgeladenes und sehr lebendiges Musizieren gelang, das die Intentionen Mendelssohn Bartholdys gut zur Geltung kommen ließ.

Dynamisch sehr differenziert arbeitete Hagner die Strukturen der Musik heraus, was die teils komplexe Partitur Mendelssohn Bartholdys sehr durchhörbar machte. Der dazwischen liegende elegische, mit "Adagio" überschriebene, dritte Satz mit seinen liedhaften Melodiebögen wurde sehr kantabel vorgetragen und verschaffte den Zuhörern vor dem Sturm des letzten Satzes noch einmal ein lyrisches Innehalten.

Die begeisterten Zuhörer bedankten sich mit lang anhaltendem Applaus bei der Kammersinfonie Calw und ihrem Leiter Martin W. Hagner.